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Gillian Shields - Der Zauber der Steine

Gillian Shields - Der Zauber der Steine

Titel: Gillian Shields - Der Zauber der Steine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Band 3
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in Ruhe neue Kraft aus der Vergangenheit zu schöpfen. Sie hatte nie so richtig nach Wyldcliffe gepasst, und so manche Mitschülerin hatte ihr das Leben schwer gemacht.
    Helen saß auf dem Boden und hatte die Arme um die Knie geschlungen. Ihr langes glattes Haar fiel ihr tief ins Gesicht. Anfangs dachte ich, sie würde weinen, aber als ich ihren Namen rief, sprang sie auf, lächelte mich an und hielt mir die Wange hin.
    »Wie geht es dir, Helen?«, fragte ich und gab ihr einen Kuss.
    »Oh, ich weiß auch nicht … ganz gut, glaube ich«, antwortete sie, sah mich aber nicht an. »Ich dachte nur gerade an Agnes. Ob wir sie wohl je wiedersehen werden?«
    Evie, Helen und ich standen vor dem Grab und schwiegen. Wir fassten uns an den Händen und gedachten unserer mystischen Schwester. Der steinerne Engel zeigte eine Inschrift, die mit der Zeit durch Regen und Wind verwittert war: LADY AGNES TEMPLETON, VON GOTT GELIEBT . Einen Moment lang schien es mir, als ob der Engel verschwimmen und stattdessen Agnes vor uns stehen und uns aus ihren sanften Augen liebevoll anlächeln würde. Dann verwandelte sich die Statue erneut, und eine schwarz gekleidete Gestalt erschien, die uns voller Hass anknurrte. Kurz danach war alles wieder wie zuvor: der stille Friedhof, die moosbedeckten Gräber und meine Freundinnen, in ihre Gedanken versunken. Ich trat einen Schritt zurück und löste meine Hände aus ihrem Griff. Sie schienen nichts gesehen zu haben.
    »Lasst uns in die Schule zurückgehen«, sagte ich rasch, »wir sollten nicht zu spät kommen. Bald wird es zum Abendessen läuten.«
    »Ist es denn schon so spät?«, fragte Evie überrascht.
    Helen sah mich hilfesuchend an und seufzte dann. »Gut, gehen wir. Man kann seinem Schicksal nicht entfliehen.«
    Wir verließen den Friedhof und eilten mit schnellen Schritten die Straße zurück zum Schultor.
    »Hast du in den Ferien deinen Vater besucht, Helen?«, fragte Evie.
    »Ja.«
    »Und wie war’s?«
    »Hmm. Sonderbar.«
    »Was meinst du mit sonderbar?«, fragte ich.
    »Nun …«, Helen runzelte die Stirn, »es war ganz anders als erwartet. Tony war allein, aber ich fühlte keine richtige Verbindung, keine Nähe zu ihm. Aber es muss doch eine Verbindung geben, immerhin ist er mein Vater. Ich komme damit immer noch nicht klar.«
    »Ich glaube, das braucht einfach seine Zeit«, versuchte ich zu trösten.
    Helen schien verwirrt, dann sprudelte es aus ihr heraus: »Es fällt mir schwer zu glauben, dass er meine Mutter jemals geliebt hat. Er hat mir Fotos aus seiner Jugend gezeigt, aus der Zeit, bevor sie ihn verließ, aber nachdem sie bemerkt hatte, dass sie schwanger war. Er schwärmte, wie schön sie gewesen ist, wie geistreich und abenteuerlustig.« Sie zuckte niedergeschlagen die Schultern. »Diese Seite kannte ich gar nicht an ihr.«
    Es musste schwer für Helen gewesen sein, in einem Waisenhaus aufzuwachsen, ohne jeden Kontakt zu ihren Eltern. Und dann hatte die damalige Schulleiterin Mrs Hartle sie zu sich nach Wyldcliffe geholt, ihr aber verboten, irgendjemand zu erzählen, dass sie ihre Tochter war. Und als Helen sich geweigert hatte, ihre elementaren Kräfte für den Zirkel der Dunklen Schwestern einzusetzen, war es noch schlimmer geworden: Ihre Mutter hatte sie schlichtweg verstoßen. Erst nach Mrs Hartles Tod im letzten Halbjahr war es ihrer Nachfolgerin Miss Scratton gelungen, Helens Vater auf die Spur zu kommen.
    »Wie ist dein Vater so? Ist er verheiratet?«, wollte Evie wissen.
    »Ja, seine Frau Rachel ist sehr nett. Sie ist Ärztin, und sie haben zwei kleine Jungen.«
    »Dann hast du ja zwei Brüder! Großartig!«, rief ich. Wie gerne hätte ich einen Bruder gehabt. Meine Mutter hatte mir erzählt, dass sie im Jahr nach meiner Geburt ein Kind verloren hatte und danach keine Kinder mehr bekommen konnte. Deshalb war ich von dieser Neuigkeit tief bewegt. Ich hatte geglaubt, wir wären alle Einzelkinder, Helen und Evie und Agnes und ich. Aber jetzt würde sich Helens Leben von Grund auf ändern. »Du hast jetzt eine richtige Familie, das ist wunderbar.«
    Helen lächelte freudlos. »Oh ja, natürlich.«
    »Was ist denn los mit dir?« Wir hatten die Schule jetzt fast erreicht.
    »Ich weiß auch nicht, es ist schwer zu erklären. Ich will nicht undankbar sein, aber Tony, Rachel und die Jungs, sie sind schon eine Familie. Sie brauchen mich nicht. Sie wissen gar nicht, wer ich bin. Natürlich haben sie sich viel Mühe gegeben, damit ich mich bei ihnen zu Hause fühle. Aber genau das

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