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Gilde der Jäger 02 - Engelszorn

Gilde der Jäger 02 - Engelszorn

Titel: Gilde der Jäger 02 - Engelszorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N. Singh
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Schneiderkreide und einer Schachtel mit Tausenden von Stoffproben.
    Anscheinend wollten sie Maß bei ihr nehmen, damit sie etwas Passendes für Lijuans Ball für sie schneidern konnten.
    Alle Stoffe waren in Blautönen.
    Als Raphael von seinem Treffen mit Elias und Michaela zurückkam, wartete Jason schon auf ihn. Der schwarz geflügelte Engel sagte kein Wort, bis sie in Raphaels Büro angekommen waren. »Maya hat einige sehr beunruhigende Dinge über Dahariel herausgefunden.« Jason übergab ihm eine Akte.
    Raphael schlug sie auf und erblickte das Foto eines jungen Mannes, der gerade erst die Schwelle zum Mannesalter überschritten hatte. »Ein Sterblicher?«
    »Nein.« Jason hielt sein Handgelenk so fest umklammert, dass er fast die Blutzufuhr unterbrochen hätte. »Er wurde vor einem halben Jahrtausend geschaffen.«
    Also noch bevor der Kader ein Dekret erlassen hatte, dass kein Sterblicher unter fünfundzwanzig Jahren verwandelt werden durfte, ohne dass es für den Schöpfer tödliche Folgen haben würde. Aus heutiger Sicht wäre das Schaffen dieses Jungen ein Verbrechen gewesen, aber vor fünfhundert Jahren wurden die Menschen nicht so alt. In dem Alter war der Junge vielleicht schon Vater, aber zumindest hätte er schon auf eigenen Füßen stehen müssen.
    »Vor drei Jahren hat er sich verpflichtet, Dahariel fünf Jahrzehnte lang zu dienen«, sagte Jason und drückte sein Handgelenk noch fester.
    Raphael schloss die Akte. »Und was verschweigst du mir, Jason?«
    »Der Junge ist seit einem Jahr nicht mehr gesehen worden.«
    Zorn erfasste Raphael. Die Geschöpfe waren ihrem Schöpfer auf Gedeih und Verderb ausgeliefert, und wenn ihr ursprünglicher Vertrag ausgelaufen war und sie nicht für sich selbst sorgen konnten, waren sie in der Hand dessen, dem sie Treue geschworen hatten. Viel zu viele trafen die falsche Entscheidung. »Mord ist kein Verbrechen, wenn der Vampir unter Vertrag steht.« Ein unmenschliches Gesetz – aber Vampire waren nun mal keine Menschen. Oft waren sie nur halbherzig gebändigte Raubtiere. Aber Engel waren ebenfalls Raubtiere. Und der Junge hatte sich einem solchen Raubtier ausgeliefert.
    »Der Junge ist nicht tot«, sagte Jason zu seiner Überraschung. »Offenbar hält Dahariel ihn in einem Käfig für sein … Privatvergnügen.« Jasons tonlose Stimme sprach Bände, was Dahariel unter Vergnügen verstand. »Und weil er sich Dahariel aus freien Stücken verpflichtet hat, kann ihm auch niemand helfen.«
    »Was hat Dahariel ihm denn für seine Dienste versprochen?« Mord war zwar kein Verbrechen, aber dennoch gab es gewisse ungeschriebene Gesetze, die befolgt werden mussten, die das System vor dem Zusammenbruch bewahrten. Eines dieser ungeschriebenen Gesetze verlangte, dass Dienstleistungsverträge von beiden Seiten erfüllt wurden.
    »Schutz gegen andere Engel.« Jasons Lachen klang freudlos und gezwungen. »Anscheinend ist der Junge nach all den vielen Jahren seines Daseins immer noch schwach. Er hat nur so lange überlebt, weil er sich an Stärkere gebunden hat.«
    »Er hat sich seine eigene Ewigkeit ausgewählt, Jason.« Hart, aber wahr. Niemand, der schon fünfhundert Jahre gelebt hatte, hätte übersehen können, dass Grausamkeit mit dem Alter wuchs, dass in den Herzen vieler Unsterblicher dunkle Finsternis herrschte. Wenn der Junge seinen Vertrag mit Dahariel unterschrieben hatte, ohne sich über dessen Vorlieben vorher zu informieren, war das ein Fehler, mit dem er würde leben müssen – wenn er noch lebte. »Wir können nichts für ihn tun.« Denn Dahariel hatte ihm nur Schutz gegenüber anderen Engeln versprochen.
    Sie sahen einander an, Jasons schwarze Pupillen waren in der dunklen Iris kaum zu erkennen. »Die, die von Dahariels Hofstaat bereit waren zu sprechen, haben berichtet, dass es Dahariel größte Freude bereite, den Jungen ganz langsam zu foltern, sodass er teilweise wieder geheilt ist und weitergequält werden kann. Sie berichten, dass der Junge schon dem Wahnsinn verfallen ist.« Raphael sah, wie Jason seine Wut nur mit Mühe zügeln konnte, aber seine nächsten Worte bewiesen seinen kühlen Verstand. »So wie Noel geschlagen wurde – es deckt sich haargenau mit Dahariels Methoden.«
    »Genau deswegen wird Astaad nicht gegen ihn einschreiten.« Besonders, da er dann zugeben müsste, eine Natter an seinem Busen genährt zu haben.
    »Maya behält die Lage im Auge. Ich bekomme auch regelmäßig Informationen von Anoushkas Hof.«
    »Irgendetwas Besonderes?«
    »Sie

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