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Gilde der Jäger 02 - Engelszorn

Gilde der Jäger 02 - Engelszorn

Titel: Gilde der Jäger 02 - Engelszorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N. Singh
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Haut hervor. »Glaubst du das auch?«
    »Nein.« Er zögerte, fuhr dann aber mit brutaler Ehrlichkeit fort: »Ich habe schon sterbliche Kinder bedroht, um Druck auf ihre Eltern auszuüben.« Doch ganz gleich, was die Eltern sich auch zuschulden hatten kommen lassen, nie hatte er den Kindern auch nur ein Haar gekrümmt.
    »In der ersten Hälfte meines Daseins habe ich das auch getan«, sagte Elias. »Bis mir klar geworden ist, dass die Drohung nur einen Schritt weit von der Tat entfernt ist.«
    »Ja.« Vor einem Jahr, als er gefangen in der Stille war – einem Zustand totaler Dunkelheit und Gefühlskälte –, hatte auch er das Leben eines Kindes wie einen Sack Getreide in die Waagschale geworfen. Ein Schandfleck auf seiner Seele, ein Verbrechen, für das er niemals um Verzeihung bitten konnte, denn es war unverzeihlich. Doch niemals wieder würde er ein Kind als Drohmittel benutzen. »Derjenige, der Lijuans Scheußlichkeiten aufgedeckt hat«, sagte Raphael und fragte sich wieder einmal, was wohl ohne Elena aus ihm geworden wäre, »hat Dinge sehen müssen, die jeder Beschreibung spotten.«
    »Ich habe die Leichen gesehen.« Jasons Stimme war angespannt, brach fast, leuchtend schwarz stachen die Tätowierungen von seiner normalerweise gesunden braunen Hautfarbe ab. »Winzige, schrumpelige Dinger. Sie bewahrt sie als Andenken auf.«
    »Wie werden sie konserviert?«
    »Nachdem ihre Vampire ihnen das Blut und damit das Leben ausgesaugt haben, hat Lijuan sie trocknen lassen.« Jason sah ihn mit unergründlichen Augen an. »In dem Zimmer sind auch Babys, Sire.«
    Selbst jetzt noch überkam Raphael ein Gefühl tiefsten Abscheus, wenn er daran dachte. Es gab einfach Dinge, die waren tabu. »Wäre Uram noch am Leben«, sagte er und meinte damit den Erzengel, dessen Leben er in jener Nacht, in der er Ambrosia geschmeckt und seine Unsterbliche zu der Seinen gemacht hatte, ausgelöscht hatte, »würde er sich vielleicht auf demselben Weg wie Lijuan befinden. Er hat eine ganze Stadt abgeschlachtet, sogar die Babys in ihren Wiegen, weil einer seiner Vampire beleidigt worden war.«
    »Der Engel, der versucht hat, Noel zu brechen« – wie tausend Klingen wütete der Zorn in Elias – »befindet sich bereits auf diesem Weg. Mehr von ihnen kann der Kader wahrlich nicht brauchen.«
    »Nein.« Denn hatte ein Engel erst einmal eine solche Machtposition erlangt, dann mischte sich der Kader nicht mehr ein – jedenfalls nicht, solange der fragliche Engel keine weltweiten Konflikte heraufbeschwor und seine Gräueltaten auf sein eigenes Territorium beschränkte. Kein Erzengel würde eine Einmischung von außerhalb in seinem Machtbereich dulden.
    »Hast du mal die Mädchen gesehen, mit denen Charisemnon ins Bett geht?«
    »Viel zu jung.« Venom hatte ihn davon in Kenntnis gesetzt. Der Vampir, der auch Schlangengift genannt wurde und dessen Haut vom indischen Subkontinent kündete, hatte sich unauffällig in Charisemnons heiße Wüstengebiete eingeschmuggelt. »Aber er überspannt den Bogen nicht.«
    Charisemnon achtete peinlich genau darauf, dass er kein Mädchen unter fünfzehn nahm; immer unter dem Vorwand, dass man zu seiner Zeit mit fünfzehn als heiratsfähig galt. Nur dass die Mädchen, die er sich erwählte, immer wesentlich jünger wirkten, als sie waren. Es gab genügend Unsterbliche – und Sterbliche –, die Charisemnons perverses Treiben billigten.
    Elias warf Raphael einen bedeutsamen Blick zu. »Titus sagt, dass Charisemnon ein Mädchen von seiner Seite der Grenze genommen und missbraucht habe.«
    »Ich beobachte die Situation schon eine ganze Weile – es sieht ganz so aus, als würde sich die Sache zu einem Grenzkrieg ausweiten.«
    »Titus ist zwar auch kein Waisenknabe, aber in diesem Fall muss ich ihm recht geben. Wenn Charisemnon die Grenzvereinbarungen gebrochen hat, muss er dafür zahlen – er wird sich jedoch vor keinem Gericht verantworten wollen.«
    Raphael war ganz seiner Meinung. Doch so abstoßend Charisemnons Verhalten auch sein mochte, die Gefahr, die ihnen unerbittlich immer näher kam, ging nicht von ihm aus. »Ich bin mir nicht sicher, ob wir Lijuan aufhalten können.«
    »Nein.« Grimmig presste Elias die Lippen aufeinander. »Selbst mit vereinten Kräften könnten wir sie wahrscheinlich nicht vom Leben zum Tod befördern.« Er atmete tief durch. »Aber vielleicht gibt sie sich auch damit zufrieden, mit ihren Wiedergeborenen innerhalb ihrer Palastmauern zu spielen.«
    »Vielleicht.« Aber vielleicht würde

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