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Gilgamesch - Der Untergang

Gilgamesch - Der Untergang

Titel: Gilgamesch - Der Untergang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Geist
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auf dem Mist von Steve Watson gewachsen ist, der zu feige war, es selbst vorzutragen?“
    Er wandte sich an Steve. „Mir ist es ein Rätsel, wie Leute wie sie in Positionen gelangen, in denen sie Verantwortung für wissenschaftliches Gerät tragen, das Hunderte Millionen Dollar wert ist“.
    Jetzt reichte es. Steve hatte nicht mehr die geringste Lust sich zu beherrschen.
    „Sie sind so aufgeblasen und von sich überzeugt, dass ihnen die wichtigste Eigenschaft eines Wissenschaftlers fehlt:
    Der Zweifel. Wissenschaft beginnt mit Fantasie, mit dem Denken des Unmöglichen. Three Quarks for Muster Mark , kann ich ihnen nur mit den Worten von James Joyce entgegenschleudern, der mit seinem völlig verrückten Roman der Namensgeber einer der wichtigsten Entdeckungen des Zwanzigsten Jahrhunderts wurde. Sie ersticken im Keim, was einen Millimeter neben ihrer zementierten Meinung liegt, wie ein verstaubter Bibliothekar, der lediglich streng und humorlos bewahrt, was freie Geister mit Abenteuerlust entwickelt haben“.
    Jetzt war es raus. Irgendwie fühlte sich Steve Watson besser aber nicht wirklich gut. Die Antwort kam prompt, schneidend wie ein Blizzard und ebenso kalt:
    „Welche Art von Kommunikation könnte es zwischen Ihnen und mir geben, wenn sich ihr Wissen auf dem Gebiet der Astrophysik auf das beschränkt, was sie aus Sciencefiction-Comics und Weltraumseifenopern kennen“.
    White drehte sich um und ließ die beiden Männer ohne ein weiteres Wort stehen.
    „Ich bin nicht sicher, ob wir seine uneingeschränkte Unterstützung haben, Watson“, seufzte Hannes Molander, steckte sich seine kalte Pfeife in den Mundwinkel und faltete die Hände auf dem Rücken.
    Die Anspielung war so köstlich, dass Steve Watson laut loslachte.
    „In der Tat, Holmes, wir müssen uns wie immer auf uns selbst verlassen. Wir wollen bei einer Tasse Tee das weitere Vorgehen besprechen“, erwiderte er und grinste Hannes Molander an. Steve liebte diesen Mann. Irgendwie musste er White umgehen und direkt mit dem Präsidenten sprechen. Wie er das binnen vierundzwanzig Stunden realisieren könnte, das stand im doppelten Sinne des Wortes in den Sternen.

39.
     
    Sie hingen beide schweigsam ihren Gedanken nach. Es war nicht das schlafende Mädchen auf der Rückbank. Martin Hesse schwieg aus Scham vor seinem Vater, weil er sich für eine Sache starkgemacht hatte, die ihm von Anfang an hätte suspekt erscheinen müssen und nun nicht nur kriminelle, sondern geradezu terroristische Züge annahm.
    Hermann Hesse schwieg deshalb, weil er nicht wusste, was er nach den vielen Jahren des Schweigens sagen sollte. Er wollte es nicht wieder falsch anfangen. Er hatte nur seine beiden Söhne, und sie waren das Kostbarste, das er besaß, nachdem mit der großen Liebe seines Lebens ein Teil von ihm selbst gestorben war. Er hatte sich in seinem Beruf und für die Rosenbruderschaft aufgerieben, weil er ein Familienleben ohne seine Frau nicht ertrug.
    Es war egoistisch gewesen, das erkannte er jetzt, und diese Erkenntnis tat weh. Er hatte seine Frau, doch Martin und Andreas hatten ihre Mutter verloren. Für ihn gab es damals nur seinen Schmerz, und er war feige aus der Verantwortung geflüchtet.
    Das war lange her, und er konnte es nicht ungeschehen machen. Er schämte sich für das Unrecht, das er seinen Söhnen angetan hatte, für die Liebe, die er ihnen schuldete und vorenthalten hatte.
    Hermann Hesse brach schließlich das Schweigen.
    „Ich muss es Dir noch mal sagen. Du warst sehr mutig. Die Communitas Saturni schreckt nicht vor Gewalt zurück, wenn man ihr in die Quere kommt“.
    Ach verdammt. Er fing noch einmal an.
    „Eigentlich will ich Dir nur eines sagen. Ich liebe Dich. Ich liebe Dich und Andreas über alles auf dieser Welt. Der Schmerz um Eure Mutter hat mich blind gemacht. Ich habe Euch in einem Alter mit einer schlimmen Situation alleine gelassen, als ihr mich am meisten brauchtet“.
    Er schluckte.
    „Ich wünschte ich könnte die Zeit zurückdrehen, doch das kann ich nicht. Verzeih mir.“
    Er warf einen verstohlenen Blick zu seinem Sohn auf dem Beifahrersitz. Martin lächelte.
    „Ich weiß, Vater“. Es war ihm peinlich, doch dann erwiderte er: „Ich liebe Dich auch.“
    Hermann Hesse richtete seinen Blick wieder auf die Fahrbahn. Er war froh, dass es dunkel war im Wagen, denn seine Augen waren feucht, und er gehörte einer Generation an, der man beigebracht hatte, Tränen seien ein Zeichen von Schwäche. Er schnäuzte sich geräuschvoll in

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