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Giftspur

Giftspur

Titel: Giftspur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Holbe
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Wenn er von der wieder aufgeflammten Affäre nichts wusste, kommt ihm das ja zugute.«
    »Er kann davon nichts wissen, er darf es nicht«, hauchte Vera verzweifelt, und Sabine gab ihr mit einem sanften Kopfschütteln zu verstehen, dass es hierzu keinen Anlass gab. Vorerst nicht.
    »Hat diese Giftziege Sie auf mich gehetzt?«, fragte die Frau, nachdem sie sich geschneuzt und ihre Augenwinkel trockengetupft hatte. Mit dem Kopf vollzog sie eine Bewegung in Richtung des Haupthauses.
    »Frau Reitmeyer? Wieso sollte sie das tun?«
    »Da fallen mir eine Menge Gründe ein«, erwiderte Vera mit vielsagender Miene, sprach jedoch nicht weiter.
    »Wer A sagt, muss auch B sagen«, schaltete sich Angersbach ein und rang sich einen charmanten Blick ab.
    »Na schön.« Vera ging einige Schritte, bis sie vor dem Schaufenster wieder zum Stehen kam. Ihre Hand vollzog einen ausladenden Bogen, beinahe hundertachtzig Grad, der das gesamte Blickfeld abdeckte.
    »All das hier gehört jetzt ihr«, sprach sie weiter, und ihre Stimme verfinsterte sich, »und es ist niemand mehr da, der ihr das streitig machen könnte.«
    »Ist sie nicht ohnehin Mitinhaberin?«, fragte Angersbach, der neben sie getreten war und mit zusammengekniffenen Augen nach draußen blickte.
    »Teilen ist nicht Claudias Stärke, glauben Sie mir.« Vera lachte abfällig. »Mir liegt nichts an irdischen Gütern.« Ihr Blick verklärte sich. »Wenn wir sterben, nehmen wir nichts mit als unser Gewissen. Es sollte demnach so unbelastet wie möglich sein.«
    »Ansichtssache«, brummte Angersbach, »worauf wollen Sie hinaus?«
    Wieder vollkommen sachlich, schloss Vera: »Ulf wollte mich heiraten, dann hätte Claudia hier nicht länger die Königin mimen können. Keine Ahnung, ob sie davon Wind bekommen hat.« Sie zuckte mit den Achseln. »Letzten Endes ist es wohl auch egal.«
    Doch so gleichgültig Vera Finke diesem Fakt auch gegenüberzustehen vorgab, für die beiden Kommissare war es alles andere als egal.
     
    Der Rückweg zur Polizeistation dauerte länger als am verkehrsarmen Sonntag, der Lada stand beinahe an jeder Ampel, und so bot sich Angersbach und Kaufmann genügend Gelegenheit, um das eben in Erfahrung Gebrachte zu reflektieren. Sie waren sich einig, dass es an Motiven nicht mangelte und sich gewiss noch einiges mehr zutage fördern ließe. Doch selbst ein Dutzend Motive machten noch keinen Mord.
    Endlich erreichten sie den Riedweg, und Ralph bugsierte den Geländewagen gekonnt in die enge Parklücke zwischen Sabines Twizy und einem Besucherfahrzeug. Teuer, klobig, mit einer Perleffektlackierung irgendwo zwischen Anthrazit und Schwarz. Ein Jaguar, wie die Kommissarin auf den zweiten Blick feststellte. Sie war sich mit einem Mal sicher, dass es sich um den Wagen handelte, der ihnen vorhin auf dem Reitmeyer-Anwesen entgegengeprescht war.
    »Gut, dass Sie da sind!«, rief Weitzel, sobald er die beiden erblickte, und eilte auf sie zu.
    »Das hört man gerne«, schmunzelte Angersbach. »Hat Ihre Freude einen besonderen Grund, oder ist es nur, weil wir so tolle Vorgesetzte sind?«
    »Bei Ihnen weiß ich das noch nicht«, gab Weitzel ein wenig unsicher zurück, »aber gegen Frau Kaufmann müssen Sie sich mächtig ins Zeug legen.«
    Schleimer.
Dennoch konnte sich Sabine ein Grinsen nicht verkneifen. Bei den Kollegen hatte sie die Nase also vorn, es bestand Grund zur Hoffnung. Und im Vergleich zu gestern war Angersbach bisher lammfromm.
    »Dann schießen Sie mal los«, forderte sie Weitzel auf.
    »Dr. Hack hat nun fast alle Ergebnisse vorliegen, und er bleibt dabei, dass es keine Anzeichen für ein Fremdverschulden gibt.«
    »Keine Vorerkrankungen, keine Gifte, kein Drogenmissbrauch also«, murmelte Angersbach nachdenklich und schien im Geiste die Standardprozeduren durchzugehen, die in rechtsmedizinischen Verfahren Anwendung fanden. Mit der Zeit, so wusste Sabine, lernte man die Abläufe kennen, wenn auch nur widerwillig. An die Geräusche und Gerüche, die ein toter Mensch vom Tatort bis in den Sektionssaal produzierte, würde sie sich niemals gewöhnen.
    Und falls doch einmal, dann schmeißt du den Job hin,
das hatte sie sich geschworen
    »Über Vorerkrankungen kann Hack nichts sagen«, widersprach Weitzel dem Kommissar. »Außerdem besteht er auf weiteren Tests. Reitmeyers innere Maschinerie sei viel zu gesund, um einfach so zu versagen, so hat er sich ausgedrückt. Er wartet übrigens noch immer auf die Befunde des Hausarztes.«
    »Dürfte schwierig werden«, gab

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