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Gilde der Jäger 02 - Engelszorn

Gilde der Jäger 02 - Engelszorn

Titel: Gilde der Jäger 02 - Engelszorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N. Singh
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wunderbar fließend umgaben. Ihr Körper tat ihr weh. Er hatte sie die ganze Nacht in den Armen gehalten, dachte sie. Hatte die Albträume von ihr ferngehalten. Ihm zuliebe würde sie mit aller Macht gegen die Schuldgefühle ankämpfen, die sie zu ersticken drohten.
    Elena richtete sich auf und nahm einen Schluck aus ihrer Kaffeetasse, die neben der Rose des Schicksals auf ihrem Nachttisch stand. »Wie schließt du deine Hemden denn am Bund?« Sie hatte noch nie irgendwelche Knöpfe unter den Flügelschlitzen entdecken können. Anscheinend bevorzugten die mächtigen Engel kleine und unauffällige, geradezu unsichtbare Verschlüsse. Im Gegensatz zu ihnen schienen die jüngeren Engel eher die komplizierten Entwürfe zu bevorzugen, dabei war jedes Modell so einzigartig wie sein Träger.
    Verblüfft zog Raphael die Brauen hoch. »Ich bin ein Erzengel, und du fragst mich, wie ich meine Hemden zuknöpfe?«
    »Ich bin einfach neugierig.« Jede Ablenkung war ihr willkommen, um nicht an die Vergangenheit denken zu müssen. Sie stellte den Kaffee ab und lockte ihn mit gekrümmtem Finger zu sich heran.
    Offenbar war ihr Erzengel in Stimmung, ihr zu gehorchen, denn er kam im offenen Hemd zu ihr herüber, stützte sich mit beiden Händen ab und legte seine Lippen auf ihren Mund. Mit diesem Kuss nahm er sie wie selbstverständlich in Besitz. Lang, tief und genüsslich, sie erbebte, ihr Blut war in Wallung geraten, und ein tiefes Stöhnen entrang sich ihr. »Du willst mich ja nur heiß machen«, rügte sie ihn sanft, als er den Kopf wieder hob.
    »Ich will nur, dass du das Interesse nicht verlierst.«
    »Auch nicht, wenn ich eine Million Jahre lebe«, sagte sie und verlor sich in dem unendlichen Blau seiner Augen. »Ich glaube, ich werde nie wieder einem so faszinierenden Mann wie dir begegnen.« Und gleich darauf wurde ihr ihre Verletzlichkeit wieder schmerzhaft bewusst. Sie drückte gegen seine heiße Brust. »Zeig mir das Hemd.«
    Vorsichtig hob er ihr Kinn und küsste sie, ihr Erzengel war in zärtlicher Stimmung. »Wie Mylady befehlen.« Er drehte ihr seinen Rücken zu.
    Sie stieß die Decke beiseite und kniete hinter ihm. »Das ist kein Saum«, murmelte sie und inspizierte die Enden der Schlitze. »Kein Knopf, kein Reißverschluss. Ich hatte schon fast mit Klettverschlüssen gerechnet.«
    Raphael hustete. »Wenn du nicht mein wärst, Jägerin, würde ich dich für diese Beleidigung bestrafen.«
    Ihr Erzengel trieb seine Späße mit ihr. Was für eine seltsame Feststellung und eine, von der ihr gleich wieder ein wenig leichter ums Herz wurde. »Also gut, ich gebe auf. Wie verschließt du die Schlitze?«
    Raphael drehte sich zu ihr herum und streckte eine Hand aus. »Sieh mal.«
    Es kostete sie einige Mühe, die Augen von seiner prächtigen Brust zu lösen. Wenn sie nicht aufpasste, würde sie eines Tages seine Sklavin werden. Überrascht riss sie die Augen auf, als sie in seine Hand blickte. »Ist das wahr, was ich hier sehe?« Blaue Flammen leckten an seiner Hand und Elenas Herz begann schneller zu schlagen.
    »Es ist kein Himmlisches Feuer.« Er schloss die Hand und beendete damit die Lichtschau. »Es ist eine physische Manifestation meiner Macht.«
    Sie stieß die Luft aus. »Damit verschließt du die Ränder?«
    »Die Ränder sind gar nicht verschlossen. Sieh einmal genau hin.«
    Und Elena strengte sich an, hielt sich den Stoff ganz dicht unter die Augen. Und dann sah sie es mit einem Mal. Feinste blaue Fäden, so fein, dass man sie mit bloßem Auge kaum erkennen konnte, waren in den weißen Leinenstoff hineingewirkt. Wie mächtig musste er sein, dass er so etwas ohne die geringste Anstrengung zustande brachte, dachte sie fassungslos. Von diesem Mann würde sie nie zu hören bekommen, sie sei zu stark, zu schnell, zu wild. »Und wir, das gemeine Fußvolk, können das bestimmt nicht, oder?«
    »Dazu muss man seine Macht außerhalb seines Körpers projizieren.« Mit dem Daumen rieb er ihr über die Unterlippe. »Im Moment hast du noch sehr wenig Macht, also erübrigt sich die Frage fürs Erste.«
    Sie packte ihn am Handgelenk und schaute ihm in die Augen. »Raphael, muss ich Vampire erschaffen?«
    »Du bist ein geschaffener und kein geborener Engel.« Noch einmal strich er ihr über die Lippe. »Selbst Keir kennt die Antwort darauf nicht.«
    Und Keir war, wie sie wusste, steinalt. »Aber wenn ich …«
    »Es wird nicht in nächster Zeit sein.« Eine verlässliche Antwort. »Als du aus dem Koma erwacht bist, hattest du kein

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