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Gildenhaus Thendara - 7

Gildenhaus Thendara - 7

Titel: Gildenhaus Thendara - 7 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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    Akademie gewarnt: Verliere nie die Kontrolle, laß dich nie hinreißen, töte nur, wenn du zu töten beabsichtigst!? Um ihre Angst zu unterdrücken, hatte sie sich an ihre Wut geklammert, und das hatte Schande über sie gebracht. Zitternd saß sie da. Sie konnte Mutter Laurias Zorn wie ein rotes Glühen um sie sehen. Und dann fragte sie sich, ob sie den Verstand verliere. Lauria wandte sich verächtlich an Keitha.
„Und du, du hast nicht einmal gefragt, ob er, der dein Mann war, am Leben oder tot ist? Sollen wir deines Grolls wegen zu Mördern werden?” Keitha brauste auf: „Es interessiert mich überhaupt nicht, ob er am Leben oder tot ist! Soll ich Gutes für Böses zurückgeben wie eine cristofero! Ich habe ihm für immer entsagt!”
„Das stimmt nicht”, entgegnete Mutter Lauria. „Hättest du ihm in Wahrheit entsagt, dann würdest du dich nicht fürchten, zu erfahren, ob er noch lebt, und könntest, wie Camilla, die Wunden eines gefallenen Feindes ohne Haß pflegen”
„Camilla hat nicht von seinen Händen leiden müssen.. “, begann Keitha. „Was weißt du davon, wie Camilla von Männerhänden hat leiden müssen?” fragte Mutter Lauria, und Magda dachte daran, was Camilla ihr erzählt hatte… war das erst heute morgen gewesen? Es schien ihr sehr lange her zu sein. Mutter Lauria seufzte.
„Margalis Wunde blutet immer noch. Glücklicherweise ist Marisela noch im Haus, obwohl ich sie ungern wecke, nachdem sie die ganze Nacht aufgewesen ist. Margali, ist dir klar, was du getan hast?”
Magda kämpfte immer noch gegen den Drang an, hysterisch zu weinen. „Ich wußte es nicht - ich hatte nicht gesehen, daß er sich ergeben hatte…!’ „Wenn du ein Schwert in die Hand nimmst, ist es deine Pflicht, das zu wissen”, stellte Mutter Lauria grimmig fest. „Es gibt in dieser und in der nächsten Welt keine Entschuldigung dafür, einen Mann anzugreifen, der sich ergeben hat. Nenne deine Eidesmutter!”
Das hatte die Gewalt einer rituellen Frage; Mutter Lauria kannte die Antwort ja ganz genau.
„Jaelle n’ha Melora”
„Du hast auch ihr Schande gemacht”, sagte Mutter Lauria, „und wenn es dir wieder gut geht, soll sie sich mit dir befassen!” Sie ging, und Magda saß schluchzend auf ihrem Schemel. Ihr Bein tat schrecklich weh, aber in ihrer Verzweiflung spürte sie es kaum.
„Na, was haben wir denn da?” fragte Marisela fröhlich und kam herein. Magda blickte ängstlich auf. Würde auch Marisela es für ihre Pflicht halten, sie zu schelten und zusammenzustauchen? Sie verdiente es, ganz gleich, was sie sagen mochten. Und sie würden Jaelle zur Verantwortung ziehen; das war das Schlimmste!
Aber Marisela kniete sich nur hin, um den Schnitt mit sanften, erfahrenen Händen zu untersuchen. „Scheußlich, wird aber heilen; der Muskel ist nicht sehr beschädigt. Das muß ich nähen. Willst du mir helfen, sie in ihr Zimmer zu bringen, Keitha? Es ist einfacher, wenn ich es dort mache, und hinterher wird sie, wie ich fürchte, nicht in der Verfassung sein zu laufen, das arme Häschen” Sie streichelte Magdas Wange und setzte hinzu: „Ein Jammer, daß so etwas passieren mußte, als du zum ersten Mal zu unserer Verteidigung das Schwert ergriffen hast. Bringe sie in ihr Zimmer, Keitha, ich hole inzwischen meine Sachen”
Es war ein Alptraum an Schmerz und Anstrengung, aber irgendwie schleppte Keitha sie in ihr Zimmer und legte sie ins Bett. Marisela trat ein, und Magda bekam es mit der Angst zu tun. In der terranischen Zone hätte man eine so tiefe Schnittwunde nur mit örtlicher Betäubung genäht. Marisela wusch sie mit irgendeinem eisigen Zeug, das den Schmerz ein bißchen abstumpfte. Dann brachte sie schnell und geschickt ein paar Stiche an. Magda war mittlerweile mit den Nerven so am Ende, daß sie nicht mehr tapfer sein konnte, sondern sich von neuem mit Schande bedeckte, indem sie schluchzte wie ein Kind. Keitha umarmte und tröstete sie, und Marisela hielt ihr ein Glas mit einem feurigen Schnaps an die Lippen, der ihren Kopf schwimmen ließ. Danach küßte Marisela sie auf die Stirn und sagte: „Es tut mir leid, daß ich dir so weh tun mußte, breda.” Sie ging. Keitha setzte sich auf die Bettkante und hielt Magdas Hand.
„Mir ist es gleich, was sie sagen! Für mich ist es keine Schande! Sie sollen dich nicht so einschüchtern!”
Aber jetzt war es vorbei, und die Hysterie ließ nach. Magda begriff, was Camilla meinte. Sie hatte ihre Klinge entehrt.
Ich kann nichts richtig machen, dachte sie.

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