Gilde der Jäger 02 - Engelszorn
»Raphael!« Ein Schauder durchfuhr sie, ließ sie umso heftiger beben, weil ihr diese Wolllust so lange vorenthalten worden war.
Auch Raphael spürte, wie seine Haut zu glühen begann, er nur noch in sie hineinstoßen wollte, wieder und wieder, bis sie außer ihm nichts mehr fühlte, nichts mehr sah. Mit zusammengebissenen Zähnen vergrub er sein Gesicht in ihrem Nacken, rang mühsam um Beherrschung … und bemerkte dann, dass die körperliche Befriedigung Elena völlig erschöpft hatte, dass sie ohnmächtig geworden war.
11
Fünf Tage nachdem Raphael ihr geholfen hatte, ihren Albträumen zu entfliehen, saß Elena in einem stillen, sonnigen Garten. Die Träume waren seit jener Nacht nicht wiedergekehrt, doch am Horizont hingen sie immer noch wie drohende schwarze Wolken, eine Gewalt, gegen die Elena noch nicht gewappnet war. Wenn Dmitris unbarmherziges Training sie nicht dauernd so in Anspruch genommen und abgelenkt hätte, wäre sie wahrscheinlich vor Angst verrückt geworden. Denn seltsamerweise war es in der Zufluchtsstätte ganz ruhig geworden, der Überfall auf Noel schien eine einmalige Verirrung gewesen zu sein.
Raphaels Wut hingegen war nicht im Mindesten abgeklungen. »Nazarach streitet ab, in diese Angelegenheit verwickelt zu sein«, hatte er ihr letzte Nacht berichtet, ihr dabei über den flachen Bauch gestreichelt. »Ich könnte seinen Geist brechen, doch wenn er die Wahrheit sagt, muss ich ihn anschließend töten, und verliere damit einen meiner stärksten Engel.«
Elena machte es zu schaffen, wie leichtfertig Raphael darüber sprach, gewaltsam in den Geist eines anderen Engels einzudringen, eines Engels, den eine Gildenjägerin Elena gegenüber einmal als »ein Monster, das auch noch lächelt, wenn es dich zu Tode bumst« beschrieben hatte. »Würde sich Nazarach denn sonst gegen dich wenden?«
»Das würdest du auch, Elena, wenn ich das mit dir machen würde.« Er spielte an dem Bund ihres Slips. »Ich muss Beweise haben – sonst verliere ich nicht nur seine Ergebenheit, sondern auch die der anderen starken Engel, die mir vertrauen.«
Sie schnappte sich sein Handgelenk und drückte es. Er war immer der Gebende. Sie wollte, dass er auch nahm. Doch er blitzte sie warnend an, die dunkle Leidenschaft in seinen Augen machte ihr deutlich, dass sie noch nicht so weit war, nicht stark genug. Noch nicht. »Bist du denn auf seine Macht angewiesen?«
Seine Hand ruhte mit leichtem Druck auf ihrem Unterleib, jetzt beugte er sich hinunter und fing an, sie behutsam zu küssen, ihre Zehen krallten sich in das Laken. Raphaels Antwort durchbrach ihr unstillbares Verlangen. »Nein.«
Elena schnappte zweimal kurz nach Luft, bevor sie antworten konnte. »Wofür brauchst du ihn dann?«
»Die Menschen brauchen ihn, Elena.« Eine geradezu sanfte Erinnerung.
An seinem Blick erkannte sie, dass er ihr die albtraumhaften Details gerne ersparen wollte. »Der einzige Grund, weshalb nicht noch mehr Vampire dem Blutrausch verfallen, ist, dass ein Engel sie im Zaum hält.«
»Und selbst ein Erzengel kann nicht jeden einzelnen Vampir in seinem Territorium überwachen. Ich müsste sie alle umbringen, wenn sie blutrünstig würden.« Er zog eine Braue hoch. »Du siehst beunruhigt aus. Was weißt du über Nazarach?«
»Vor einiger Zeit hatte eine andere Jägerin einmal einen Vampir für ihn aufgespürt.« Als danach noch einmal ein Auftrag aus Atlanta kam, hatte Ashwini sich schlichtweg geweigert, ihn zu übernehmen. »Sie hat gesagt, überall im Haus habe man Schreie vernommen, Schmerzensschreie, die selbst einen normalen Menschen in den Wahnsinn hätten treiben können. Offenbar war er mit zwei Vampirfrauen ins Bett gegangen, nur um ihre Männer zu bestrafen.«
»Vampire wählen sich ihre Ewigkeit selbst, und zwar in dem Moment, in dem sie sich entscheiden, geschaffen zu werden.«
Dagegen konnte Elena nichts einwenden. Selbst ihre Schwester Beth hatte sich als Kandidatin beworben, wollte Vampirin werden, obgleich sie selbst hatte mit ansehen müssen, wie ihr Mann von dem Engel, den er Meister nannte, grausame Strafen erleiden musste. »Vertraust du Nazarach?«
»Er lügt, ohne mit der Wimper zu zucken, aber er ist leider nicht der Einzige, der arrogant genug ist, sich einzubilden, er könne ein Erzengel werden.«
»Wer ist oder war sonst noch zu der Zeit in der Zufluchtsstätte?« Sie glaubten beide, dass der Anstifter nahe genug am Geschehen gewesen sein musste, um die Folgen mitzubekommen – um sich daran zu
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