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Gilde der Jäger 02 - Engelszorn

Gilde der Jäger 02 - Engelszorn

Titel: Gilde der Jäger 02 - Engelszorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N. Singh
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starrten sie diese unendlich blauen Augen an, blendeten alles andere aus. »Aber wenn sie es ausplaudert, dann muss ich sie und alle, denen sie davon erzählt hat, zum Schweigen bringen.«
    Ihr schnürte sich die Kehle zu. »Auch wenn es mir das Herz bricht?«
    »Sieh zu, dass sie den Mund hält.« Sanft schmiegte er seine Hand an ihre Wange, die Finger noch kalt von der Nachtluft. »Dann wird das nie passieren.«
    Sie stieß ihn von sich. Diesmal ließ er sie gewähren, sie ging bis ans andere Ende des Balkons und starrte in die Schlucht, die wie eine zerplatzte Träne in der Erde saß. Nun waren nicht mehr so viele Lichter zu sehen, als hätten sich die Engel schon zur Ruhe gebettet. »Ich gehöre nicht in deine Welt, Raphael. Mit meinem Herzen bin ich immer noch ein Mensch – ich werde nicht tatenlos zusehen, wenn meine Freunde umgebracht werden.«
    »Nichts anderes hätte ich von dir erwartet.« Er öffnete die Türen. »Lass uns schlafen gehen.«
    »Wie kannst du erwarten, dass ich jetzt schlafen kann, nach dem, was du gerade gesagt hast?« Sie funkelte ihn an.
    Raphael erwiderte ihren Blick. Er war ein Wesen von solch unvorstellbarer Macht, dass sie immer noch nicht begreifen konnte, dass er sie liebte. Aber war die Liebe eines Erzengels wie die eines Menschen? Oder ging sie tiefer? Musste sie ihr Herzblut dafür hingeben?
    »Ich vergesse immer wieder, dass du noch so jung bist.« Er ging auf sie zu und strich ihr zärtlich mit dem Finger übers Gesicht. »Sterbliche gehen dahin, Elena. Das ist nun einmal so.«
    »Soll ich also meine Freunde und Familie einfach vergessen?«
    »Vergiss sie nicht«, sagte Raphael, »aber vergiss genauso wenig, dass sie eines Tages nicht mehr da sein werden.« In ihr wütete der Kummer wie ein wildes Tier. Eine Welt ohne Sara, ohne Beth konnte sie sich überhaupt nicht vorstellen. Vielleicht hatte sie zu ihrer jüngeren Schwester kein so enges Verhältnis mehr – beide hatten Entscheidungen getroffen, die sie einander entfremdet hatten –, doch das bedeutete nicht, dass Elena sie darum weniger liebte. »Ich weiß nicht, ob ich einen solchen Verlust überstehen würde.«
    »Das wirst du schon, wenn die Zeit gekommen ist.«
    Der Schmerz in seiner Stimme traf sie wie ein Stoß ins Herz. »Woher weißt du das?«
    Eigentlich hatte sie gar keine Antwort erwartet. Raphael war ihr Geliebter, aber gleichzeitig auch ein Erzengel. Und Erzengel haben die Geheimniskrämerei zur Kunstform erhoben. Als er ihr mit den Knöcheln über die Wange strich und sagte »Dmitri«, brauchte sie einige Sekunden, um zu reagieren.
    »Er wurde gegen seinen Willen geschaffen«, mutmaßte sie und erinnerte sich an ihr Gespräch mit Dmitri über Kinder. Hatte der Vampir mit ansehen müssen, wie seine Kinder alt wurden? Hatte er eine geliebte Frau verloren?
    Diesmal gab Raphael keine Antwort, sondern stupste sie Richtung Schlafzimmer. »Du musst dich ausruhen, sonst schaffst du es nicht, bis zum Ball fliegen zu lernen.«
    Sie folgte ihm, aufgewühlt von dem eben Gehörten.
    Raphael legte ihr die Hände auf die Schultern. »Mach die Träger auf.« Deutlich spürte sie die Hitze seines Körpers: unsichtbar, dennoch unentrinnbar.
    Wie ein Flächenbrand zog sich die Erregung durch ihre Flügel, die Lust löschte alle anderen Gedanken. Elena hatte Mühe zu atmen, zu sprechen. »Raphael, bist du in meinem Kopf?« Sie zog an den über ihrer Brust gekreuzten Trägern, die das Stück Stoff hielten, das ihre Brüste bedeckte, und öffnete sie.
    »Nein.« Lange, kräftige Finger glitten spielerisch über ihren Hals, ihre Brüste. »Wie weich deine Haut ist, Gildenjägerin.«
    In ihr brannte ein Verlangen, das durch nichts gestillt werden konnte. »Was geschieht nur mit mir?«
    »Du bist immer noch im Werden.«
    Er streifte ihr das Oberteil ab, und dabei spürte sie jede einzelne Faser des zarten Stoffes, zitterte bei der flüchtigen Berührung seiner Finger.
    »Weißt du, wonach deine Halsbeuge schmeckt?«, fragte er und drückte seine Lippen auf ebendiese Stelle. »Nach Feuer und Erde, einem Frühlingssturm mit einer Prise Stahl.«
    Elena erschauerte, fuhr ihm durch das volle seidige Haar. »Siehst du mich so?«
    »Das macht dich aus.« Langsam ließ Raphael seine Hand über ihre Hüfte nach oben gleiten, während sich ihr ganzes Innerstes zusammenzog.
    Aber nichts auf der Welt hätte sie auf das Gefühl vorbereiten können, das sie traf wie ein Stromschlag, als er ihre Brust berührte. Lediglich zusehen konnte sie, wie

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