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Gilde der Jäger 01 - Engelskuss

Gilde der Jäger 01 - Engelskuss

Titel: Gilde der Jäger 01 - Engelskuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N. Singh
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Schwäche.
    An den Tod hatte er schon seit Jahrhunderten keinen Gedanken mehr verschwendet. Doch Elena hatte ihn ein kleines bisschen sterblich gemacht. Sterblich wie sie selbst. Sie würde sterben, wenn Riker ihr die Kehle durchbiss. Und es war der launischen Michaela zuzutrauen, ihm einen derartigen Befehl zu geben. Sie wusste genau, dass Raphael einer Sterblichen wegen keinen Krieg anzetteln würde.
    Die Rose des Schicksals.
    Er sah die kostbare alte Skulptur vor sich. Niemals zuvor in seinem Leben hatte er auch nur für einen Moment erwogen, die Rose zu verschenken. Bis Elena kam. Vielleicht würde er es ihretwegen doch mit Michaela aufnehmen. »Sind deine Schutzwachen auf ihren Posten?«
    »Natürlich.«
    Offenbar reichten die Sicherheitsvorkehrungen nicht aus– der gesamte Kader hatte damit gerechnet, dass Uram Michaelas wegen herkommen würde, und trotzdem waren sie von ihm übertölpelt worden. »Brauchst du noch zusätzliche Männer? Schließlich hast du dich ziemlich weit von deinem Haus entfernt.«
    »Nein«, sagte sie voller Stolz und trat an die Brüstung, um Elenas Untersuchungsmethode zu beobachten. »Wenn deine Jägerin seine Witterung aufnehmen kann, dann muss er mich schon eine ganze Zeit lang beobachtet haben, sonst hätten sich keine Spuren mehr von ihm hier gefunden.«
    Raphael hätte Elena fragen können, doch nach der Begebenheit, die schließlich zu der Stille geführt hatte, versuchte er sich nicht mehr in ihre Gedanken einzumischen. Ein Zeichen von Schwäche, vor der ihn Lijuan gewarnt hatte– überkamen ihn menschliche Skrupel? Vielleicht. Aber Raphael hatte sich in der Phase der Stille noch nie leiden können. Und dieses Mal… war er Calianes Wahnsinn eine Spur zu nahe gekommen. »Geht es dir nach wie vor so?«, fragte er und begrub die alte Erinnerung an seine Mutter.
    Michaela straffte sich, ihre Knochen traten scharf hervor, als wollten sie sich durch die Haut bohren. »Ja, ich bin nach wie vor ein Erzengel ohne Zauber.«
    »Bedauerlich.«
    Sie stieß ein tiefes Lachen aus, das eigens dafür bestimmt war, bei Männern den Gedanken an Sex wachzurufen.
    Als er Michaela das erste Mal gesehen hatte, waren ihre Lippen um den Schwanz des Erzengels geschlossen gewesen, der über das alte Byzanz herrschte. Ihre Blicke hatten sich getroffen, während sie den Erzengel zum Orgasmus trieb, und schon damals hatte Raphael gewusst, dass sie eines Tages herrschen würde. Zwei Jahrzehnte später war der Herrscher von Byzanz tot.
    Gerade eben näherte sich Elena einem kleinen Waldstück, das sein Grundstück von dem Michaelas trennte. »Hast du schon mit Lijuan darüber gesprochen?«, fragte er, auch wenn seine Augen auf Elena gerichtet waren, die vor lauter Konzentration den Mund gespitzt hatte. Voll und sinnlich waren ihre Lippen, und nur zu gerne hätte er sie überall auf seinem Körper gespürt. Aber wie alle Kriegerinnen musste er sie erst einmal eigens dafür zähmen.
    »Sie spricht in Rätseln«, zischte Michaela, »hat keine Erklärung dafür, warum bei mir der Zauber versagt.«
    Unter normalen Umständen war das auch nicht von Belang– Michaela hatte andere Fähigkeiten, manche waren bekannt, andere nicht–, denn ihren Rang als Erzengel stellte niemand infrage. In dieser besonderen Situation jedoch konnte diese Schwäche tödlich sein, denn der Zauber der Unsichtbarkeit war gleichzeitig auch ein Schutz. Zwar konnte sich Raphael nicht vor Uram verstecken, aber genauso wenig konnte der Blutengel sich vor ihm verbergen. »Ruf Riker zurück.«
    »Warum?«
    »Du kannst Uram nicht sehen, aber Elena kann ihn wittern.«
    Michaela reagierte herablassend. »Riker behält sie nur im Auge, das ist alles. Und es sind noch andere Jäger da, für den Fall, dass er die Beherrschung verliert.« Sie zögerte. »Sie ist bloß ein Mensch, Raphael. Ich kann dir Genüsse verschaffen, von denen sie keine blasse Ahnung hat.«
    Raphael breitete die Flügel zum Flug aus. »Ich hatte angenommen, Charisemnon würde dir zusagen. Schließlich war er schon einmal dein Liebhaber.«
    Ihre grünen Augen fixierten ihn, während er an den äußersten Rand des Balkons trat– keine Brüstung, nichts, um einen tödlichen Fall zu verhindern. »Aber dich habe ich noch nie probiert. Ich kann Dinge tun, die dir die Ewigkeit wie einen erotischen Traum erscheinen lassen.«
    »Das Problem dabei ist nur, dass deine Liebhaber nie lange leben.« Mit diesen Worten flog er über den Garten hinweg zu dem Waldstück.
    Riker befand sich ganz

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