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Giftspur

Giftspur

Titel: Giftspur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Holbe
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der Vilbeler Mordkommission gescheitert!‹
Muss ich deutlicher werden?«
    »Wir wissen doch erst seit eben definitiv, dass es sich auch bei Reitmeyer um Mord handelt«, verteidigte Sabine sich pikiert.
    Ralph nickte. »Eben.«
    Ein drängelnder Vorgesetzter, der saubere Ermittlungsarbeit hintanstellte, um der Presse zu schmeicheln – das konnte er auf den Tod nicht ausstehen. Plötzlich vermisste er das Präsidium in Gießen, verdrängte diese Sehnsucht dann aber rasch wieder, denn niemand würde ihn aus dem Hier und Jetzt befreien.
    »Wie auch immer, wir reden trotzdem von drei vertanen Tagen. Wenn Sie intuitiv jemanden verhaften müssten, wer wäre das?« Schultes bohrender Blick traf erst Ralph und wanderte dann weiter zu Sabine. Keiner der beiden antwortete zunächst, wobei Angersbach insgeheim darauf hoffte, dass seine sonst so wortgewandte Kollegin entweder eine diplomatische Antwort parat hatte oder ihm nicht widersprach, wenn er zuerst einen Namen nannte.
    »Ich höre?« Schulte meinte es tatsächlich ernst.
    »Niemand hat ein offensichtliches Motiv für beide Morde«, kam endlich die herbeigesehnte Diplomatie seiner Kollegin zum Tragen, und Ralph atmete auf.
    »Und doch sind beide tot«, widersprach ihr Vorgesetzter. Er schien an diesem Punkt festzuhängen wie eine Diamantnadel auf einer verkratzten Vinylscheibe. Angersbach entschied, dem mürrischen Tonabnehmer einen Impuls zu geben.
    »Wir hatten vorhin ein recht interessantes Gespräch mit einer Nachbarin Köttings«, begann er und registrierte in den Augenwinkeln ein dezentes Nicken seiner Kollegin.
    »Sie reden von dieser Blinden?«, vergewisserte sich Schulte hastig, und Ralph bejahte.
    »Auch so ein Problem«, seufzte der Chef und raufte sich die Haare. »Wie
kann
so etwas passieren? Wer ist dafür verantwortlich, dass man diese Frau nicht gleich befragt hat?«
    »Zweitrangig«, erwiderte Angersbach, obgleich er sich bewusst war, dass seine Kollegin diese Sache nicht auf sich beruhen lassen würde. »Nach den heutigen Erkenntnissen deutet einiges auf Vera Finke.«
    »Die Bioladen-Tante?«
    »Präzise.« In knappen Sätzen fasste Angersbach die Quintessenz der Aussagen bezüglich minderwertiger Lebensmittel zusammen. Er schloss mit den Worten: »Kötting hat von dem Betrug gewusst und wollte womöglich dagegen vorgehen. Sollte die Finke mit drinstecken, hätte er für sie durchaus zur Bedrohung werden können, oder?«
    »Mittel und Alibi?«
    »Ihr Ehemann schützt sie«, überlegte Sabine laut, »der Rest bleibt zu klären. Möglicherweise bekommen wir ihn aber zum Schwanken, wenn wir ihre aktuelle Beziehung zu Reitmeyer oft genug thematisieren. Verletzter Stolz bei Männern«, sie schmunzelte, »ich möchte niemandem zu nahe treten, aber die Chancen stehen nicht schlecht.«
    »Wieso ist sie dann noch auf freiem Fuß?«, herrschte Schulte sie an, und sowohl Sabine als auch Ralph zuckten erschrocken zusammen.
    »Die Luft bleibt verdammt dünn«, setzte Ralph zu einer Erklärung an, doch davon wollte Schulte nichts wissen.
    »Ich erledige den Papierkram, und Sie kassieren die Finke ein.«
    »Jetzt sofort?«
Der Kommissar neigte den Kopf demonstrativ in Richtung seiner Armbanduhr und runzelte die Stirn.
    »Morgen früh als erste Amtshandlung. Haben wir uns verstanden?«
    »Hm.« Sosehr Schulte auf eine Verhaftung drängte, umso größer wurden plötzlich die Zweifel, die sich in Angersbach breitmachten. Doch er kannte den Boss und wusste, dass es sinnlos wäre, ihn umzustimmen zu versuchen. Mit gemischten Gefühlen verließen die beiden die Polizeidirektion.
     
    Sabine schaltete das Autoradio ein, und es ertönten die Verkehrsmeldungen. Halb acht, verriet ihr die Digitalanzeige, allerhöchste Zeit für einen Imbiss. Die Kommissarin rief ihre Erinnerung ab, Okarben lag direkt an der B 3 und praktisch auf halbem Weg nach Bad Vilbel hinein.
    »Wo gehen wir denn jetzt hin?«, fragte Angersbach wie aufs Stichwort und rieb sich den Magen. Eine Subway-Reklame tauchte auf, daneben ein McDonald’s-Logo, aber beides waren heute keine Optionen für Sabine. Spontan antwortete sie: »Sieht wohl so aus, als müsste Ihre Küche fürs Nudelkochen herhalten.«
    »Wie bitte?«
    Angersbachs entgeisterter Gesichtsausdruck machte ihr beinahe Angst, er könne seinen gesamten Teint verlieren, und für eine Sekunde bereute sie ihren Vorstoß bereits. Dann sprach er zerknirscht weiter: »Das haben Sie ja geschickt eingefädelt.«
    »Ich weiß überhaupt nicht, was Sie

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