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Gilde der Jäger 01 - Engelskuss

Gilde der Jäger 01 - Engelskuss

Titel: Gilde der Jäger 01 - Engelskuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N. Singh
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seiner Unsterblichkeit.
    Gegen ihren Willen war sie tief davon beeindruckt. »Was ist aus der Sterblichen geworden?«
    »Wir haben ihr die Erinnerungen genommen.« Er umfing ihre Wange. »Und Illium durfte nie wieder mit ihr auch nur ein Wort wechseln.«
    »Hat er sie geliebt?«
    »Vielleicht.« Seinem Gesicht entnahm sie, dass das keine Bedeutung hatte. »Er hat den Rest ihrer Tage über sie gewacht, mit dem Bewusstsein, dass sie sich nicht mehr an ihn erinnerte. Ist das Liebe?«
    »Weißt du das denn nicht?«
    »Im Laufe der Jahrhunderte sind mir so viele verschiedene Varianten von Liebe begegnet. Es gibt da nichts Unveränderliches.« Ausdruckslos sah er sie an. »Wenn Illium seine Sterbliche geliebt hat, dann ist er ein Narr gewesen. Sie wurde schon vor Jahrhunderten zu Staub.«
    »Herzlos«, flüsterte sie, während sie die Wärme der aufgehenden Sonne in ihrem Nacken spürte. Wie lange hatten sie schon hier gestanden, seit die Nacht dem Morgengrauen gewichen war? »Hättest du ihm denn nicht ein Leben mit seiner Liebe gewähren können?«
    »Nein.« Mit seinen markanten, scharfen Zügen wirkte sein Gesicht geradezu unbarmherzig. »Denn wenn ein Sterblicher unser Geheimnis kennt, weiß es schon bald der nächste. Ihr könnt einfach keine Geheimnisse bewahren.«
    In diesen entschiedenen Worten sah Elena ihr eigenes zukünftiges Schicksal. »Nicht meine Erinnerungen«, mahnte sie ihn erneut. »Hetz mich zu Tode, wenn es sein muss, aber wage nicht, mir meine Erinnerungen zu nehmen.«
    »Lieber stirbst du?«
    »Ja.«
    »So sei es.«
    Die Endgültigkeit, mit der er diese drei letzten Worte wie ein Gelübde hatte klingen lassen, versetzte ihr einen Adrenalinstoß. »Um mich umzubringen, musst du mich erst einmal haben, ich hoffe, du weißt das.«
    Kalt und arrogant lächelte er sie an, das Lächeln eines Mannes, der um seine Gefährlichkeit wusste. »Es wird den Überdruss der Jahrhunderte durchbrechen.«
    Sie schnaubte abfällig und sah nach draußen. »Der Regen hat aufgehört. Ich gehe jetzt. Wenn Uram diese Nacht nicht in der Erstarrung verbracht hat, finde ich vielleicht seine Spur.«
    »Iss erst einmal etwas.« Er trat vom Fenster weg. »Meine Männer haben die ganze Nacht weitergesucht– wenn er wieder getötet hätte, wüsste ich es längst.«
    Auch wenn sie es vor Ungeduld kaum noch aushalten konnte, etwas zu essen würde ihr guttun, deshalb willigte sie ein. »Ich hole mir schnell einen Happen.«
    »Fängst du bei Michaela an?«
    »Ja, kann ich. Wenn Uram schon wieder auf den Beinen ist, stattet er ihr bestimmt einen Besuch ab. Es gibt…« Das Läuten kam ihr bekannt vor. »Verflucht, wo habe ich es nur gelassen?«
    »Hier.« Raphael suchte das Handy aus ihren Sachen heraus, die sie achtlos auf ihre Tasche geworfen hatte. »Fang!«
    »Danke.« Nach einem Blick auf das Display drehte sich ihr der Magen um. »Hallo, Jeffrey.« Was ihr Vater wohl sagen würde, wenn er wüsste, dass sie gerade neben einem halbnackten Erzengel stand? Wahrscheinlich würde er sie anhalten, jetzt gleich einen Handel mit ihm abzuschließen, solange er vor lauter Sex noch ganz benommen war.
    Sie betrachtete Raphaels hochintelligentes Gesicht von der Seite, während er einen Laptop anschaltete, der ihrer Aufmerksamkeit bislang entgangen war, dann musste sie unweigerlich grinsen. »Was gibt’s?« Der Wunsch, einfach aufzulegen, war übermächtig, aber eher würde sie sich die Zunge abbeißen, als vor ihrem Vater klein beizugeben.
    »Du musst zu mir ins Büro kommen.«
    Irgendetwas in seinem Tonfall drang durch ihre komplizierten und vielschichtigen Gefühle der Wut hindurch. »Ist jemand bei dir?«
    »Auf der Stelle, Elieanora.« Er hängte ein.
    »Mein Vater will mich sehen.«
    Raphael wandte sich vom Bildschirm ab und sah sie mit hochgezogener Braue an. »Ich dachte, du hättest deinem Vater schon gestern alles gesagt.«
    Sie fragte ihn erst gar nicht, woher er das schon wieder wusste– nicht etwa, dass ihr Vater und sie besonders leise gesprochen hätten. »Da stimmt etwas nicht. Steht das Auto noch vor der Tür?«
    Einen Moment lang hielt er inne, und ihr war klar, dass er mit den Vampiren in Gedanken kommunizierte. »Dmitri fährt dich.«
    »Na schön.« Sie wandte sich zum Gehen. »Wenn das eines von Jeffreys Machtspielchen ist… Mist, nein, ich lasse nicht alles stehen und liegen, nur weil er es so will.« Sie zerrte ihr Handy raus und rief ihn zurück. »Ich bin auf der Jagd«, sagte sie, sobald er abnahm. »Ich habe keine

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