Gilde der Jäger 02 - Engelszorn
ihr Körper, ihr gesamtes Sein sich auf ihn einstellte.
Dann küsste er sie wieder auf den Hals, und ihre Sinne explodierten. Sie packte ihn noch fester bei den Haaren, wandte sich ihm vollends zu, umfing dann seinen Kopf mit beiden Händen und presste ihre Lippen auf seinen grausam schönen Mund. Wild und heftig küsste sie ihn, wollte ihn mit Gewalt beherrschen.
Mit der einen Hand näherte er sich langsam ihrer Hüfte, mit der anderen hatte er sie im Nacken gepackt, sodass sie nicht zurückweichen konnte.
Ihre Brüste wurden gegen sein Leinenhemd gepresst. Der Stoff fühlte sich herrlich an – beinahe schmerzvoll – und rieb aufreizend an ihren empfindlichen Brustwarzen. Zur Strafe biss sie ihm in die Lippe. Er biss zurück, doch ließ er ihre Lippe erst nach einer ganzen Weile wieder los, und zwar so langsam, dass sie ganz heiß und feucht wurde und die Schenkel unweigerlich zusammenpresste.
Elena schlüpfte mit der Hand unter sein Hemd, doch er hielt sie am Handgelenk fest. »Nein, Elena.«
»Ich bin doch nicht aus Porzellan«, sagte sie erregt. »Mach dir keine Sorgen.«
Seine Finger schlossen sich noch fester um ihr Handgelenk, bevor er es schließlich losließ und einen Schritt zurücktrat. Ihre Verbindung war unterbrochen. Elena war bereit, sich notfalls auch gewaltsam zu holen, was sie wollte, sie blickte auf … und erstarrte vor Schreck. »Raphael.« Azurblaue Flammen schlugen in seinen Augen hoch, so tödlich wie das Himmlische Feuer, das er Uram in der letzten verheerenden Schlacht entgegengeschleudert hatte.
»Geh ins Bett«, sagte er, und die Kälte in seiner Stimme legte sich wie eine Eisschicht über sie.
Trotzdem loderte das Feuer weiter. Ihr Herz krampfte sich in Anbetracht der tödlichen Gefahr zusammen, sie schlang die Arme um sich, bedeckte ihre Brüste. Sie wusste nicht, wen sie nun eigentlich beschützte: sich oder ihn. »Kommst du zurück?«
»Bist du sicher, dass du das willst?« Er drehte sich um und war verschwunden, noch bevor sie ihm antworten konnte.
Sie sah zu, wie er in das unendliche Dunkel der Bergnacht entschwand, bevor sie die Balkontüren schloss, die roten, halbmondförmigen Abdrücke auf den Händen stammten von ihren eigenen Nägeln. Im Bett deckte sie sich mit allen verfügbaren Decken zu, dennoch dauerte es sehr lange, bis sie aufhörte zu zittern.
Elena hatte gedacht, sie wüsste alles, verstünde alles. Aber das war ein Irrtum gewesen. Seitdem sie aus dem Koma erwacht war, hatte sie Raphael so behandelt, als sei er »ungefährlich«. Heute Nacht hatte es ein böses Erwachen für sie gegeben. Raphael würde es nie sein. Ein kleiner Ausrutscher, und er könnte sie auf der Stelle töten.
Konnte und wollte sie dieses Risiko eingehen?
Du hast mich ein klein wenig menschlich gemacht.
Diese Worte hatte er in jener Nacht zu ihr gesagt, als sie auf ihn geschossen hatte, in jener Nacht, als er so stark geblutet hatte, dass sie geweint und mit zittrigen Händen die karmesinroten Ströme aufzuhalten versucht hatte. Hatte er damals etwa Angst gehabt? Verstand Raphael überhaupt, was es hieß, Angst zu haben? Sie wusste es nicht und war sich auch nicht sicher, ob er ihr diese Frage beantworten würde.
Ihr hingegen war die Angst nur allzu vertraut, doch am Ende hatte ihr Mut gesiegt. Bei dem Gedanken daran konnte sie sich ein wenig entspannen. Als sie mit zertrümmertem Leib in Raphaels Armen gelegen hatte, hatte sie keine Angst mehr gehabt. Und das wollte sie ihm antworten.
Ja, sagte sie zu Raphael, wobei sie nicht genau wusste, wie stark ihre gedankliche Verbindung war und ob sie weit genug reichen würde. Ja, ich möchte, dass du zurückkommst.
Raphael antwortete ihr nicht, und sie wusste nicht einmal, ob er sie überhaupt gehört hatte. Aber mitten in der Nacht spürte sie zarte Lippen an ihrem Hals, nahm die Hitze eines großen männlichen Körpers wahr, der sich an sie schmiegte, ihre Flügel zwischen sich … die unbeschreibliche Nähe zweier Engel.
8
Elena wachte alleine auf, doch auf dem Nachttisch wartete schon eine Tasse Kaffee auf sie – direkt neben der Rose des Schicksals. Kurz nach ihrem Kennenlernen hatte Raphael ihr diese unglaubliche Kostbarkeit geschenkt – eine Blumenskulptur aus einem einzigen Diamanten. Immer wieder hatte Elena versucht, sie ihm zurückzugeben, nur um sie am nächsten Morgen wieder auf ihrem Nachttisch vorzufinden.
Das war zweifellos ein sehr romantisches Geschenk gewesen, und während sie es noch betrachtete, richtete sie
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