Gilde der Jäger: Engelsblut (German Edition)
war plötzlich verschwunden, von ihrem Körper gerissen, sodass ihre obere Hälfte nackt war. Sie breitete ihre befreiten Flügel aus und zog an seinem Hemd. Im nächsten Augenblick fiel es von ihm ab, und sie stand hautnah vor einem Erzengel, der in einer kalten weißen Flamme brannte.
Zum ersten Mal durchfuhr sie echte Angst.
Sie hatte ihn noch nie umarmt, wenn er so war, hatte noch nie seine tödliche Stärke, die sie als eisiges Brennen auf ihrer Haut spüren konnte, aus solcher Nähe erlebt. Das Gefühl war gleichzeitig berauschend und beängstigend. Doch sie schob die Angst beiseite, drängte sich näher an ihn … und rieb ihren weichen Bauch am harten Grat seiner Erektion.
Ohne Vorwarnung stieß Raphael sie mit dem Rücken gegen die Wand, die Flügel zu beiden Seiten ausgebreitet. Sie rang nach Atem, bevor er ihn ihr mit einem animalischen Kuss wieder nahm, während er ihr die restlichen Kleider vom Leib riss, bis sie nackt und verletzlich vor ihm stand. Als er seine Hände unter ihre Schenkel schob und sie hochhob, schlang sie automatisch die Beine um seine Hüften.
Das kalte, kalte Brennen seiner Macht küsste sie an ihrer empfindsamsten Stelle.
6
Zitternd brach sie den Kuss ab. Er ließ nicht zu, dass sie zurückwich, griff ihr wieder ins Haar, ballte die Hand zur Faust und presste ihren Mund wieder auf seinen. Das hätte ihr Angst einflößen müssen, doch führte es nur dazu, dass sie noch entschlossener war, diesen Kampf zu gewinnen und Raphael von dem Abgrund zurückzureißen, den sie in seinen frostig schwarzen Augen sehen konnte. Sie hatte schon viele Farben in seinen Augen gesehen, doch noch nie dieses gewaltige, leere Dunkel.
Erzengel, flüsterte sie in seine Gedanken und versuchte, ihre Sinne beieinanderzuhalten, als seine Finger, die jede ihrer Schwächen kannten, an den steifen Spitzen ihrer Brust zupften. Raphael.
Keine Antwort. Die eisige Liebkosung seiner Macht war so überwältigend, dass sie die Augen keinen Moment länger offen halten konnte. Sie vergrub die Hände in seinem Haar, als die Welt um sie herum schwarz wurde, und drückte gleichzeitig ihre Schenkel fester an ihn. Etwas war ganz und gar verkehrt, aber sie würde sich nicht abschrecken lassen, auch wenn in ihrem Hals die Angst prickelte wie ein dissonanter Unterton der Begierde, die ihren Körper feucht und bereit werden ließ.
Denn so tödlich er auch war, er gehörte dennoch zu ihr, und ihr Körper kannte ihn, kannte die Freuden, die er zu geben vermochte. Auch wenn diese Freuden heute vielleicht mit lustvollen Qualen gewürzt wären. Es war verlockend, dem nachzugeben, ihm zu gestatten, die Saiten ihres Körpers in virtuoser Vollendung anzuschlagen, doch ihr Instinkt sagte ihr, dass dies der schnellste und sicherste Weg wäre, den Kampf zu verlieren. Ihn zu verlieren – an die Dämonen, die das durchdringende Blau seiner Augen in schroffe, erbarmungslose Mitternacht verwandelt hatten.
Meine Liebhaberinnen waren alle sehr kriegerisch.
Hatte er am Anfang zu ihr gesagt.
Mit Gewalt riss sie ihre Lippen von den seinen und wandte nach Luft schnappend den Kopf zur Seite. Der Griff seiner Hand verstärkte sich, versuchte, sie noch weiter nach hinten zu biegen. Sie hielt seinen Arm mit ihrem eigenen auf.
Arktisches Weiß loderte um sie herum auf, so machtvoll und blendend, dass es sich anfühlte, als wären ihre Augen nicht geschlossen, sondern offen. »Raphael « , sagte sie, unter diesem reinen, schneidenden Druck mühsam um Atem ringend, »entweder du stellst diese Kraft ab oder du gibst mir meine Waffen .«
Eine Pause.
Warum sollte ich dir deine Waffen geben? Ein seidiges Flüstern in ihrem Kopf.
»Weil du« , sagte sie mit dem Gefühl, dass alle Luft aus ihren Lungen gepresst wurde, »nicht auf Frauen losgehst, die sich nicht wehren können. Du magst Kriegerinnen, weißt du noch ?«
Das Lachen in ihrem Kopf trug einen Anflug von Rücksichtslosigkeit, unter dem sie ihre Angst wie eine messerscharfe Klinge spürte. Ich muss sagen, es hat etwas äußerst Reizvolles, eine Kriegerin hilflos vor mir liegen zu sehen.
Die Angst loderte jetzt in ihren Adern. In diesem Augenblick war da keine Spur mehr von dem Geliebten, den sie kannte, nichts, das sie erreichen oder berühren oder mit dem sie vernünftig reden könnte. »Das ist doch hier wohl kaum eine Herausforderung, oder ?« , säuselte sie und rang die Jägerin in sich nieder, denn dieser Teil von ihr befahl ihr, ihm seine unglaublichen Augen auszukratzen und an
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