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Gilde der Jäger: Engelsblut (German Edition)

Gilde der Jäger: Engelsblut (German Edition)

Titel: Gilde der Jäger: Engelsblut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nalini Singh
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Stein unterschied. Dies war, das wusste sie, ohne dass es ihr jemand hätte sagen müssen, die Stelle, an der einst die Statue der Göttin gestanden hatte – nicht die eines Gottes, nicht an diesem Ort, der vor weiblicher Macht nur so vibrierte.
    »Sie fühlt sich warm an .« Raphael erhob sich. »Der Kader aus der Zeit meiner Mutter hat sich geirrt. Sie hat die Menschen in den Schlaf geschickt, nicht in den Tod .«
    Elena fuhr sich durch die Haare, die sich in der Feuchtigkeit ringelten. »Raphael, diese Macht … «
    »Ja .« Er stieg die Treppenstufen hinauf, die in die Seite des Podests gehauen waren, ging zu der leeren viereckigen Stelle, die ihr vorhin aufgefallen war, und starrte darauf. »Die Bevölkerung von Amanat hatte einst ihre eigenen Götter und Göttinnen, doch als Caliane die Stadt zu ihrer neuen Heimat wählte, wurden sie zu ihrem Volk, gaben sich ihr ganz hin .«
    »Hat sie ihnen diese Hingabe aufgezwungen ?« , fragte Elena. Nun, da sie darauf achtete, konnte sie die sanften Atemzüge der Schlafenden hören. Ihr stellten sich die Nackenhaare auf, und nichts würde sie dazu bringen, sich wieder zu legen – nicht bevor sie der unnatürlichen Atmosphäre dieser Stadt, in der die Zeit stillgestanden hatte, wieder entkommen waren.
    Raphael schüttelte den Kopf. »Nein. Amanat gehörte ihr schon lange, bevor ich geboren wurde .«
    Elenaerinnertesichandas,wassieindenGeschichtsbüchernüberCalianegelesenhatte,andas,wasRaphaelihrerzählthatte.Undsieerinnertesichauchdaran,dasssiederErzengelderAnmutundSchönheitgenanntwordenwar.»DieLiebewarimmergegenseitig .«
    »Ja .« ErgingindieHockeundstrichmitdenFingernüberdassteinerneViereck,dasaussah,alswürdedortetwasfehlen.»Illium .«
    Elena umrundete die Steinwände des Podests auf der Suche nach einem Eingang. Nichts. Die grauen Wände waren ohne jede Nahtstelle. Doch mit einem Mal … lag eine winzige blaue Feder vor ihren Füßen. Illium. Sie steckte die Feder ein und konzentrierte sich auf die Wand direkt vor ihr, wo sie sie gefunden hatte. Beim ersten Versuch spürte sie nichts unter ihren tastenden Händen. Auch beim zweiten nicht. Doch beim dritten … »Raphael, ich glaube, hier könnte eine Fuge sein .«
    Im nächsten Moment war er neben ihr. »Als Junge habe ich in diesem Tempel gespielt, vielleicht fällt mir wieder ein, wie sie sich öffnen lässt .«
    »Hier .« Sie trat zur Seite und hielt Wache, während er die Finger über die Stelle wandern ließ.
    Sie sah ihm dabei zu, wie er auf bestimmte Bereiche des Steins drückte, dabei konnte sie selbst die verschiedenen Teile nicht voneinander unterscheiden. Doch als er zurücktrat, brach der Stein mit einem uralten Ächzen auf und setzte eine Staubwolke frei, von der Elena husten musste, als sie sich bückte, um den Kopf in die Öffnung zu stecken. Zunächst sah sie nichts, so dunkel war es unter dem Podest. Dann nahm ihre Nase den verführerisch-stechenden Geruch eines exotischen Likörs wahr. Zitrone, dachte sie, es war die säuerliche Süße von Zitrone mit dem leisen Hauch eines satteren, schwereren Aromas. Ein Duft, von dem sie bis zu dieser Stunde nicht gewusst hatte, dass sie ihn mit Illium in Verbindung brachte. »Er ist hier .«
    »Mach dich bereit .« Ein blaues Leuchten erstrahlte.
    In dem anhaltenden Blitzlicht sah sie Illiums zusammengekauerte Gestalt in einer Ecke liegen, sein Kopf berührte die Steinwand, die Flügel lagen geknickt unter seinem Körper. »Was hat sie ihm angetan ?«
    »Geh zu ihm, Elena .« Streng und bestimmt. »Ich muss hierbleiben, um dafür zu sorgen, dass sich die Tür nicht schließt .«
    Sie blinzelte gegen die Nachwirkungen des grellen Lichts an und betrat die Höhle. Der Boden im Inneren lag tiefer als der davor und fiel weiter ab, bis selbst Raphael aufrecht hätte stehen können. Sie tastete sich fast blind durch die Dunkelheit, verschätzte sich dabei jedoch, sodass sie schließlich über Illium stolperte. Bitte, sei am Leben. Sie ging in die Hocke und tastete nach seinem Bein, seinem Oberschenkel, seiner Brust, bis ihre Hände endlich sein Gesicht fanden.
    »Komm, Dornröschen. Ich kann dich nicht hier raustragen .« Er war zu schwer mit Muskeln bepackt, und unter keinen Umständen wollte sie, dass Raphael den Eingang verließ – denn im selben Augenblick würde die Tür zuschnappen. Das war ihr völlig klar.
    Keine Antwort von Illium.
    Sie beugte sich weiter vor, gab dem Drang nach, ihre Wange gegen seine zu pressen – und zitterte vor Erleichterung, als

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