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Gilde der Jäger 01 - Engelskuss

Gilde der Jäger 01 - Engelskuss

Titel: Gilde der Jäger 01 - Engelskuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N. Singh
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Vater, deine Geschwister und ihre Familien.«
    Schatten huschten über ihr Gesicht, die Augen verdunkelten sich, standen auf Sturm. »Danke.«
    »Hältst du Harrison eigentlich auch für einen Idioten?«, fragte er im Hinblick auf ihren Schwager. »Schließlich ist er auch ein Vampir.«
    Ihre Augen verengten sich. »Eine Sache muss ich noch unbedingt wissen.«
    »Beth«, sagte er und beobachtete ihr ausdrucksstarkes Gesicht. Für eine Jägerin waren ihre Abwehrmechanismen erstaunlich schwach ausgebildet, als wenn sie irgendwie immer noch an die Unschuld in der Welt glaubte.
    Dann wird sie dich töten. Wird dich sterblich machen.
    War es nicht den Verlust von ein klein wenig Unsterblichkeit wert, diese seltsame Mischung aus Unschuld und Stärke bei sich zu haben? »Harrison wusste von Anfang an, dass es keine Garantie dafür geben würde, dass wir auch seine Frau verwandeln.«
    »Ist das denn möglich?«, fragte sie. »Nach welchen Kriterien ihr auch immer eure Wahl trefft, ist es möglich, dass Beth eine von ihnen wird?«
    »Was spielt das für eine Rolle für dich?«, fragte er. »Sie behandeln dich doch wie den letzten Abschaum.«
    Sie ballte die Faust. »Dann bin ich eben eine Masochistin.« Schulterzuckend fuhr sie fort: »Es ist mir egal, dass sie mich die meiste Zeit wahnsinnig macht. Sie ist aber immer noch meine Schwester.«
    »So wie Arielle und Mirabelle deine Schwestern waren?«
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    Sie erstarrte. »Darüber spreche ich nicht.«
    Die Fakten kannte er, doch beim Klang ihrer Stimme, die seltsam gebrochen klang, wurde ihm klar, dass er eigentlich gar nichts wusste. »Beth ist ungeeignet«, sagte er.
    »Bist du sicher?«
    »Ja.« Er hatte sich darüber informiert… denn er hatte geahnt, dass Elena fragen würde.
    »Verdammter Mist.« Sie rieb sich die Stirn. »Er ist ein Vollidiot, aber er liebt sie.«
    »Die Unsterblichkeit liebt er aber noch mehr«, sagte Raphael mit seiner jahrhundertealten Erfahrung. »Wenn es nicht so wäre, hätte er gewartet, bis auch sie angenommen worden wäre.«
    Mit unergründlicher Miene blickte Elena ihn an. »Glaubst du überhaupt noch an das Gute?«
    »Wenn es uns gelingt, Uram zu töten, glaube ich vielleicht, dass das Böse nicht immer siegt.« Vielleicht. Zu viel Bosheit hatte er erlebt, um an die Märchen zu glauben, mit denen sich die Menschen durch ihr glühwürmchenkurzes Leben trösteten.
    Kopfschüttelnd machte sich Elena auf den Weg zu Michaelas Anwesen. »Ich bin am Verhungern.«
    »Du bist ja auch eine ziemliche Strecke gerannt.« Er hatte Montgomery die Nachricht zukommen lassen, er möge ein Frühstück für die Jägerin vorbereiten.
    »Was passiert, wenn du nicht isst?«
    Noch so eine Frage, die ihm schon seit Jahrhunderten keiner mehr gestellt hatte. »Ich verblasse.«
    »Du wirst immer schwächer?« Sie bückte sich, berührte die Erde und hielt sich dann den Finger an die Nase. »Ich dachte, ich rieche etwas, aber es ist wieder weg.«
    Er wartete mit der Antwort, bis sie sich wieder aufgerichtet hatte. »Nein, ich verblasse buchstäblich, werde ein Geist. Essen sichert gewissermaßen unsere körperliche Gestalt.«
    »Warum hungern denn andere Engel nicht einfach– diese Unsichtbarkeitsnummer, du weißt schon.«
    »Durch das Verblassen wird man nicht unsichtbar, eher wie ausgewaschen. Und da ein Mangel an Nahrung uns auch aller Kraft beraubt, ist das nicht gerade ein wünschenswerter Zustand.«
    »Wenn ich also einen Engel verwundbar machen möchte, müsste ich ihn aushungern?«
    »Nur wenn du das fünfzig Jahre lang durchhältst.« Zunächst sah er Schrecken und dann Bestürzung in ihrem Gesicht. »Hungern ist relativ. Im Gegensatz zu einem Vampir verblassen Engel nicht so leicht.«
    »Vampire verblassen nicht, sie schrumpfen«, murmelte sie, und er gewann den Eindruck, als erinnerte sie sich an etwas. »Je älter sie sind, desto schrumpeliger werden sie.« An der Stelle, an der der Rasen begann, blieb sie stehen und sah zu Michaelas Fenster hinauf. »Im Grunde wohl das gleiche Prinzip.«
    »Ja.« Er folgte ihrem Blick und erinnerte sich, dass sie am Vortag an derselben Stelle gestanden und hochgeblickt hatte. »Witterst du ihn?«
    »Ja.« Sie biss sich auf die Unterlippe und warf noch einmal einen Blick zurück in die Richtung, aus der sie gekommen waren, um danach gleich wieder das Fenster in Augenschein zu nehmen. »Irgendetwas stimmt hier nicht.«
    »Es ist zu still. Wo sind die Wachen?« Er suchte die Gegend nach Urams charakteristischen Flügeln ab.

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