Gilde der Jäger: Engelsblut (German Edition)
sie die Wärme seines Körpers spürte. »Illium, du musst aufwachen. Du musst mich vor Dmitri beschützen .«
Sein Atemrhythmus veränderte sich, Finger strichen über ihre Hüfte, und dann … »Lügnerin .«
Gott sei Dank. Sie erhob sich, Illiums Hand fest in ihrer. »Hoch mit dir, Sonnenschein, los .«
Illium nuschelte etwas, doch sie wusste, dass er versuchte, ihr zu gehorchen. Nach einigen Versuchen schaffte er es, auf die Beine zu kommen, doch dann wäre er fast über ihr zusammengebrochen. Sie fing seinen Oberkörper mit ihrem auf und ächzte ein paarmal, bis sie ihn so weit hatte, dass sie ihren Arm um seine Taille und seinen muskulösen Arm um ihre Schultern legen konnte.
»Geh « , befahl sie und packte das Handgelenk des Arms, der auf ihren Schultern lag.
Seine Flügel legten sich schwer auf ihre, als er sie in dem instinktiven Versuch, sein Gleichgewicht zu finden, ausbreitete. Diese intime Berührung hätte sie unter normalen Umständen selbst Illium nicht gestattet. Doch heute hielt sie ihn nur noch fester und murmelte im Tonfall eines Feldwebels Befehle, um ihn bei Bewusstsein zu halten, während sie ihn aus der Höhle schleppte. Ihr Rücken und ihre Schultern stemmten sich gegen sein muskulöses Gewicht.
»Elena .«
Erst als sie Raphaels Stimme hörte, bemerkte sie, dass sie den Eingang erreicht hatte. »Er ist benommen « , erklärte sie ihrem Erzengel.
Genau in diesem Moment verlor Illium wieder das Bewusstsein und sackte in sich zusammen.
»Ich hab ihn .« Als Raphael die Arme in die Höhle streckte, um den blau geflügelten Engel hinauf ans Licht zu ziehen, machte Elena einen Fehler. Sie stützte ihre Hand gegen die Wand und nahm sich einen Augenblick Zeit, um zu Atem zu kommen. Im selben Augenblick trat Raphael aus dem Eingang, weil er sich umdrehen musste, um Illium an die Außenwand lehnen zu können.
Die Tür schlug zu.
Der Schock über die absolute pechschwarze Dunkelheit war so groß, dass Elena nicht schrie, nicht um Hilfe rief. Sie konnte nichts tun, als auf diese Tür zu starren, von der sie wusste, dass sie da war, obwohl die Finsternis so dicht war, dass sie nicht einmal die Hand vor Augen sehen konnte. Es gab kein Licht. Nichts. Raphael? , versuchte sie es nach einigen Sekunden, als ihr Gehirn sich wieder in Gang setzte.
Stille.
Sie empfand keine Furcht – sie wusste, dass er auf der anderen Seite war und sich auf nichts anderes konzentrierte, als sie aus diesem Gefängnis herauszuholen. Sie brauchte nichts weiter zu tun, als zu bleiben, wo sie war, und gegen ihre Orientierungslosigkeit anzukämpfen, denn es fehlten jegliche Sinneseindrücke, die die Wahrnehmung hätten unterstützen können. »Nur mit der Ruhe « , sagte sie zu sich selbst und trat vorsichtig ein Stück zur Seite, um sich gegen die Wand zu lehnen, die Flügel eng an den Rücken gezogen. Die Stille in diesem Steinraum war … wie in einem Grab.
In diesem Augenblick hörte sie sie.
Flüsterstimmen. So viele Flüsterstimmen. Um sie herum. In ihrem Inneren.
Tropf. Tropf. Tropf.
Komm, kleine Jägerin, koste.
Geh auf die Knie und bettle, dann nehme ich dich vielleicht wieder in die Familie auf.
Lauf, Ellie. Lauf.
Sie wird nicht weglaufen. Es gefällt ihr, siehst du.
Oh, Chérie, du weißt, dass ich dieses Zimmer nie verlassen habe.
Mama?
Ari macht ein schönes Schläfchen …
»Aufhören !« , schrie sie und presste die Hände auf die Ohren. Doch die Stimmen hörten nicht auf, sie zu quälen, ihre Albträume kochten über und hielten sie in einem Gefängnis fest, das viel schrecklicher war als die stygische Finsternis, die sie von allen Seiten umgab.
Kleine Jägerin, kleine Jägerin, wo biiiiist du?
Vielleicht werde ich dich an Bobby festbinden, damit er von dir trinken kann.
Du ekelst mich an.
Tot, sie sind alle tot.
Deinetwegen. Die Stimme ihrer Schwester. Aris Stimme.
Monster. Belles tiefes, gemeines Flüstern. Du bist ein Monster.
»Es tut mir leid « , wimmerte Elena. »Es tut mir leid .«
Monster.
»Ich wusste es nicht. Ich schwöre, ich habe es nicht gewusst !«
Es ist besser, dass du in diesem Grab stirbst, als dass du andere in den Tod treibst.
Das hätte Ari nie zu ihr gesagt. Und Belle hatte nie in diesem boshaften Ton mit ihr gesprochen. Die Fehler in der Täuschung ließen den Albtraum auffliegen. Sie fuhr die mentalen Schilde hoch, an denen sie gearbeitet hatte, seit sie aus dem Koma erwacht war, und warf sich gegen die Wand. Erst da bemerkte sie, dass sie einige Schritte
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