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Gilde der Jäger 02 - Engelszorn

Gilde der Jäger 02 - Engelszorn

Titel: Gilde der Jäger 02 - Engelszorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N. Singh
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wollte.
    »Zu Hause«, flüsterte sie. »Mein Zuhause, bevor es mir weggenommen wurde.«
    »Wir schaffen uns unser eigenes Zuhause.«
    Tief bewegt und strahlend vor Glück fragte sie: »In Manhattan?«
    »Wo sonst.« Ein ganz, ganz zaghaftes Lächeln spielte um seinen Mund. »Was für eine Art Villa schwebt dir denn vor?«
    Verwünscht, der Erzengel nahm sie schon wieder hoch. Und das Glück strahlte noch heller in ihr, füllte selbst den letzten Winkel. »Eigentlich gefällt mir dein Haus ganz gut.« Sie schlang die Arme um seinen Hals. »Kann ich es haben? Oh und kann ich Jeeves gleich mit dazu haben? Ich wollte schon immer einen Butler haben.«
    »Ja.«
    Verwundert blinzelte sie ihn an. »Einfach so?«
    »Ist doch nur ein Haus.«
    »Wir machen mehr daraus«, versprach sie, ihren Mund auf seinem. »Wir machen es zu unserem.«
    Aber zunächst einmal, dachte sie, als es an die Tür klopfte, müssen wir Lijuans Wahnsinn überstehen.
    33
    Elena konnte kaum an sich halten, als sie Raphael im Smoking sah. Scharf zeichnete sich sein Profil gegen den Nachthimmel ab, während sie ihrer Eskorte folgend den gewundenen Weg in die Verbotene Stadt hinunter nahmen. Ihr Erzengel trug ein weißes Hemd zu seiner schwarzen Hose, aber das Hemd war ein Kunstwerk an sich. Der Stoff war zu beiden Seiten der Flügel entlang der Schlitze mit Ranken und Blumenmustern bestickt – gerade noch verspielt genug für den Erzengel von New York.
    »Sexy« reichte bei Weitem nicht aus, um ihn zu beschreiben.
    Und ganz offenkundig dachten die Vampirschönheiten mit ihren seidigen Mähnen genau dasselbe. Elena heftete die Augen auf eine, die die Frechheit besaß, Raphael mit ihrem Fächer Luft zuzuwedeln. Sie ließ den Fächer vor Schreck fallen.
    Zufrieden wandte sie sich wieder Raphael zu. »Was machen Jason und Aodhan?«
    »Sie haben ihre eigenen Aufgaben.«
    Weiß sie von Jason?
    Ja.
    Und dann wurden sie in einen Raum mit kunstvoll bemalten Türen geleitet – einen Raum, der alles Licht, allen Sauerstoff zu schlucken schien, ihr die Brust eng machte. Raphael fing ihren Blick auf und half ihr, sich zu konzentrieren, sodass das Gefühl der Beklemmung ein wenig nachließ. Elena kam es vor, als seien Stunden vergangen, aber es konnten höchstens zwei Sekunden gewesen sein. Als sie sich aber wieder dem Raum zuwandte, immer noch mit stolperndem Herzen, wurde ihr Blick von einer Sitzgruppe angezogen, die vor einer Wand mit Schmetterlingen stand. Sie hatten ihre Flügel für alle Zeiten ausgebreitet, denn sie waren mit einer spitzen Nadel aufgespießt worden.
    »Raphael«, flüsterte Lijuan zur Begrüßung durch den Raum, ihre Pupillen hatten einen eigenartigen Perlmuttglanz, ihr Abendkleid war ein beunruhigend mädchenhaftes Gewand aus mehreren Lagen fließender Gazestoffe, die ihr in einem weißgrauen Nebel um den Leib wirbelten. Ein Wind, den Elena nicht spürte und der weder die schweren Brokatvorhänge noch die erlesenen Wandteppiche bewegte, wehte Lijuan das Haar aus dem Gesicht.
    Ein ungutes Gefühl überkam Elena, Erfahrungen, die Menschen in Jahrtausenden gemacht und weitergegeben hatten, sagten ihr, dass sie am besten nie, nie im Leben die Aufmerksamkeit dieses Wesens auf sich ziehen sollte. Denn es war nicht der Raum, der alles Licht schluckte. Es war Lijuan. Als Elena wie erstarrt stehen blieb, schickte ihr Kleinhirn einen Adrenalinstoß durch den Körper, gab ihr den Befehl, davonzulaufen und sich zu verstecken.
    Aber dafür war es natürlich schon viel zu spät.
    Raphael ergriff Lijuans Hand, neigte den Kopf und berührte mit den Lippen leicht ihre blasse, makellose Haut. Über Raphaels Schultern hinweg sah Lijuan sie an, in ihren Augen war nichts Menschliches, nichts, was Elena hätte deuten können.
    Der zierliche Engel zog die Hand zurück und wandte sich mit ihren gespenstischen Augen wieder Raphael zu. »Du hast dich verändert.«
    »Und du veränderst dich nie.«
    Ein klirrendes Lachen, das auf Elenas Haut ein Gefühl hinterließ, als schnitten Rasierklingen Glas. »Warum sind wir uns nicht begegnet, als ich noch jung war?«
    »Damals hättest du dich nicht für mich interessiert«, gab Raphael zurück und drehte sich herum, um Elena die Hand um die Schulter zu legen. »Das ist Elena.«
    »Deine Jägerin.« Lijuans bleiche Augen ruhten auf Elena, die es eine ungeheure Willensanstrengung kostete, nicht zurückzuweichen und wegzulaufen.
    Denn Lijuan war das Gespenst im Schrank. Das, mit dem einem die Geschwister Angst machten, das sich

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