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Gilgamesch - Der Untergang

Gilgamesch - Der Untergang

Titel: Gilgamesch - Der Untergang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Geist
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hörte ihr Herz auf zu schlagen und alles wurde schwarz.

32.
     
    Carolin hatte es satt, untätig herumzusitzen. Natürlich hatte sie alle Hände voll zu tun. Sie musste sich um drei ihrer vier Kinder kümmern, die durch die neue Situation verstört waren und nicht verstehen konnten, warum ihre Schwester Klara irgendwo bei einem Onkel zu Besuch, ihr Papa verreist war, und sie bei ihrer Oma wohnten.
    Carolin musste kochen, waschen, Hausaufgaben betreuen und ihrer Mutter Mut zusprechen, was sie die meiste ihrer Energie kostete.
    Sie bemühte sich, nicht selbst in eine depressive Lethargie zu verfallen, und die einzige Möglichkeit dies zu verhindern schien ihr, endlich etwas zu tun, um Klara und ihren Mann aus den Klauen dieser Verrückten zu befreien. Sie wollte schreien aber es reichte nur für ein paar wütende Tränen, die sie salzig hinunterschluckte. Sie holte ihr abhörsicheres Handy aus der Jackentasche und wählte Svens Nummer. Sie hatte einen Entschluss gefasst und würde sich nicht davon abbringen lassen. Er war sofort am Apparat.
    „Hallo Carolin. Entschuldige, dass ich mich nicht bei Dir gemeldet habe. Hier ist es drunter und drüber gegangen. Ich wollte Dich ohnehin hierher aufs Revier holen…“.
    Er machte eine Pause, denn er wusste nicht, wie er ihr erklären sollte, was ihn beschäftigte, ohne sie in Panik zu versetzen.
    „Ich will Dir etwas zeigen, das Dich bestimmt freut. Ich fahre gleich los und bin in zehn Minuten bei Dir“.
    Ehe sie fragen konnte, was er damit gemeint hatte, legte er auf. Carolin war irritiert, aber andrerseits froh, dass sie Sven wieder in seine Ermittlungen mit einbezog. Außerdem wollte sie seine starken Arme spüren. Sie sehnte sich danach, sich fallen zu lassen und aufgefangen zu werden. Sie brauchte Sven, doch sie war sich nun sicher, dass ihre ganze Liebe ihrer Familie gehörte.
    Nach dem kurzen Gespräch mit Christopher wusste sie, wo ihr Platz war. Sie hatte sich vor vielen Jahren für ihn entschieden. Sie hatte ihm Treue geschworen und sie liebte ihn, würde ihn immer lieben, auch wenn er manchmal so ganz anders war, als sie ihn sich wünschte.
    Sie seufzte, ging ins Bad und trug den Lippenstift auf, den Sven immer gemocht hatte. Warum tat sie das?
    „Ach zum Teufel, ich muss doch nicht immer aussehen wie die Mama hinterm Herd“, sagte sie zu ihrem Spiegelbild über dem Waschbecken. Sie lächelte sich zu und fand, dass sie für ihr Alter noch verdammt gut aussah.
    Sie zog sich einen warmen Mantel an und in diesem Moment bog Sven in die Kiesauffahrt vor dem Haus ihrer Eltern. Es war bereits dunkel, die Kinder mit ihrer Mutter bei einer Krippenfeier, die ihr schmerzlich ins Gedächtnis rief, dass in ein paar Tagen Weihnachten war, und sie noch keine Ahnung hatte, wie ein Weihnachtsfest aussehen könnte ohne Klara und Christopher.
    Sie verdrängte diese deprimierende Vorstellung und öffnete die Beifahrertüre von Svens Dienstwagen. Als die Innenbeleuchtung des Fahrzeugs anging, sah sie in seinem Gesicht, dass etwas nicht stimmte. Er zwang sich zu einem Lächeln, als er den Lippenstift bemerkte.
    „Ist etwas passiert?“, fragte sie mit einer Vorahnung, und das Herz schlug ihr bis zum Hals.
    „Mach Dir keine Sorgen, ich muss Dir einfach etwas zeigen“, versuchte er gelassen zu erwidern, doch es gelang ihm nur unvollkommen.
    Er fuhr rückwärts aus der Einfahrt und raste zurück nach Calw. Sie saßen stumm nebeneinander und Sven kaute so intensiv an seiner Unterlippe, dass er nach wenigen Augenblicken einen metallischen Blutgeschmack im Mund hatte.
    Als er Carolins ängstlichen Blick sah, der auf seine blutende Lippe gerichtet war, sagte er tonlos.
    „Es ist nur eine Ahnung, und ich hoffe sehr, dass ich mich irre“.
    Sie bogen bereits auf den Hof des Polizeipräsidiums ein. Sven sprang aus dem Wagen, und Carolin hatte Mühe, ihm zu folgen. Sie gingen in den Keller des Hauptgebäudes. Sven nickte knapp dem Überwachungsbeamten zu, der überrascht aufsah. Er deutete mit dem Kopf auf die Überwachungsmonitore. Carolin schaute ihn verständnislos an, dann hob sie den Blick. Auf einem der Bildschirme bewegte sich ein kleines Mädchen, das in ein Spiel vertieft zu sein schien und auf dem Boden saß. Man sah nur ihren Rücken, und Sven war inzwischen aufgefallen, dass die Kleine nie in die Kamera schaute, so als hätte man sie entsprechend instruiert.
    Carolin schaute ihn fragend an.
    „Wer ist das Mädchen?“
    Er hatte diese Frage befürchtet, doch bis zu diesem

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