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Gilde der Jäger 02 - Engelszorn

Gilde der Jäger 02 - Engelszorn

Titel: Gilde der Jäger 02 - Engelszorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N. Singh
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reagierten, sog sie den letzten Duft tief ein und zerlegte ihn in seine Einzelteile – bis sie diese besondere Kombination von Duftnoten noch unter Tausenden herausgefunden haben würde.
    Der andere Duft hingegen, der frische Apfel und der Schnee, stammte nicht von einem Vampir. Diese Komposition war einzigartig, anders als alles, was sie bislang gerochen hatte. Elena vergewisserte sich noch einmal. Nein, ganz bestimmt kein Vampir. Und auch nicht, wie sie zunächst angenommen hatte, eine Intensivierung der in der Atmosphäre schwebenden Gerüche. Es handelte sich um eine weitere Person.
    Eine frische, belebende Meeresbrise strich ihr über die Wangen.
    Ein Anflug von Frühling, Sonne und frisch gemähtem Gras.
    Und darunter schmeckte sie einen vertrauten Pelzgeschmack heraus.
    Aber diesmal war es nicht Dmitri, der sein Spielchen mit ihr trieb. »Wer wohnt hier?« Unter der Flut der Eindrücke brachte sie ihre Frage nur schwer hervor. »Schnee und Apfel und Pelz und Frühling.« Es ergab alles keinen Sinn, doch Raphael war schon in ihren Gedanken, bevor sie ihren Satz beenden konnte. Elena kämpfte mit dem Drang, ihn sofort abzuwehren, denn ihr war klar, dass er wissen musste, was sie aufgespürt hatte.
    Sam ist der Schnee und der Apfel, sein Vater der Pelz, seine Mutter der Frühling.
    Ihr drehte sich das Herz im Leibe um, als sie in seine quälend blauen Augen sah. »Was ist mit Sam?«
    »Entführt.«
    Der kleine, zarte weibliche Engel presste sich die Faust vor den Mund, seine Hand war so schmal wie die eines Kindes. »Finde meinen Sohn, Gildenjägerin.« Aus Raphaels Mund hätten diese Worte wie ein Befehl geklungen. Von den Lippen dieser Frau waren sie eine verzweifelte Bitte.
    »Das werde ich.« Ein Versprechen und ein Schwur zugleich. Sie ging in die Hocke, um noch einmal die Gerüche in sich aufzunehmen, dann erhob sie sich, legte konzentriert den Kopf auf die Seite und witterte wie ein Bluthund, der sie letztlich auch war.
    Ein schwacher Orangenduft.
    Elena folgte der Spur, vorbei an Raphael und Sams Mutter zur Hintertür, sie legte die Hand auf den Knauf. Der Duft ging ihr durch Mark und Bein. »Ja«, flüsterte sie, die Spur war heiß. Dann öffnete sie die Tür und trat hinaus … ins Leere.
    14
    Nicht zum ersten Mal stürzte sie. Doch damals hatten sie die Arme eines Erzengels gehalten. Diesmal gab es nichts zwischen ihr und der unbarmherzigen Umarmung der Felsen. Panik wollte sie überfallen, doch ihr Überlebenswille war stärker. Elena P. Deveraux hatte noch nie aufgegeben.
    Mit zusammengebissenen Zähnen breitete sie die Flügel aus. Sie versagten ihr den Dienst, waren zum Fliegen noch zu schwach, aber sie bremsten ihren Fall immerhin etwas ab. Nicht genug, dachte sie. Ihre Augen tränten vom Wind, und ihre Rückenmuskulatur verkrampfte sich zunehmend. Selbst eine Unsterbliche wie sie, die zudem noch sehr jung war, würde einen solch verheerenden Sturz nicht überleben.
    Ihr Körper würde von der Wucht des Aufpralls zerfetzt werden, ihr Kopf abgetrennt. Vampire starben daran. Und Raphael hatte »Oh!« gesagt. Ein gewaltiger Sog erfasste sie und wirbelte sie spiralförmig durch die Luft, eine Schockwelle rann durch ihren Körper. Dann griffen auf einmal zwei stahlharte Arme nach ihr, Arme, die nur Raphael gehören konnten.
    Zunächst fiel sie mit ihm zusammen noch schneller, doch nach einigen Metern gelang es Raphael, den Fall abzubremsen, bis sie schließlich wieder aufstiegen. Elena schlang die Arme um seinen Hals, zitternd vor Erleichterung. »Anscheinend fängst du mich jedes Mal auf.«
    Er drückte sie fest an sich.
    Als Landeplatz diente ihnen ein abgelegener Felsvorsprung, das nächstgelegene Haus lag hinter hohen Felsen, die aus dem zerklüfteten Gestein herausragten. »Okay, Lektion Nummer eins«, sagte Elena keuchend, nachdem Raphael sie abgesetzt hatte, »verlass dich nie darauf, automatisch festen Boden unter den Füßen zu haben.«
    »Du musst aufhören, wie ein Mensch zu denken.« Wie ein Peitschenhieb klang seine Stimme. »Es hätte dich heute beinahe das Leben gekostet.«
    Ruckartig hob sie den Kopf. »Damit kann ich nicht so einfach mir nichts, dir nichts aufhören. Ich kenne nichts anderes.«
    »Dann stell dich um.« Mit den Fingern packte er sie beim Kinn. »Sonst stirbst du.«
    Am liebsten hätte sie sich gewehrt, aber irgendetwas hielt sie davon ab. Vielleicht, weil mehr auf dem Spiel stand, oder vielleicht lag es an der Art und Weise, wie er seine Flügel um sie gelegt hatte und

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