Gilde der Jäger: Engelsblut (German Edition)
Haar aus dem Gesicht. Der Künstler hatte sie mit leicht zur Seite geneigtem Kopf eingefangen, und ein Lächeln, in dem sich Herausforderung und Verlangen mischten, lag auf ihren Lippen, in ihren Augen ein Lachen. Hinter ihr erhob sich die wunderschöne Berglandschaft der Zufluchtsstätte und vor ihr … das war auf dem Bild nicht zu sehen, und doch wusste sie es. Vor ihr konnte nur Raphael sein. Nur ihn sah sie mit diesem Blick an.
Unwillkürlich war sie näher getreten und berührte die in dicken Pinselstrichen aufgetragene, leuchtend bunte Ölfarbe. Sie hatte keine Ahnung, wann es gemalt worden war, und sie war unerträglich neugierig darauf, das herauszufinden. Doch diese Neugierde würde warten müssen, dachte sie und ließ die Hand sinken. Die seltsame Kälte, die diese Räume durchdrang, hatte die drängende Notwendigkeit, Raphael zu finden, nur verstärkt.
Sie nahm ihr Handy und rief in ihrem neuen Heim auf der anderen Seite des Wassers an. »Montgomery « , sagte sie, als der Butler abnahm, »ist Raphael da ?«
»Nein, Gildenjägerin. Der Sire ist bis jetzt nicht nach Hause gekommen .«
»Könntest du mich anrufen, wenn er kommt … «
Du lässt mich beobachten?
Schauer krochen Elenas Rücken hinauf, als sie das Handy zuklappte und sich zur Schlafzimmertür wandte … wo sie einen Erzengel erblickte, dessen Augen aus flüssigem Metall und dessen Flügel von der tödlichen Kontur der Macht umrahmt waren. Sein Haar, schwarz wie das Herz der Mitternacht, war vom Wind zerzaust, sein Körper einfach umwerfend, doch sie konnte den Blick nicht von seinen Augen lösen.
In diesen Augen sah sie Alter, Grausamkeit und Schmerz.
So viel Schmerz.
»Raphael .« Sie lief auf ihn zu, ohne auf die Kälte zu achten, die jedes Haar an ihrem Körper aufstellte. »Ich habe mir Sorgen um dich gemacht .«
Ich bin ein Erzengel.
Ungesagt blieb, dass er die Sorge einer Frau, die bis vor Kurzem noch sterblich gewesen war – und die noch immer keine echte Unsterbliche war –, lächerlich fand.
Sie hatte nicht vor, sich von ihm einschüchtern zu lassen. Sie hatten sich ein Versprechen gegeben, sie und ihr Erzengel. Und sie würde nicht vor der ersten Hürde schon aufgeben – auch wenn ihr das Herz heftig und ungleichmäßig bis zum Hals hinauf hämmerte, denn der animalische Teil ihres Gehirns wusste, dass dieses Raubtier keine Gnade in sich trug.
Als sie bei ihm ankam, legte sie den Kopf zurück und hielt der Intensität seines Blickes stand. Der metallische Ton war so unmenschlich, dass es schmerzte und sich ihre Augen zum Schutz instinktiv mit Tränen füllten. Sie blinzelte und wandte den Blick ab.
Du gibst so leicht auf.
Das Gewicht des kalten Selbstvertrauens, das sie in seiner Stimme hörte, war entmutigend, aber sie hatte immer gewusst, dass es nicht leicht sein würde, diesen Mann zu lieben. »Wenn du glaubst, ich hätte aufgegeben, Erzengel, dann kennst du mich nicht .« Sie blinzelte die Tränen weg und trat so nah an ihn heran, dass ihr Busen seine Brust streifte.
Ein Lichtbogen entlud sich zwischen ihnen wie ein weißer, heißer Peitschenhieb.
Und der Erzengel erwachte wieder zum Leben. Er griff ihr ins Haar und zog ihren Kopf zurück, um ihren Mund in einem Kuss zu erobern, der gleichzeitig fordernd und warnend war. Er war nicht in der Stimmung zu spielen.
Genauso wenig wie sie.
Sie schlang die Arme um seinen Hals und küsste ihn mit der gleichen wilden Leidenschaft, fuhr provozierend mit ihrer Zunge über die seine – denn so heiß Raphael auch brannte, mit seiner Begierde konnte sie umgehen. Nur wenn er kalt wurde und sich in die Arroganz einer Macht hüllte, die jenseits der Vorstellungskraft der Sterblichen lag, fürchtete sie, ihn zu verlieren. Gerade als ihr dieser Gedanke durch den Kopf ging, spürte sie eine Veränderung in seinem Kuss, eine subtile, aber unmissverständliche Inbesitznahme. Keine Chance, Erzengel, dachte sie und biss fest auf seine Unterlippe. Sie wusste, dass er in dieser Stimmung darauf reagieren würde.
Seine Hand packte fester zu und zwang ihren Kopf noch mehr nach hinten. Glaubst du etwa, du bist sicher? Gleichzeitig schob er die andere Hand unter ihr Tanktop und schloss sie unverhohlen besitzergreifend um ihre Brust.
»Sicher ?« Sie rang nach Atem und strich mit der Hand über den Teil seines Flügels, den sie erreichen konnte. »Vielleicht nicht .« Aber ich wollte schon immer mal mit dir tanzen.
Er drückte und knetete ihr empfindliches Fleisch. Dann tanz.
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