Gilde der Jäger: Engelsblut (German Edition)
und den langgliedrigen Pianistenhänden sah Elena ihn eher in einer Vorstandsetage als umgeben von Gewaltverbrechen, aber er war brillant in dem, was er tat. Celia war in guten Händen.
»Luca .« Sie stand auf, trat ein Stück zur Seite und gab ihm einen kurzen Abriss dessen, was sie gesehen und getan hatte, seit sie am Tatort angekommen war.
Luca ging neben der Leiche in die Hocke, in diesem Licht sah seine Haut dunkler aus als ihr normales Honigbraun. »Ist der Vampir tot ?« In seinen Augen lag eine Kälte, die viele überrascht hätte.
Doch Elena kannte Luca schon lange, hatte ihn an vielen Tatorten gesehen und verstand, dass es immer eine Gratwanderung war, seine Gefühle von der oft herzzerreißenden Realität der Arbeit zu trennen. »Ja .«
»Gut .« Eine Pause. »Verdammt herzlich willkommen zurück, Ellie .«
Elena berührte ihn mit der Hand an der Schulter, als sie an ihm vorbeiging, um sich den eigentlichen Tatort noch einmal anzusehen.
»Hey, Ellie .« Als sie sich umsah, sagte er: »Schön, dass Sie wieder da sind. Trotz der Begleitumstände .«
Diese Worte und die stille Billigung, die in ihnen lag, sagten alles. »Ich habe es nicht vergessen. Ich schulde Ihnen noch einen Drink .«
»Jetzt sind es zwei .« Er grinste. »Zinsen .«
Fünf Minuten später kam es ihr vor, als hätte dieser Wortwechsel in einem andern Leben stattgefunden. In einem Leben, in dem sie nicht mitten in einem Raum voller Grausamkeiten stand, während die Mitarbeiter der Spurensicherung um sie herum ruhig und emsig arbeiteten. Es änderte nichts, dass der Mörder gefasst und bestraft worden war, der Tatort musste trotzdem für die Archive der Gilde und für die Gerichtsmedizin dokumentiert werden.
Wenn Celias Eltern eines Tages vielleicht wissen wollten, was getan worden war, um für Gerechtigkeit für ihre kleine Tochter zu sorgen, würden sie Antworten auf ihre Fragen bekommen. Nichts, was den Schmerz lindern oder das Lachen ihrer Tochter wieder in ihr Leben zurückbringen würde, aber immerhin würden sie Bescheid wissen.
Ebenso wie es für Elena eine Akte gegeben hatte, in der sie lesen konnte, als sie alt genug geworden war, um danach zu fragen.
Sie schob diesen Erinnerungsfetzen beiseite und warf einen kurzen Blick durch den Raum. Er blieb an den beiden Tatorttechnikern in ihren blauen Overalls hängen. Einen von ihnen kannte sie, doch der andere war ihr fremd. Beide hätten sich fast vor Erstaunen verschluckt, als sie hereingekommen war, aber Wesley hatte die Stimmung aufgelockert, indem er gesagt hatte: »Darf ich ein Foto von Ihnen machen ?« Ein Aufblitzen weißer Zähne vor nachtschwarzer Haut. »Dann kann ich es den Reportern als Exklusivbild verkaufen und kriege genug Geld, um die College-Gebühren für die Kinder zu bezahlen, die ich noch nicht habe .«
»Ich zerstöre Ihre Hoffnungen nur ungern, aber ich bin inzwischen wahrscheinlich schon auf Sendung. Die Schüler … « , fügte sie erklärend hinzu, als Verwunderung seine blassen braunen Augen verdunkelte.
»Ach Mist .«
Damit war ihre Unterhaltung beendet. Wesley und seine Kollegin Dee hatten sich mit einer Effizienz an die Arbeit gemacht, die ihr verriet, dass die beiden schon lange genug als Team zusammenarbeiteten, um einen gemeinsamen Rhythmus entwickelt zu haben. Währenddessen stand sie mitten im Zimmer und ertrank in den Echos der Gewalt. Das Rot, mit dem die Laken in einem der Etagenbetten getränkt waren, verwandelte sich in dumpfes Braun, was das Böse, das hier geschehen war, jedoch überhaupt nicht dämpfen konnte. Noch mehr Blut – arteriell, nach dem Muster der Spritzer zu urteilen – war weiter rechts, direkt neben der Tür, an die Wand gespritzt.
Wesley stand davor und starrte die Wand an. »Ellie, sehen Sie das ?«
»Ja .« Sie drehte sich um sich selbst, fand Blutstropfen auf dem Boden und an der Wand beim Fenster und spürte, wie sie die Hand ballte. »Dee, könnten Sie mir kurz einen Gefallen tun ?«
Die zierliche Blondine erhob sich, sie hielt einen Fingerabdruckpinsel in der Hand. »Klar, was kann ich für Sie tun ?«
»Stellen Sie sich neben die Tür .« Elena wartete ab, bis sie dort war. »Gehen Sie ein bisschen in die Knie. Genau so .« Sie ging zu ihr hinüber und betrachtete die Spritzer. »So groß hätte Celia im Stehen sein müssen .«
Dee richtete sich wieder auf und sah hinter sich. Ihre Knochen zeichneten sich deutlich unter der Haut ab, die noch nicht die Blässe des Winters verloren hatte. »Der Bastard
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