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Giftweizen

Giftweizen

Titel: Giftweizen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heike Schroll
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gar nicht. »Und warum sollten Angehörige das überhaupt machen? Die müssten irgendwie erfahren haben oder zumindest vermuten, dass Holl vergiftet wurde! Sonst gäbe es ja keine Veranlassung, ihn obduzieren zu lassen.«
Das war ein gutes Argument.
»Kann doch sein. Vielleicht kam ihnen irgendetwas spanisch vor«, ließ Ritter nicht locker und fragte nach: »Wissen wir schon mehr über das Gift?«
Judith Brunner verneinte.
Lisa Lenz griff Ritters Ansatz auf: »Vielleicht war der Mörder bei der Beerdigung von Otto Holl anwesend? Könnte er – oder sie – sich dort Genugtuung verschafft haben? Jemandem fiel er auf, der dann erst seine Schlüsse ziehen konnte?«
»Sobald wir wissen, wo sie stattfand, brauchen wir eine Liste mit den Gästen von Holls Beerdigung, wenn es denn eine gegeben hat«, stimmte Judith der Idee zu und riet Lisa, das unbedingt im Auge zu behalten.
Dr. Grede war nach wie vor unzufrieden mit den Argumenten. »Warum zeigt derjenige dann nicht einfach den Mörder an, wenn er vom Verbrechen weiß?«
Judith Brunner wurde die Diskussion schon viel zu spekulativ. Geschickt leitete sie über: »Ich danke Ihnen allen für Ihre Überlegungen. Wir sind uns, glaube ich, einig, dass wir in der engsten Umgebung von Otto Holl nach den Verantwortlichen für das Auftauchen der Leiche suchen müssen. Und nach seinem Mörder!«
Von ihrem Blick geführt, sahen alle zu der fast leeren Tafel, die mit »Verdächtige« überschrieben war. Judith Brunner hatte vorhin »Zaunarbeiter« drauf geschrieben, das Wort aber gleich mit einem Fragezeichen versehen.
Lisa ging hin und schrieb unter der Überschrift »Täter« – »männlich«, als nächsten Spiegelstrich »gebildet«. Auffordernd sah sie ihre Kollegen an.
»Ortskenntnisse der Waldauer Umgebung inklusive Ferchel, sowie Gardelegener Krankenhaus«, ergänzte Judith Brunner.
»Kräftig – der Holl wiegt einiges!«, brachte Ritter ein, »und er hat eine Transportmöglichkeit – nicht jeder hat ein Auto, in dem man eine sperrige Leiche transportieren kann.«
Niemandem fiel noch etwas Substanzielles ein, bis Lisa hinzusetzte: »Gift? Gift! Das gibt es ja nicht nur in Pflanzen. Was ist mit Medikamenten? Den Apotheken? Immerhin hängt das Ganze auch mit dem Krankenhaus zusammen. Dort gibt es Unmengen an Schmerz- und Schlafmitteln – überdosiert ist alles Gift.«
Dr. Grede sah auffordernd zu Ritter rüber. »Wie wäre es mit unserem mürrischen, alten Apotheker? Den Griesgram könnten wir doch mal fragen, ob er was Neues zum Thema Betäubungsmittelhandel gehört hat. Da hat er uns doch schon mal geholfen!« Grede wandte sich erklärend an Judith Brunner: »Den Mann hat noch niemand lächeln sehen. Wenn der ein Medikament ausgab, sah er immer so missmutig drein, als reiche er die Packung nur unter Zwang über den Ladentisch und natürlich nicht, ohne auf sämtliche Nebenwirkungen aufmerksam gemacht zu haben. Ich denke, viele seiner Kunden haben danach darauf verzichtet, die Medizin zu schlucken. Seine Apotheke belieferte bis vor ein paar Jahren unser Polizeilabor mit bestimmten Chemikalien für die Tests und was wir sonst noch so brauchen.«
»Und jetzt?«
»Zentraler Einkauf«, stöhnte Ritter, der offenbar keine guten Erfahrungen mit diesem System gemacht hatte. »Da wartet man ewig, bis mal was kommt. Außer der Reihe geht gar nichts. Nie haben die am Lager, was wir benötigen. Müssen immer erst selber bestellen«, frustriert sah er in die Runde.
»Nein, ich meine, was ist mit diesem Apotheker jetzt?«, präzisierte Judith Brunner.
»Nun, ich hab ihn schon ein Weilchen aus den Augen verloren, wir hatten nichts mehr mit ihm zu tun, und er war nicht mehr der Jüngste – aber er hat immer noch seine Apotheke, glaube ich zumindest. Es ist die kleine Stadt-Apotheke hinterm alten Gymnasium.«
»Schön, dann gehen wir ihn besuchen.« Lisas Idee könnte zur Quelle des Giftes führen. Im Moment mussten sie nach allem greifen, was sich ihnen bot. Judith Brunner wollte Dr. Grede unbedingt dabeihaben, denn der konnte den chemischen – oder besser den pharmakologischen – Ausführungen des Apothekers in jedem Falle besser folgen als sie. Sie plante den Termin für den Nachmittag ein.

    ~ 33 ~
     
    Gespannt, wie weit ihre Freundin mit ihren Recherchen gekommen war, ging Judith in den Keller.
Die Tür zum Archiv stand offen und es drang etwas Licht in den Gang. Judith klopfte und rief: »Laura, bist du da?«
»Ja, hier hinten.«
»Hallo, wie geht es denn so voran?«
»Bestens.

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