Gildenhaus Thendara
verspreche ich dir, Schwester!” „Diese Frau nannte mich eine Liebhaberin von Frauen, als sei das die schlimmste Beleidigung, die sie sich vorstellen konnte”, murmelte Camilla. „Es beschämt mich nicht, das ausgesprochen zu hören…nur wenn ich unter Frauen bin, die es als Schimpfwort benutzen.. “
„Du bist meine Freundin, Camilla. Es kümmert mich nicht, was du bist” „Ich nehme an, du weißt, daß ich gern mehr wäre als deine Freundin”, erwiderte Camilla. „Das sollte ich nicht sagen, wenn du verletzt bist, aber ich liebe dich…und ich würde es dir sehr gern zeigen. Aber ich bin kein Mann, und meine Freundschaft ist nicht davon abhängig. Du hast die Wahl.. ” Ihre Stimme verklang, und Magda war sehr beunruhigt. War es das, was sie wollte, war sie darum vor Jaelle davongelaufen? Ihr fiel der alte Kinderspruch ein: Nur die Wahrheit verletzt. Da sie unter lauter Frauen lebte, war es sicher nicht verwunderlich…Vielleicht wünschte sie es sich tatsächlich. Ihre Ehe mit Peter war an der Klippe gescheitert, daß sie unabhängig sein und ihm Konkurrenz machen wollte; sie hatte sich nicht damit zufriedengegeben, in ihm den Gatten und Liebhaber zu sehen. Ebenso wenig hatte sie den Drang verspürt, sich einen anderen Liebhaber zu suchen oder sich irgendeinem anderen Mann zuzuwenden. Bis ins Innerste aufgestört, dachte sie: Vielleicht will ich eine Frau, ich weiß es nicht, ich liebe Camilla wirklich, aber an so etwas habe ich nie gedacht… Vielleicht sollte ich Camilla als Liebhaberin nehmen, es würde sie glücklich machen und mir nicht weh tun, und wenigstens könnte ich dann feststellen, ob es mein eigentlicher Wunsch ist. Aber möchte ich es herausfinden? Sie sagte freundlich zu Camilla: „Wir werden darüber reden, wenn wir wieder in Thendara sind, das verspreche ich dir”, und es wurde ihr warm von der tröstenden Berührung der älteren Frau.
Sie lag mit dem Kopf an Camillas Schulter da, und dann merkte sie, daß Camilla eingeschlafen war. Magda jedoch fand keine Ruhe. Die Schmerzen in ihren Füßen waren fast vergangen, nur juckte die heilende Haut zum Wahnsinnigwerden, und natürlich durfte sie sich nicht kratzen. Wie hatte Lady Hilary das gemacht? Und jetzt las sie schon wieder Gedanken… Sie lauschte auf die leisen Geräusche des Lagers und auf das ferne Brüllen des Feuers. Würde es wieder über die Schneise springen, wie es das schon einmal getan hatte, und plötzlich, alles vernichtend, über ihnen zusammenschlagen? Sie schliefen hier, und andere kämpften gegen die Flammen…
Nach einer Weile war es fast, als schlafe sie, aber sie war sich immer noch ihres fröstelnden Körpers und der schrecklich juckenden Füße bewußt, obwohl sie aus einer in Graue verschwimmenden Höhe auf das Lager hinunterzublicken schien. Sie sah sich selbst an Camilla geschmiegt liegen, sah die anderen Frauen, die sich der Wärme wegen zusammendrängten, die ersterbenden Kochfeuer,
sorgfältig von schützenden Steinen umgeben. Dann erkannte sie die leuchtenden Farben der Mäntel, die die drei Comyn trugen, der große Mann namens Ann’dra, Lady Hilary mit ihrem blauen Umhang und dem feuerfarbenen Haar, der dunkle, bescheidene Lord Damon, die schweigsame Frau, die, wie man ihr gesagt hatte, Lady Callista war. Sie hatten sich irgendwie zusammengeschlossen, Tänzern um einen Lichtschimmer gleich, der blau war wie die Matrix, mit der Lady Hilary ihre Füße geheilt hatte… Sie vollführten komplizierte Figuren, und gleichzeitig knieten sie unbeweglich, auf die Matrix konzentriert… Ferrika streckte die Hand nach Magda aus und zog sie in den Kreis, und sie tanzten zwischen Wolken, sie half Hilary, die Wolken einzusammeln und über den Himmel zu rollen bis dahin, wo unten das Feuer wütete… Sie stieß die Wolken nach unten, sie fühlten sich unter ihren Händen feucht und weich wie Brotteig an, und als sie sie drückte, rieselte Feuchtigkeit heraus. Sie wurden weicher und weicher und biegsamer, Regentropfen bildeten sich, es begann zu gießen und dann zu strömen…
Mit einem Ruck wachte Magda auf. Tropfen platschten ihr aufs Gesicht. Neben ihr fuhr Camilla in die Höhe und rief: „Es regnet!” Und überall im Lager brachen die Menschen in Jubelgeschrei aus. Gegen diesen schweren, alles durchdringenden Regen konnte sich kein Feuer behaupten. Und ich war daran beteiligt, sagte Magda verwirrt zu sich selbst und verjagte den Gedanken. Zweifellos hatte sie die ersten Tropfen gespürt, und daraus war der ganze
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