Gilde der Jäger: Engelsblut (German Edition)
Eswarnochnichtlangeher,dahatteElenaineinemvoneinemBebengeschütteltenPekingAugeinAugedenwankenden,blicklosenHüllengegenübergestanden,diederunwiderlegbareBeweisfürdendunklenKernvonLijuansMachtgewesenwaren.DerErzengelvonChinahattedieTotengezwungen,wiederinsLebenzurückzukehren.
Sie waren Monster geworden und hatten sich diejenigen einverleibt, die nicht in Lijuans Gunst gestanden hatten – um ihre eigenen dürren Gestalten aufzupäppeln. Doch auch sie waren Opfer gewesen, sprachlos und nicht in der Lage zu schreien. Elena hatte sie trotzdem gehört, und alles in ihr sträubte sich gegen die Vorstellung, Raphael alleine in die Nähe des Wesens zu lassen, das diese »Wiedergeborenen « erschaffen hatte. »Es ist … «
Eine starke Hand strich über ihr Kinn. »Sie sieht dich noch nicht. Noch nicht richtig. Dabei möchte ich es belassen .«
Elena schob das Kinn vor. »Meine Sicherheit ist nicht so wichtig, dass ich deine dafür aufs Spiel setzen würde .« Lijuan war ein Albtraum, und auch ihre Kräfte stammten von einem finsteren Ort. Nichts an ihr war auch nur im Entferntesten menschlich, und nichts ließ auch nur auf einen Hauch von Bewusstsein schließen.
Raphael schüttelte den Kopf. »Sie wird mich nicht töten, Jägerin .«
»Nein,abersiewilldich … « BeijederanderenFrauwäredasganzeindeutiggewesen.DochdieältestederErzengelhattekeinefleischlichenGelüste – sieaßnichteinmalmehr,vonLiebhabernganzzuschweigen,»…besitzen « ,beendetesieihrenSatz.
Sie hatte das Gefühl, dass er sie mit seinen Blicken auszog und wie eine festlich gedeckte Tafel betrachtete. »Aber ich will dich besitzen, Hbeebti. Und diese beiden Wünsche sind nicht miteinander vereinbar .«
Hbeebti.
Ein wunderschönes Wort, das von der marokkanischen Seite des Erbes ihrer Mutter stammte. »Ich werde mich von deinen süßen Worten nicht einwickeln lassen .«
In einer leichten Krümmung seiner Lippen zeigte der Erzengel, dass er Elenas Eigensinn auf gefährliche Weise amüsant fand. »Dann lass dich von meiner Logik überzeugen. Sie kann deine Anwesenheit ebenso gut übel nehmen wie sie ignorieren. Wenn ich es schon tun muss, soll dabei auch etwas herauskommen .«
Sie knüllte das Laken zwischen den Fingern zusammen. »Verdammt .« Sie wusste, dass er recht hatte. Lijuan war unberechenbar – sie könnte tatsächlich auf die Idee kommen, die Anwesenheit von Raphaels »Liebling « als Beleidigung zu verstehen. »Bring es schnell hinter dich. Lass nicht zu, dass sie ihre Krallen in dich schlägt .«
Als er nickte, fiel ihm das Haar in einer Woge schimmernder Mitternacht in die Stirn. »Du hast mich einmal gefragt, wie du mich nennen sollst .«
Elena runzelte die Stirn. »Ich glaube, du hast etwas von ›Meister‹ gesagt, aber ich war zu dem Schluss gekommen, dass ich da wohl Stimmen gehört haben musste .«
»Wie möchtest du mich denn nennen ?«
Das ließ sie innehalten. »Ehemann « war zu menschlich und »Partner « schlicht falsch für ein Wesen, das so mächtig war wie der Erzengel. »Gefährte « … vielleicht. Doch nichts von allem traf es wirklich. »Mein « , sagte sie schließlich.
Er blinzelte, und als sich seine Wimpern wieder hoben, war das Blau flüssiges Feuer. Ja, das gefällt mir. »Aber in der Öffentlichkeit bist du meine Gemahlin .«
»Gemahlin « , murmelte sie, ließ sich das Wort auf der Zunge zergehen und befühlte seine Form. »Ja, das Wort passt gut .« Eine Gemahlin war mehr als eine Geliebte, mehr als eine Ehefrau. Sie war … jemand, mit der ein Erzengel seine dunkelsten Geheimnisse teilte, bei der er sicher sein konnte, dass sie die Wahrheit sagte, auch wenn er sie nicht hören wollte. »Wenn diese Verrückte irgendetwas versucht « , sagte sie, um wieder auf Lijuan zurückzukommen, »und du in meinem Geist Halt finden könntest, dann tu es .«
Raphael legte den Arm fest um ihre nackte Schulter, strich mit den Fingern über die Wölbung ihres Halses und spielte mit dem Daumen an ihrer Halsschlagader. »Du hast so hart um deine Unabhängigkeit gekämpft und würdest mir dieses Eindringen trotzdem gestatten ?«
»Ich weiß, dass du es nicht missbrauchen würdest .« Nicht mehr, nicht seit er wusste, wie wichtig es für sie war, dass ihr Geist ihr allein gehörte.
»Ich danke dir für das Angebot, Elena .« Es klang seltsam förmlich, fast als würde er einen Eid ablegen, und sein Gesichtsausdruck war dabei so ernst, dass sie nicht anders konnte, als ihn in die Arme zu schließen. Das Laken glitt
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