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Gilde der Jäger 01 - Engelskuss

Gilde der Jäger 01 - Engelskuss

Titel: Gilde der Jäger 01 - Engelskuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N. Singh
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immer verboten ist?«, fragte Favashi, die nicht so schnell klein beigeben wollte. Genau aus diesem Grund schwang sie trotz ihrer Sanftheit das Zepter über Persien. Sie verstand sich zu beugen, doch ließ sie sich nicht brechen. Niemals. »Gewiss lässt er sich umstimmen.«
    »Nein«, antwortete Neha; war Favashi warmherzig, dann war Neha ebenso kaltherzig. In ihrer Heimat Indien wurden Schlangen als Gottheiten verehrt, und sie selbst war die Königin der Schlangen. »Ich habe bei unseren Gelehrten vorsichtig Erkundigungen eingezogen. Es ist zu spät. Sein Blut ist bereits zu Gift geworden.«
    »Könnten sie sich irren?«, fragte Michaela, und vielleicht lag doch ein wenig Mitgefühl in ihrer Stimme.
    »Nein.« Nehas Blick wanderte durch den Raum. »Ich habe Elias auch eine Probe zukommen lassen.«
    »Hannah hat sie sich angeschaut«, sagte Elias. »Neha hat recht. Für Uram ist es zu spät.«
    »Er ist ein Erzengel– selbst wenn die Jägerin ihn findet, wird sie nicht in der Lage sein, ihn zu töten«, sagte Lijuan, dabei wehte ihr schimmernd weißes Haar in einer nicht vorhandenen Brise. Mit den Jahrhunderten waren ihr solche unermesslichen Kräfte zugewachsen, dass sie es ihr beinahe unmöglich machten, noch irgendwie »menschlich« zu erscheinen. Auch waren Lijuans Augen von einem seltsamen Perlgrau, das es sonst nirgendwo auf der Welt gab. »Einer von uns wird sich darum kümmern müssen.«
    »Du willst seinen Tod doch nur, weil er deine Macht infrage gestellt hat!«, sagte Michaela zornig.
    Lijuan nahm nicht die geringste Notiz von ihr, genau wie Raphael es mit einem Menschen getan hätte. Erzengel kamen und gingen, nur sie, Lijuan, war geblieben. Der ihr naheste Zeitgenosse war Uram. »Also, Raphael?«
    »Die Jägerin hat den Auftrag, Uram aufzuspüren«, antwortete er, dabei musste er an das Entsetzen in Elenas Augen denken, als sie es erfahren hatte. »Ich werde ihn hinrichten. Habe ich die Zustimmung des Kaders?«
    Einer nach dem anderen gab ihm die Jastimme. Sogar Michaela. Ihr eigenes Leben war ihr wichtiger als das Urams. Alle wussten, dass Uram nur Michaelas wegen in New York war. Sollte er die letzte Grenze überschreiten, dann würde seine Exgeliebte sein vornehmliches Ziel sein.
    Es war also beschlossen.
    Raphael blieb noch, nachdem sich der Kader, einer nach dem anderen, verabschiedet hatte. Nur selten kam es vor, dass sich alle Mitglieder zur selben Zeit an einem Ort aufhielten. Zwar war ihre Macht unbeschränkt, trotzdem war es ratsam, die jüngeren nicht herauszufordern. Einige von ihnen trachteten danach, ihren Platz durch Mord einzunehmen. Immer waren es die Jungen, die sich solchen Selbsttäuschungen hingaben. Die älteren waren weise genug, um zu wissen, dass ein Erzengel einen Teil seiner Seele hergeben musste.
    Schon bald war nur noch Elias auf der gegenüberliegenden Seite des Halbkreises übrig. »Willst du nicht nach Hause zu Hannah?«
    Elias machte eine sanfte Bewegung mit seinen schneeweißen Flügeln, während er die Beine ausstreckte und sich im Sessel zurücklehnte. »Sie ist immer bei mir, egal, wo ich bin.«
    Raphael wusste nicht so genau, ob der andere Engel es wörtlich gemeint hatte. Es ging das Gerücht, dass es bei manchen dauerhaften Engelspaaren ganz von selbst zu einer geistigen Verbindung kam, der weder Zeit noch Entfernung etwas anhaben konnten; doch auch wenn es so war, es wurde nicht darüber gesprochen. »Dann kannst du dich wahrlich glücklich schätzen.«
    »Ja.« Elias lehnte sich vor und stützte sich dabei mit den Ellenbogen auf die Knie auf. »Wie konnte das nur geschehen mit Uram? Warum hat es keiner kommen sehen?«
    Raphael wurde bewusst, dass Elias wirklich keine Ahnung hatte. »Er hatte keine Frau, und Michaela interessiert sich nur für sich selbst.«
    »Harte Worte.« Dennoch stellte er sie nicht infrage.
    »Du hast Hannah, die dir Einhalt gebietet. Uram war ganz alleine.«
    »Aber es gab doch noch Bedienstete, Gehilfen, andere Engel.«
    »Barmherzigkeit war nicht gerade seine Stärke«, sagte Raphael. »Sobald jemand Rückgrat zeigte und Widerworte wagte, wurde er mit Folter bestraft. Dementsprechend war sein Schloss mit Leuten bevölkert, die ihn entweder hassten oder fürchteten. Ihnen war es gleich, ob er nun tot oder lebendig war.«
    Jetzt blickte Elias ihn mit seinen wachen, sehr menschlichen Augen an. »Daraus kannst du etwas lernen, Raphael.«
    »Jetzt spielst du dich aber sehr als großer Bruder auf.«
    Elias lachte, außer Favashi war er der

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