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Gilde der Jäger 01 - Engelskuss

Gilde der Jäger 01 - Engelskuss

Titel: Gilde der Jäger 01 - Engelskuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N. Singh
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Freie.
    Raphael setzte zur Verfolgung an, jetzt, da der Blutgeborene verletzt war, hatte er gute Chancen, ihn zu erwischen. Gerade war er hinausgeflogen, als er mit einem anderen Körper zusammenstieß. Gemeinsam mit diesem trudelte er auf den Bodenhinab, und nur aufgrund seiner großen Erfahrung gelang ihm eine sanfte Landung. Dann legte er den Körper vorsichtig ab.
    Michaela.
    Dem weiblichen Erzengel fehlte das Herz. An seiner Stelle glühte ein roter Feuerball. Ohne nachzudenken, ergriff er mit seiner Hand, die ganz aus blauem Feuer bestand, den roten Ball, warf ihn gegen die Wand, damit sich seine zerstörerische Energie entladen konnte. Vor seinen Augen begann sich Michaelas Herz zu erneuern.
    »Elena!«
    »Ich bin hier.« Sie berührte ihn am Arm, starrte mit Entsetzen auf das Loch in Michaelas Brust. »Wa…«
    Er ließ Michaela, wo sie war, schlang seinen Arm um Elena und stieg auf. »Spür ihn auf.«
    Sofort begriff sie, hielt sich fest und nickte, alle Sinne aufs Äußerste angespannt. Als sie die Öffnung erreichten, durch die Uram entkommen war, zeigte sie zum Himmel hinauf, dann Richtung Manhattan. Raphael war schnell, doch Uram hatte einen Vorsprung, und Raphael hatte noch Elena im Arm. Zwar war der andere Erzengel verwundet, er jedoch war es auch. Aber sie hatten es doch schon fast geschafft, waren ihm so dicht auf den Fersen… bis sie den Teil des Hudson Rivers erreichten, über den die Lincoln Bridge führte.
    Unter ihnen schäumte die Gischt– und Elena hatte die Spur verloren. Raphael flog sie so tief über den Fluss, dass der feine Sprühnebel ihre Gesichter benetzte, aber Elena schüttelte den Kopf. »Er kennt den Trick mit dem Wasser.« Tiefe Enttäuschung. »Entweder ist er eingetaucht oder so nah über der Oberfläche geflogen, dass die Feuchtigkeit seinen Geruch verschleiert.«
    Raphael kämpfte mit dem Drang, seine Energie in einem nutzlosen Wutanfall zu entladen. Stattdessen überflog er mit langen Flügelschlägen die Stelle, an der sie die Witterung verloren hatte. »Nichts«, sagte Elena. »Verdammter Mist.«
    Im Stillen konnte er ihr nur recht geben und flog sie durch den wolkenverhangenen Himmel zurück zu Michaela. Dabei schickte er Dmitri den Befehl, das Flussufer zu beiden Seiten mit einem Suchtrupp zu durchkämmen. Die Chancen standen schlecht, dass eine solche Suche von Erfolg gekrönt sein würde– Uram musste den Zauber nur so lange aufrechterhalten, bis er ein Versteck gefunden hatte. Für einen Erzengel– selbst für einen verletzten– war das ein Kinderspiel.
    Michaela befand sich noch an derselben Stelle, an der er sie zurückgelassen hatte, aber jetzt pumpte ihr Herz wieder Leben in ihre misshandelte Brust. Ihre Augen waren geöffnet und von einem so großen Grauen erfüllt, wie er es nicht erwartet hatte. Um wirklich Angst zu haben, war sie eigentlich zu alt und zu erfahren.
    »Er ist verrückt«, sagte sie, als er sich zu ihr setzte und ihre Hand ergriff. Vor dem Mund hatte sie blutigen Schaum. »Nichts ist mehr übrig von dem Mann, der er einmal war.«
    Raphael bemerkte, dass Elena den Raum verlassen hatte, damit sie ungestört sein konnten. Michaela würde sie eher umbringen, als sie mit einzubeziehen, und Elena konnte es ihr nachfühlen. So menschlich war sie. »Er wird wiederkommen.« Einen anderen Erzengel zu töten war Teil eines grauenhaften Übergangsritus, eine Art Zwang, dem sich Blutgeborene nicht entziehen konnten. Und hatten sie erst einmal ein Opfer gefunden, ließen sie es nicht mehr los.
    »Er hat gesagt«– Michaela hustete, immer noch war das Herz durch den sich jetzt langsam schließenden Spalt in ihrer Brust sichtbar–, »ich sei das Letzte, das ihn noch an dieses Dasein binde, und wenn ich erst einmal tot sei, dann könne er sich endlich erheben. Zu was erheben?«
    »Zum Tod, zu einem ewig währenden Tod«, sagte Raphael und hielt dabei weiter ihre Hand. Michaela war eine Kobra, doch eine Kobra, die gebraucht wurde. Ohne sie wäre das Gleichgewicht des Kaders empfindlich gestört. Es gab jemanden, der vielleicht in Urams Fußspuren treten konnte, aber keinen zweiten. »Wie ist es passiert?«
    »Das erste Mal hat er mir das Herz genommen, bevor er meine Wächter ausgeschaltet hat, dann kam er ein zweites Mal und nahm mir auch das neue. Diesmal ließ er mich bewusstlos auf dem Dach zurück. Mir war es schon fast gelungen, mich so weit zu heilen, dass ich fliegen konnte, als«– sie hustete erneut, aber Blut kam keines mehr– »er mir das Feuer

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