Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Giftspur

Giftspur

Titel: Giftspur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Holbe
Vom Netzwerk:
kann Ihnen den Tag nicht mehr sagen. Letzte, vorletzte Woche, glaube ich.«
    »Und zu Herrn Reitmeyer?«
    Finsterer hätte seine Miene kaum werden können. Wie von schwarzvioletten Gewitterwolken verhangen, trübte sich Herzbergs Blick, und wie ein fernes Donnergrollen kam seine Antwort. »Kein Kontakt. Niemals!«
    »Das erklären Sie uns bitte genauer«, forderte Angersbach.
    »Ulf Reitmeyer hat mein Leben zerstört«, kam es verbittert. »Sie werden das ohnehin herausfinden, also kann ich’s Ihnen auch selber sagen. Er hat mir die Frau ausgespannt, die Tochter abspenstig gemacht und zu guter Letzt gekündigt. Noch Fragen?«
    Der Vierzigtonner war zurückgekehrt, wie Sabine feststellen musste, nur diesmal aus einer völlig unerwarteten Richtung. Ihr Herz begann zu pochen, und sie überlegte fieberhaft nach einer angemessenen Gegenfrage. Doch Angersbach war schneller.
    »Claudia ist also Ihre Tochter?«
    Das Offensichtliche hätte ich auch selbst hinterfragen können.
    »Ja und nein«, entgegnete Herzberg resigniert. »Mittlerweile hat sie sich ja sogar in den Familienstammbaum adoptiert. Aber darüber möchte ich nicht weiter reden.«
    »Das können wir Ihnen leider nicht ersparen«, erwiderte Sabine leise, aber bestimmt.
    »Was soll ich denn dazu noch sagen?«, empörte sich Herzberg, und seine Wangen röteten sich. Tatsächlich meinte Sabine sogar, eben, als seine Wortfolge an Tempo gewann, ein leichtes Lallen herausgehört zu haben, und sie blinzelte neugierig zu Angersbach. Dieser fixierte Herzberg wie ein Raubvogel seine Beute, während Herzberg fortfuhr: »Meine Frau ist tot, und zu Claudia habe ich kaum mehr Kontakt. Ende der Geschichte. Ob ich froh bin, dass es Ulf erwischt hat? Ich werde deshalb jedenfalls nicht in Tränen ausbrechen, habe allerdings nichts damit zu tun. Maltes Tod allerdings trifft mich sehr.« Er schluckte und sprach nicht weiter.
    »Sie waren mehr als Kollegen, nicht wahr?«, fragte Sabine weiter.
    »Wir waren Freunde«, nickte Herzberg, und sein Blick wurde noch glasiger. »Malte war mein einziger richtig guter Freund. Bitte, ich möchte mich jetzt wirklich nicht darüber unterhalten.«
    »Wir machen es so kurz wie möglich«, beharrte sie, dankbar, dass Angersbach ihr behutsames Vorgehen nicht mit einem weiteren Manöver durchbrach.
    »Na gut«, gab sich Herzberg düsteren Blickes geschlagen.
    »Sie waren Arbeitskollegen auf dem Tannenhof und hatten demnach beide Einblick in das Geschehen. Mir kam es wie ein florierender Betrieb vor, weshalb die Kündigungen?«
    »So weit reichte unser Einblick nun auch wieder nicht«, antwortete Herzberg. »Hintergründe, Interna und alles, was über den eigenen Arbeitsbereich hinausging, wurden nicht öffentlich besprochen.« Er zischte abfällig. »Selbst Becker überblickt bei weitem nicht alles. Aber das liegt alles hinter mir.
Mein
e Kündigung habe ich damals jedenfalls selbst ausgesprochen.«
    »Sagten Sie nicht, dass Ihnen gekündigt wurde?«
    »Ich war schneller.« Herzberg lächelte freudlos, aber seine Augen blitzten auf. »Gerade rechtzeitig, bevor mir Ulf damit kommen konnte.«
    »Wann und warum hat sich das abgespielt?«
    »Vor einigen Monaten. Warum? Weil mich alles angekotzt hat.« Er verzog das Gesicht.
    »Die Arbeit?«
    »Die Reitmeyers. Dieses ganze verdammte Konglomerat aus Intriganz und Selbstgerechtigkeit. Im Grunde habe ich es nur so lange ausgehalten, weil Malte und ich so gut miteinander auskamen. Dass er nun auch auf der Abschussliste stand, habe ich erst am Sonntagabend erfahren.«
    »Moment, Sonntag
abend?
« Sabine wurde hellhörig. Kötting war zu diesem Zeitpunkt längst tot gewesen.
    »Wiederholt Ihre Kollegin eigentlich aus Prinzip jede Aussage?«, wandte sich Herzberg, am Kinn kratzend, an Angersbach, der daraufhin ein sanftes Grinsen auflegte, aber nicht mehr zu einer Antwort kam. Stattdessen stieß Sabine hastig hervor: »Am Sonntag war Kötting bereits tot.«
    »Er hat mir eine Mail geschrieben«, murmelte Herzberg unschlüssig. »Gut möglich, dass die Nachricht schon länger auf dem Server gelegen hat.«
    Das klang schlüssig. Solange ein Postfach über genügend Speicherplatz verfügte, galt für E-Mails kein Verfallsdatum. Doch es gab einen eindeutigen Zeitstempel, wann und von wo sie abgesendet wurden. Bevor Sabine weiterfragen konnte, erhob sich Herzberg mit den Worten: »Ich sehe nach, Augenblick.«
    Er schlurfte hinüber zu seinem PC , Angersbachs Blicke folgten ihm. Im Laufen zog er seine Jogginghose

Weitere Kostenlose Bücher