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Gilde der Jäger 02 - Engelszorn

Gilde der Jäger 02 - Engelszorn

Titel: Gilde der Jäger 02 - Engelszorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N. Singh
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erwarten, seine Aufmerksamkeit galt wieder Elena. »Ich freue mich schon darauf, mit Ihnen zu tanzen, Elena.«
    Elena war sich absolut sicher, dass sie diese Hände keinesfalls in ihrer Nähe wollte. Vielleicht war sie nicht wie Ashwini mit einem siebten Sinn geboren, aber so wie Nazarach sie ansah … als stellte er sich schon ihre Schreie vor. »Tut mir leid, aber meine Tänze sind schon alle für Raphael reserviert.«
    Bei seinem Lächeln zog sich alles in ihr zusammen. »Ich gebe nicht so leicht auf.«
    »Dann sehen wir uns wohl heute Abend.«
    »Ja.« Sein Blick schoss nach rechts. »Ich muss mit meinen Männern reden.«
    Nachdem Nazarach gegangen war, bemerkte Elena, wie angespannt Aodhan dastand. »Geht es Ihnen gut?«
    Überrascht sah er sie an, nickte dann kurz.
    Offenbar trieb Nazarach selbst einem der Sieben Schauer über den Rücken; Elena deutete auf einen schmalen Durchgang, der sie von Nazarach wegführen würde. »Nehmen wir diesen Weg.«
    Aodhan folgte ihr wortlos, und als sie in den Weg einbogen, berührten sich ihre Flügel. »Verzeihung«, sagte sie und ging rasch weiter.
    Schnell presste er die Flügel an sich.
    Anscheinend hatte Aodhan es gar nicht gerne, wenn man seine Flügel berührte. Seine Flügel … oder sonst irgendetwas. Erst verspätet bemerkte sie, dass er, seit Raphael ihn ihr vorgestellt hatte, mit niemandem Körperkontakt gehabt hatte. Im Geiste machte sie sich eine Notiz, auf Abstand zu gehen. Als sie am anderen Ende des Durchgangs herauskamen, musste sie blinzeln, so hell war das Licht.
    Sie waren in einen kleinen, menschenleeren Hof gelangt, der von kunstvoll bemalten Holzwänden umgeben war, die ländliche Szenen darstellten: Bauern bei der Feldarbeit, junge Mädchen auf dem Markt, ein alter Mann in der Sonne sitzend. Mit seinen Nadelbäumen, die für eine wohltuende Mischung aus Sonne und Schatten sorgten, und seiner Stille war der ganze Hof ein Ort des Friedens. Buntes Licht fiel auf das Pflaster, und als Elena hochblickte, um festzustellen, woher es kam, entdeckte sie ein altes, gewölbtes Buntglasfenster.
    Hübsch. Und ablenkend.
    Deshalb merkte sie erst einen Sekundenbruchteil zu spät, dass die fremden Gerüche viel zu nah waren, dass der kleine Gegenstand, der in dem Baumstamm direkt neben ihr steckte, ein Dolch der Gilde war … und dass das kaum hörbare Geräusch vom Spannen einer Armbrust stammte.
    36
    »Los, runter!«, brüllte Elena in dem Augenblick, als geschossen wurde.
    Nicht eine, nein zwei Armbrüste.
    Aodhan kam, um sie zu schützen, und das war sein Verhängnis. Während Elena sich mit dem Gesicht nach unten aufs Pflaster warf und einer der Bolzen über sie hinwegpfiff, durchbohrte ein zweiter Aodhans Flügel und nagelte ihn an die Wand. Er griff danach, wollte ihn herausziehen, doch noch bevor es ihm gelang, heftete ein weiteres Geschoss ihn mit der anderen Schulter an die Wand.
    Elena rollte sich über die Seite – ein schwieriges Manöver, das sie mit ihren Flügeln ganz neu hatte erlernen müssen – hinter einen der Bäume unweit von Aodhan ab. Instinktiv wollte sie die Pistole ziehen, aber die Kugeln waren dafür gedacht, Engelsflügel in Stücke zu reißen. Sie wusste nicht, welchen Schaden sie bei Vampiren anrichten würden, doch wenn sie wie normale Kugeln funktionierten, bestand die Gefahr, dass sie ihre Angreifer damit tötete – und sie wollte sie lebend, um der Angelegenheit auf den Grund gehen zu können.
    Nachdem sie sich für ihre Messer entschieden hatte, ließ sie sie aus ihren Armscheiden in die Hände gleiten, blendete die Projektile aus, die hinter ihr in den Stamm schlugen … und konzentrierte sich.
    Um sie herum wurde es totenstill, bis sich die Welt nur noch in Zeitlupe zu drehen schien und die Sonnenstrahlen wie ein greller Nebel vor ihren Augen tanzten. Wieder hörte sie, wie die Armbrust gespannt, der Bolzen eingelegt wurde. Doch sie hatte sich noch nie auf ihr Gehör verlassen.
    Gezuckerte Holunderbeeren.
    Sie zielte, warf.
    Splitternd zerbrach das bunte Glas, hinterließ nichts als Tausende winziger bunter Scherben. Ihr zweites Messer war schon unterwegs, traf den Vampir hinter dem Fenster in den Hals. Das Blut sprudelte nur so hervor, doch Elenas Aufmerksamkeit galt dem zweiten Schützen. Er hielt die Stellung, stand versteckt hinter einer niedrigen, massiven Mauer. In Sicherheit. Aber um schießen zu können, musste er seine Deckung aufgeben.
    Elena kroch aus ihrem Versteck, war mit drei Schritten bei Aodhan und riss ihm

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