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Gilgamesch - Der Untergang

Gilgamesch - Der Untergang

Titel: Gilgamesch - Der Untergang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Geist
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„und zwar mit einem römischen Vierkantnagel.“
    Die Ränder waren tiefschwarz verfärbt, was auf metallischen Abrieb hindeutete, und die Form des Loches nicht rund sondern rautenförmig, so als hätte etwas Quadratisches darin gesteckt, das vor langer Zeit entfernt worden war, sodass sich die Ränder durch das Quellen des Holzes langsam wieder angenähert hatten.
    Sie sahen das Holz lange an, ohne ein Wort zu sprechen, dann brach Christopher das Schweigen. Er dreht sich um und sagte zu Silvia und Herrn Gryphius gewandt.
    „Wir haben anscheinend den Teil des Kreuzes, in dem einer der Nägel steckte, der die Hände und Füße Jesu nach Überlieferung der Evangelien ans Kreuz heftete“.

29.
     
    Sven Richter ging in den Keller des Gebäudes, wo sich die Abhörzentrale befand. Ein Mitarbeiter überwachte die fünf Monitore, auf denen Räume abgebildet waren, die an ein Herrenhaus aus dem neunzehnten Jahrhundert erinnerten. Tatsächlich kamen die Bilder von Kameras, die über Monate von einem V-Mann im Verbindungshaus der Communitas Saturni installiert worden waren, und ihre Bilder drahtlos zu einem Verstärker in einer Straßenlaterne vor dem Gebäude schickten. Von dort wurden sie über ein Powerlinemodem über das Stromnetz nach Calw übertragen. Die Bilder zeigten zeitweise leichte Störungen, da ein besonderes Sendeverfahren benutzt wurde, das mehrmals pro Sekunde die Frequenz wechselte, um das Aufspüren der Kameras unmöglich zu machen. Anscheinend wurden dabei auch Frequenzen durchlaufen, auf denen anderen Geräte sendeten wie schnurlose Telefone oder Handys. Ansonsten hatten die Kameras gute Dienste geleistet und bisher war keine entdeckt worden. Gerade das machte Sven stutzig. Er hatte über Jahre hinweg die Communitas Saturni beobachtet und konnte nur staunen über ihre finanziellen Mittel und das technische Know-how ihrer Mitglieder. Da gab es hoch dotierte Computerspezialisten, die über die Ausrüstung der Polizei nur müde lächeln konnten.
    Einer der Monitore zeigte ein großes Zimmer, in dem sich eine Person aufhielt, der die ganze Aufmerksamkeit Svens galt. Sie bereitete ihm schlaflose Nächte, denn er benutzte sie für seine Zwecke und ahnte, dass es der größte Fehler seines Lebens werden könnte. Er beruhigte sich damit, dass sie Klara innerhalb weniger Minuten befreien könnten, und er hielt die kleine Einheit von Spezialisten in Tübingen Tag und Nacht bereit mit allem, was sie an Ausrüstung zu bieten hatten. Würden sie die Saturnbrüder wirklich überlisten können? Er hoffte es, doch der Zweifel nagte an ihm. Wenn dem Mädchen etwas zustieße, würde er nicht nur seinen Job und seine große Liebe verlieren, er wusste, dass er mit dieser Last nicht weiterleben könnte.
    Es durfte einfach nichts schief gehen. Er hatte ein schlechtes Gewissen, weil er Christopher nicht erzählt hatte, dass seine Tochter sich im selben Gebäude wie er aufhielt, doch Sven befürchtete, dass er dann auf eigene Faust irgendeine Dummheit beginge, die sein Leben und das Leben des Mädchens in Gefahr bringen würde.
    Er betrachtete angestrengt den Monitor mit dem spielenden Mädchen, das einen entspannten Eindruck machte. Auf dem Flachbildschirm war eine große, alte Standuhr zu sehen mit einem riesigen Ziffernblatt, sodass er sich angewöhnt hatte, hier unten auf den Monitor zu schauen, wenn er wissen wollte, wie spät es war.
    Gerade hörte er Klara das Kindermädchen, das sie mit Tante Frieda ansprach, fragen, wie spät es sei. Tante Frieda zeigte ihr, wo die Zeiger der Uhr standen, und erklärte ihr die Uhrzeit, damit das kleine Mädchen es lernte.
    Etwas störte ihn an der Szene, doch er wusste nicht, was es war. Er wandte sich zum Gehen, drehte sich noch einmal um und starrte auf den Monitor.
    Nein, es fiel ihm nicht ein. Er verließ den Raum und nickte dem Mann im Überwachungsraum freundlich zu, der stundenlang in dem dunklen Kellerloch ohne Fenster ausharren musste.
    Er kehrte in sein Büro zurück und genoss mit geschlossenen Augen für einen Moment die Sonne, die durch eine Wolkenlücke hereinfiel, und sein Gesicht wärmte.
    Heute war der neunzehnte Dezember und sie hätten nicht einmal mehr achtundvierzig Stunden, um den Anschlag diese Fanatiker zu vereiteln.

30.
     
    Das klingt so, wie ihr es erzählt, ganz nach einem Märchen; doch liegt etwas Wahres darin, nämlich die Abweichung der Gestirne, die am Himmel um die Erde kreisen, und jeweils nach Ablauf langer Zeitläufe alles vernichten, was es auf

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