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Gilde der Jäger 02 - Engelszorn

Gilde der Jäger 02 - Engelszorn

Titel: Gilde der Jäger 02 - Engelszorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N. Singh
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dem schimmernden kastanienbraunen Haar kannte keine Bosheit. »Sie wissen, was Schmerz ist.«
    »Und Sie ebenso, Gildenjägerin.« Als sie sich nach draußen in die Sonne begaben, trat in Jessamys wache und kluge Augen ein Ausdruck still empfundenen Glücks.
    »Galen.«
    Elena folgte ihrem Blick und sah einen Engel, der soeben auf der erhöhten Plattform vor der Schule gelandet war. Irgendwie kam ihr dieser muskelbepackte Rothaarige bekannt vor, wenngleich sie sich sicher war, ihm noch nie zuvor begegnet zu sein. Dann traf sie ein Blick aus seinen blassgrünen Augen, und die Kälte darin öffnete ihren Erinnerungen Tür und Tor.
    Raphael blutend am Boden. Zwei Engel fliegen mit einer Bahre herein. Dieser hier starrt sie an, als wolle er sie durch die zerbrochenen Reste ihrer Fensterfront hinab in die pechschwarze Dunkelheit schleudern … und dabei zusehen, wie ihr Körper mit rasender Geschwindigkeit auf dem Boden aufschlägt, ihre Wirbelsäule durch die Haut sticht, ihr Kopf bloß noch eine zerplatzte Eierschale ist, aus der eine blassrote Masse quillt.
    Offenbar hatte er seine Meinung nicht geändert.
    »Galen.« Diesmal klang es tadelnd.
    Endlich wandte der Engel die Augen von ihr ab, doch er blieb stumm. Elena verstand den Wink, verabschiedete sich von Jessamy und stieg die Treppen hinab, dabei spürte sie seinen hasserfüllten Blick im Nacken.
    »Hier bin ich!«
    Überrascht schaute sie auf und entdeckte Sam, der über ihr in der Luft kreiste. Seine Flügel wirkten viel zu groß für seinen kleinen Körper. »Du kannst schon fliegen?«
    »Du etwa nicht?« Er schwebte neben ihr her.
    »Nein.«
    »Oh.« Nach einer wackeligen Linkskurve landete er neben ihr. »Dann laufe ich eben auch.«
    Als sie sah, wie er seine Flügel über den peinlich sauberen Weg hinterherzog, musste Elena ein Lächeln unterdrücken. »Fällt dir das Fliegen leichter?«
    »Manchmal, bei gutem Wind.« Er zog an ihrer Hand und deutete auf eine Gestalt am anderen Ende des Schulhofs. Elena folgte seinem Zeigefinger und sah einen breitschultrigen Engel, dessen Flügelmusterung an die eines Adlers im Landeanflug erinnerte. »Das ist Dahariel. Er ist schon ganz alt.«
    Dahariel erwiderte Elenas Blick.
    Alter. Brutalität. Die Kraft eines Peitschenhiebs.
    All das las sie in seinen Augen, bevor er ihr kurz grüßend zunickte und dann in eine Richtung verschwand, von der man ihr gesagt hatte, dort läge das Territorium des Erzengels Astaad. Trotz der wärmenden Sonne überlief es sie kalt. Dieser Dahariel, dachte sie bei sich, wäre imstande, einen Menschen mit kalter Berechnung und Pedanterie so zusammenzuschlagen, dass kein Funken Leben mehr in ihm wäre.
    Wieder zog Sam an ihrer Hand. »Komm mit!«
    Während ihr Zwerg von Fremdenführer sie auf dem kleinen Schulgelände herumführte und der Himmel über ihnen so herzerwärmend klar war, kam Elena innerlich etwas zur Ruhe. Diese Kinder waren von Geburt an unsterblich, viele von ihnen waren im Gegensatz zu ihrem Aussehen vermutlich älter als sie selbst.
    Aber Alter war relativ. In ihren Gesichtern sah Elena dieselbe Unschuld wie auch bei Saras kleiner Tochter Zoe. Noch hatte das Leben ihnen kein Leid zugefügt.
    Trotz ihrer Grausamkeit waren die älteren und mächtigeren Engel offenbar bemüht, die Gewalt von diesem Teil der Zufluchtsstätte fernzuhalten. Es war eine friedliche Oase inmitten einer Stadt voller dunkler Geheimnisse.
    Ein Lufthauch über ihrem Kopf, der Sog ausgewachsener Engelsflügel.
    Als sie aufschaute, blitzte wildes Blau vor ihr auf, und im nächsten Augenblick landete Illium neben ihr. Gekreische und Gekicher erfüllte die Luft, als die Kinder, Sam eingeschlossen, Illium wie kleine Schmetterlinge umschwärmten. »Rette mich, Elena«, rief Illium, als er sich wieder in die Lüfte erhob … doch nicht zu hoch, nur so hoch, dass die Kleinen ihm noch folgen konnten.
    Lächelnd setzte sich Elena auf eins der Spielgeräte und beobachtete die Kinder bei ihren Sturzflügen. Belle hätte das gefallen, dachte sie plötzlich. Ihre ungestüme ältere Schwester hatte ein Geheimnis gehabt – sie liebte Schmetterlinge. Einmal hatte Elena ihr ein Portemonnaie in der Form eines Monarchfalters geschenkt, sie hatte den hübschen Gegenstand für 50 Cent auf dem Trödelmarkt gekauft. Ihr ganzes Taschengeld hatte sie dafür geopfert. Und Belle hatte es an jenem Tag in der Hosentasche gehabt, an dem Tag, als Slater Patalis ihre Beine so oft gebrochen hatte, dass sie aussah wie eine verrenkte

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