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Gilde der Jäger 02 - Engelszorn

Gilde der Jäger 02 - Engelszorn

Titel: Gilde der Jäger 02 - Engelszorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N. Singh
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gleichzeitig; eines blockte Anoushka mit ihrer Klinge ab, während sie sich zugleich aus der Reichweite des zweiten wand. Und dennoch gelang es ihr, auch Elenas zweitem Arm eine Schnittwunde beizubringen.
    Das Aas spielte mit ihr.
    Und genau das sollte sich als Anoushkas Schwachpunkt herausstellen. Das und ihr übergroßes Ego, das sie glauben ließ, sie sei würdig, ein Erzengel zu werden. »Es heißt, Ihr Blut sei reines Gift.«
    »Thomas hat von mir getrunken, bevor er dir einen Schrecken eingejagt hat.« Geschickt wirbelte Anoushka ihre Klinge durch die Luft, Elena warf sich zu Boden und konnte sich gerade noch rechtzeitig zur Seite rollen, sonst hätte sie einen Teil ihres Flügels eingebüßt. »Beeindruckend.« Höhnisch verbeugte sie sich, als käme es jetzt noch auf Etikette an.
    Allmählich machte sich der Blutverlust bei Elena bemerkbar. Noch war sie kampffähig. Noch. Aber bald schon würde sie nicht mehr so reaktionsschnell sein. »Thomas’ Tod war eine Spätfolge des Gifts?«
    »Er glaubte, aus meinen Adern zu trinken sei eine besondere Ehre.«
    »Also stand sein Tod schon fest, ganz gleich, ob er mich finden würde oder nicht?«
    »Der Gute wurde ein wenig besitzergreifend.« Sie seufzte. »Männer sind solche Dummköpfe. Selbst Raphael – gleich bei eurer ersten Begegnung hätte er dich töten sollen. Nun ist er durch dich verwundbar geworden.«
    In diesem Augenblick veränderte sich Anoushkas Gesichtsausdruck, und Elena wusste, dass sie dem Tod ins Auge blickte. Sie warf ihr Messer. Anoushka wich ihm aus, und es landete harmlos auf dem Boden … aber durch das Ausweichmanöver wurde Anoushka einen kurzen Moment von der Sonne geblendet. Elenas nächste beiden Messer trafen ins Ziel, schlugen ihr in die Augenhöhlen, sodass sie nach hinten taumelte.
    Anoushka schrie und ließ das Kukri fallen. Elena schnappte sich das kurze Schwert an ihrem Gürtel, und ohne groß zu überlegen, stach sie es dem Engel mitten durch das Herz, streckte ihn nieder. Blut quoll aus der Wunde, tränkte das weiße Gewand; Elena öffnete ihren Geist und rief: Raphael! Dabei war es ihr völlig gleichgültig, wer sie sonst noch hörte, solange es Raphael tat.
    Wutschäumend riss sich Anoushka die Messer aus den Augen und schleuderte sie von sich. Obwohl das Schwert sie am Boden festhielt, versuchte sie sich aufzurichten und streckte ihr die zu Krallen gekrümmten Finger entgegen. Geschickt wich Elena ihren Klauen aus und drehte ihr das Schwert in der Brust herum. Mit einem langen, dünnen Schrei, der Elena das Blut in den Adern gefrieren ließ, sank Anoushka wieder auf den Boden, ihre hochgiftigen Finger, ein Erbe ihrer Mutter, zitterten und öffneten sich kraftlos. Elena bezwang die aufsteigende Übelkeit und drehte die Klinge abermals herum, bis nichts mehr von Anoushkas Herz zu erkennen war.
    Zwar würde es sich wieder erholen, aber im Augenblick lag sie zuckend am Boden, aus den blinden Augenhöhlen rann das Blut.
    Die Augen ihrer Mutter, so schön, genau wie ihre eigenen, tot und entstellt, scharlachrot leuchten die Gefäße in dem Weiß.
    Elena riss sich von ihren Erinnerungen los, kämpfte gegen den Abgrund, der sie zu verschlingen drohte und sie immer hilflos zurückließ.
    »Ich bin nicht stark genug. Verzeiht mir, meine Lieblinge.«
    Verzweifelt hatte sie damals versucht, die geflüsterten Worte ihrer Mutter zu überhören. In jener Nacht war sie schon fast eingeschlafen, die kleine Beth unter der Decke an sie gekuschelt. Ihre kleine Schwester hatte Angst, alleine in ihrem neuen Zimmer in dem Großen Haus zu bleiben. Aber in der Nacht schlief sie tief und fest, als wüsste sie, dass sie bei Elena sicher war. Nur Elena hatte vernommen, dass die Mutter ins Zimmer gekommen war, und Elena hatte nichts begreifen wollen.
    Elena.
    Der Duft von Regen und Wind ließ sie erschauern. Grenzenlose Erleichterung durchströmte sie, machte sie unvorsichtig, und mit einem Aufschrei schnellte Anoushka hoch, trat nach Elena und krallte sich in ihren vor Überraschung wehrlosen Körper.
    Ein stechender Schmerz durchfuhr ihren Oberschenkel. Elena fiel auf die Knie und hörte, wie Anoushka beinahe gleichzeitig mit einem heftigen Aufprall auf dem Boden aufschlug. Kurz darauf berührte Raphael ihr Bein … nichts, sie hatte kein Gefühl mehr darin.
    »Raphael«, flüsterte sie panisch. Die Taubheit breitete sich in ihrem ganzen Körper aus, ihr Herz begann zu flattern.
    Er schirmte sie mit seinen Flügeln vor den Blicken anderer ab, beugte

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