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Gilde der Jäger 02 - Engelszorn

Gilde der Jäger 02 - Engelszorn

Titel: Gilde der Jäger 02 - Engelszorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N. Singh
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Lijuan ihre Armeen auch freilassen und zu der herrschenden Halbgöttin aufsteigen, die sie in ihrem Heimatland bereits war. Doch diese Göttin würde nur den Tod bringen, milde lächelnd zusehen, wie sich ihre Wiedergeborenen am Fleisch der Lebenden labten.
    Im Nachhinein erschien es Elena nur allzu verständlich, dass sie in dieser Nacht träumen würde. Sie spürte, wie die Vergangenheit ihre blutgetränkten Hände nach ihr ausstreckte. Obgleich Elena sich energisch mit Armen und Beinen zur Wehr setzte, wurde sie unbarmherzig diesen langen, dunklen Korridor hinuntergezerrt, dann den Weg hinab, den ihr Vater während eines Sommers mühsam gepflastert hatte, hinein in die strahlend weiße, fleckenlos reine Küche ihrer Mutter.
    Marguerite stand am Küchentresen. »Bébé, was stehst du da so rum. Komm herein, ich werde dir machen Chocolat.«
    Mit zitternder Unterlippe, blieb sie zögernd im Türrahmen stehen. »Mama?«
    »Natürlich, wer sonst?« Ein vertrautes, herzhaftes Lachen. »Mach die Tür zu, bevor es kalt wird.«
    Elena konnte nicht anders, musste hinter sich greifen, um die Tür zu schließen. Voller Überraschung stellte sie fest, dass ihre Hand die eines Kindes war, klein und voller Schrammen und Kratzer, die Hand eines Mädchens, das lieber auf Bäume kletterte, als mit Puppen zu spielen. Als sie sich wieder umwandte, befürchtete sie, der Zauber wäre verblasst, hatte solche Angst, dass sie in das Gesicht des Monsters blicken würde.
    Aber es war Marguerites Gesicht, die Augen ihrer Mutter, die sie fragend ansahen, als sie vor ihr stand. »Warum bist du so traurig, Azeeztee? Hmm?« Mit ihren schlanken Fingern strich sie Elena geschickt die Haare hinter die Ohren.
    Marguerite kannte nur ein paar arabische Worte, undeutliche Erinnerungen an ihre marokkanische Mutter, die sie in frühester Kindheit verloren hatte. Der Klang dieser Worte, wertvolle Erinnerungen, überzeugten Elena. »Mama, du fehlst mir so.«
    Hände streichelten ihren Rücken, umarmten sie fest, bis der Tränenstrom versiegt war und es Elena gelang, sich etwas zurückzulehnen, um in das geliebte Gesicht zu blicken. Nun war es Marguerite, die traurig blickte, in ihren silbergrauen Augen standen die Tränen. »Es tut mir so leid, Bébé. So schrecklich leid.«
    Die Traumbilder zerfielen, verschwammen an den Rändern. »Mama, nein!«
    »Du bist immer so stark gewesen.« Ein Kuss auf die Stirn. »Ich wünschte, ich könnte dich vor dem bewahren, was dir bevorsteht.«
    Das Zimmer drohte einzustürzen, dunkelrotes Blut rann die Wände hinunter, hektisch sah Elena sich um. »Wir müssen hier raus!« Sie packte ihre Mutter am Handgelenk und versuchte, sie mit sich zu ziehen.
    Aber Marguerite wollte ihr selbst dann noch nicht folgen, als das Blut schon auf ihre bloßen Füße tropfte. Sie schaute Elena nur warnend an: »Mach dich bereit, Elli. Es ist noch nicht vorbei.«
    »Mama, raus hier! Komm raus!«
    »Ach, Chérie, du weißt doch, dass ich dieses Zimmer nie verlassen habe.«
    Sanft wiegend hielt Raphael seine Jägerin in den Armen, schluchzend weinte sie sich an seiner Brust aus, ihre Verletzlichkeit traf ihn wie ein Messerstich ins Herz. Ihm fehlten die Worte, um ihren Kummer zu lindern, aber er flüsterte ihren Namen, bis sie ihn wahrzunehmen, ihn zu erkennen schien.
    »Küss mich, Erzengel!«, raunte sie.
    »Wie du wünschst, Gildenjägerin.« Er presste seine Lippen auf ihren Mund und beschloss, sich ihrer Ängste anzunehmen. Zwar war sie für sein wildes Begehren immer noch viel zu schwach, aber er konnte ihr helfen, die Albträume zu vergessen – auch wenn es bedeutete, dass er seinen sexuellen Appetit noch weiter zügeln musste, einen Appetit, der ihn auch so schon fast in den Wahnsinn trieb. Er würde ihr nicht wehtun, sie zu nichts zwingen, zu was sie nicht von sich aus bereit wäre.
    Er streckte sich neben ihr im Bett aus, drückte sich mit seinem Leib an sie und ließ sie die ganze Schwere seiner Macht fühlen.
    Die Albträume haben kein Anrecht auf dich, Elena. Du bist ganz mein.
    Ihre Augen glühten wie flüssiges Quecksilber, ein Sturm der Gefühle tobte in ihnen. »Dann nimm mich.«
    »Oder ich spiele einfach nur mit dir.« Und das tat er auch, trieb sie mit seinen Küssen, seinen Fingern und seinem unerbittlichen Wunsch, ihre Albträume zu bezwingen, in einen Zustand fieberhafter Erregung.
    Seine Hände glitten über ihren schweißnassen Körper, und als es schließlich vorbei war, war ihr Blick immer noch trunken vor Lust.

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