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Gilde der Jäger: Engelsdunkel (German Edition)

Gilde der Jäger: Engelsdunkel (German Edition)

Titel: Gilde der Jäger: Engelsdunkel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nalini Singh
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heimtückische Angelegenheit sein konnte. Lijuan war dafür das perfekte Beispiel.
    Jason macht sich Sorgen, dass Lijuan neue Wiedergeborene erschaffen könnte. Der Bericht war vor einer Stunde eingegangen. Sein Meisterspion behielt sein Netzwerk an Informanten auch während der Jagd nach Eris’ Mörder fest im Griff.
    »Was?« Elena schüttelte den Kopf. »Das ergibt keinen Sinn. Diese Kreaturen sind so ansteckend, dass sie zu einer Plage werden würden – in Lijuans eigenen Ländern und denen der anderen Kadermitglieder. Außerdem hat sie gesehen, dass sie sich gegen sie wenden können.« Selbst sie ist nicht so vollkommen ignorant.
    Da bin ich mir nicht so sicher. »Sie ist alt, und die Alten denken nicht immer so, wie sie sollten.«
    Elena ließ sich Zeit, bevor sie antwortete. Mit den Blicken folgte sie einer kleinen Schar Engel, die auf dem Balkon unter ihnen zur Landung ansetzten. »Sie könnte einen Weg gefunden haben, die Infektionsrate unter Kontrolle zu bringen und sich der Loyalität ihrer Geschöpfe zu vergewissern.«
    »Wenn das der Fall ist, kann sie niemand mehr aufhalten.« Bei Lijuans letzter Auferstehung hatte sich der Rest des Kaders zusammengeschlossen, um sie hinzurichten – und ihr dadurch versehentlich bei ihrer mysteriösen Entwicklung geholfen. Und nun war ihre Daseinsform nicht mehr rein körperlich. »Ich muss einen Weg finden, meine neue Gabe zu stärken.« Denn die pure Lebendigkeit dieser Gabe, die aus seiner Bindung zu seiner Gemahlin mit ihrem sterblichen Herzen hervorging, konnte den Tod besiegen, der in Lijuans Berührung lag.
    »Zu schade, dass wir das Überraschungsmoment nicht mehr auf unserer Seite haben.«
    Er ließ die Hand an ihrem seidigen Zopf hinabgleiten und lächelte. »Du wirst immer für Überraschungen sorgen, Elena. Du bist meine Geheimwaffe.«
    Sie lachte, ihre Augen strahlten. »Hat Jason bei eurem Kontakt etwas über Neha gesagt?«
    »Wegen des Blutschwurs kann er über Dinge, die am Hof vor sich gehen, nicht sprechen, solange sie nicht öffentlich bekannt sind.« Es ist eine Frage der Ehre.
    Verstehe. »Ich hoffe nur, dass er in Sicherheit ist.« Wie ein Schatten legte sich ihre Besorgtheit über den dunklen Goldton ihrer Haut. »Nehas Blick, als ich sie zuletzt sah …« Ein heftiges Zittern.
    »Jason besitzt einen großen Überlebenswillen.« Raphael wusste nicht genau, was Jason als Kind erleben musste, aber er hatte genug Einzelteile zusammensetzen können, um zu wissen, dass der Engel Dinge durchgemacht hatte, die kein Kind jemals erleben sollte.
    Elena sah auf, als hätte sie etwas gehört, das er nicht bewusst ausgesprochen hatte. »Du machst dir noch immer Sorgen um ihn.«
    »Jason«, sagte er und ließ sie los, um an den äußersten Rand des Balkons zu treten, während er im Geist Bilder von einem jungen Engel mit tiefschwarzen Flügeln vor sich sah, der bei ihrer ersten Begegnung kaum ein Wort gesprochen hatte, »ist im Gegensatz zu Dmitri nie Gefahr gelaufen, abzustumpfen.«
    Elena hatte sich neben ihn gestellt, und ihr Flügel streifte seinen mit einer Intimität, die er niemandem sonst gestattet hätte. Sie sagte: »Glaubst du, dass sich daran etwas ändern wird?«
    »Im Gegenteil. Dmitri ist deshalb so abgestumpft, weil er jede Sünde ausgekostet und sich in sinnlichen Empfindungen ertränkt hat.« Durch den endlosen Kreislauf von Lust und Schmerz hatte der Vampir versucht, einem Verlust zu entkommen, der ihn hatte verrohen lassen. Aber das Ergebnis war eine Art Gefühlstaubheit gewesen, von der Raphael geglaubt hatte, nichts würde sie je wieder durchbrechen können. Am allerwenigsten eine Sterbliche mit verletzter Seele.
    »Jason hingegen«, fuhr er fort, »hat sich nirgends hineingestürzt.« Raphael kannte ihn schon zu lange, um nicht bemerkt zu haben, dass sogar Jasons Geliebte ihn nur an seiner Oberfläche berührte.
    Leise seufzte Elena. »Er ist immer so, oder? Ein Teil der Welt … aber irgendwie abseits. Ein Schatten, der nie zu sehr beteiligt ist.«
    Raphael musste gar nichts sagen, denn es war die Wahrheit. Sein Meisterspion war vielleicht nicht abgestumpft, aber er war in einem viel tieferen Sinne empfindungslos. »Um die Ewigkeit zu überleben«, murmelte er, »wird Jason einen Daseinsgrund finden müssen, der über seine Pflichten und Loyalität hinausgeht.«
    Mit beiden Händen umfing er das Gesicht der Frau, die sein Daseinsgrund war und durch die seine Unsterblichkeit keine endlose Straße mehr war, sondern ein schillerndes

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