Gilde der Jäger 02 - Engelszorn
Hoffnungen, ihr körperlich in irgendeiner Form Paroli bieten zu können, aber vielleicht konnte sie ja Einblicke in Lijuans Innenleben bekommen, irgendeine Kleinigkeit, die Raphael helfen konnte.
Er ließ sie los und wandte sich dem Beistelltisch zu. »Illium hat um Erlaubnis gebeten, dir ein Geschenk machen zu dürfen.«
Neugierig drehte Elena sich herum … und sah sich stahlblauen Augen gegenüber. »Was hat er denn diesmal getan, um dich aufzubringen?«
Sein Mund verzog sich zu einem gefährlichen Lächeln. »Messer und Scheiden«, murrte er.
Mit der Hand tippte sie sich an den rechten Stiefel. »Meines habe ich jedenfalls …«
»Hmm.« Raphael nahm etwas aus einem glänzenden Holzkasten heraus und kam damit zu ihr. »Aber meins hast du noch nicht.« Er legte ihr die Hand in den Nacken und küsste sie so leidenschaftlich und fordernd, dass ihr die Knie weich wurden vor Verlangen.
»Wenn du so weitermachst, kommen wir nie zum Dinner.« Tief blickte sie ihm in die Augen, ertrug die Schönheit und auch die Grausamkeit darin. Dabei ruhte ihre Hand auf seiner nackten Brust.
Er ließ die Hand über die Rückseite ihrer Schenkel gleiten, seine Finger streiften ihre überempfindliche Stelle zwischen den Beinen. Sie hielt die Luft an. »Willst du mich martern?«
Seine Zähne schrammten über ihre Lippen. »Merk dir eins, Elena – du wirst nie das Messer eines anderen Mannes tragen.«
Verwundert blickte sie auf. »Er wollte mir ein Messer schenken? Was ist denn daran nicht recht?«
»Klingen«, flüsterte er, »und Scheiden gehören zusammen. Und in deiner Scheide wird immer nur meine Klinge stecken.«
Elena brauchte einen Moment, begriff nicht gleich, denn Verlangen hatte ihre Sinne vernebelt. Röte schoss ihr ins Gesicht. »Raphael, das ist …« Kopfschüttelnd rang sie nach Worten. »Kämpfen hat doch mit Sex nichts zu tun.«
»Ach ja?« In seinen Augen tobte die See, heftig, wild und berauschend.
Der Hitze in ihr entsprang ein Feuer, geschürt von dem Wissen, dass dieser gefährliche und schöne Mann ihr gehörte. »Besitzansprüche sind gegenseitig.«
»Akzeptiert, Jägerin.« Er trat einen Schritt zurück und öffnete die Hand.
Ihre Augen wurden von dem Glanz geblendet, sie war überwältigt. »Sind die Steine echt?« Schon hatte sie es ihm aus der Hand genommen, die wunderschöne Klinge bereits aus der Scheide gezogen. Im Licht blitzte sie rasiermesserscharf auf, ihr Glanz konkurrierte mit den Juwelen auf Scheide und Heft.
»Natürlich.«
Natürlich. Sie ließ das Messer durch die Hand gleiten, prüfte sein Gewicht und wie es austariert war. Es lag perfekt in der Hand. »Mein Gott ist das schön.« Auch wenn die Steine atemberaubend waren, so war es doch die Klinge, die ihre Aufmerksamkeit am meisten fesselte, zart und kraftvoll zugleich. »Wirf mir mal den Schal rüber.«
Raphael hob den hauchdünnen Stoff hoch und warf ihn in die Luft. Wie Nebel sank er wieder zu Boden … teilte sich zu beiden Seiten der Klinge, als wäre er in zwei Hälften zerbrochen. »Oh Mann!« So scharf, so herrlich scharf. »Du hast es für mich anfertigen lassen?« Ohne seine Antwort abzuwarten, ging sie zu ihm und küsste ihn.
Raphaels Augen strahlten hell genug, um mit den Diamanten und blauen Saphiren konkurrieren zu können. »Du hörst dich ja an wie beim Sex.«
»Eine solche Klinge in der Hand zu halten ist so gut wie Sex.« Sie drehte die Scheide hin und her, betrachtete sie voll Bewunderung. Eigentlich war sie keine Sammlerin. Nur bei ihrer Wohnung hatte sie eine Ausnahme gemacht – selbst der Gedanke daran tat immer noch weh. Aber diese Klinge sprach genau diese Seite in ihr an. Meine, dachte sie. »Ich brauche ein …«
Doch Raphael war schon dabei, ein Halfter aus der Schachtel zu holen. Aus weichem, glänzend schwarzem Leder mit einem Gürtel, der durch die zwei Schlitze in der Scheide passte, und sich angenehm um ihren Oberarm schmiegte. »Perfekt.« Sie schob die Waffe zurecht. »Messer und Scheide sind so leicht, dass sie nicht verrutschen werden. Und außerdem so schön, dass sie eher wie Schmuckstücke wirken.«
Raphael sah seiner Jägerin zu, die mit ihrem Geschenk spielte. Er war selbst ganz erstaunt, wie glücklich ihn ihre Freude machte. Dieses Geschenk bedeutete ihr etwas. Er hatte genau das Richtige gewählt.
Beinahe hätte er Illium umgebracht, weil er sich etwas hatte nehmen wollen, was allein ihm gebührte.
»Meinst du nicht, dass ich solch ein Geschenk für meine Gefährtin bereits
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