Gillian Shields - Der Zauber der Steine
Steinkreises stand, die Hände in die Hüften gestützt. Josh war an seiner Seite und hielt die Zügel ihrer Pferde in der Hand.
»Cal«, sagte ich verblüfft, »ich dachte, du wolltest weg?«
»Ich habe meine Meinung geändert.«
»Aber wie hast du mich gefunden? Woher wusstest du, dass ich hier sein würde?«
Helen kam auf mich zu, ihre Augen funkelten verschwörerisch. »Das war ich. Ich habe Josh gesagt, dass wir ihre Hilfe brauchen.«
»Das hättest du nicht tun sollen«, sagte ich barsch, die ganze Situation war verwirrend und peinlich. »Ich brauche keine Hilfe.«
»Einen Menschen zu brauchen oder zu lieben ist keine Schwäche. Josh liebt Evie. Du liebst Cal«, sagte Helen ganz ruhig. »Liebe macht dich stärker. Kennst du nicht das Geheimnis von Agnes’ großer Macht? Es war ihre Liebe zu Sebastian. Heute Nacht können wir jede Unterstützung brauchen. Das ist der Beginn der Kämpfe, nicht das Ende.«
Ich war feuerrot im Gesicht und konnte Cal kaum in die Augen sehen. »Ich … es tut mir so leid wegen des dummen Streits«, stammelte ich.
»Ich bin es nicht gewohnt, mich zu entschuldigen, es fällt mir schwer«, antwortete er mit gesenktem Blick, dabei stampfte er mit dem Fuß auf den Boden. »Aber ich tue es trotzdem. Du weißt gar nicht, wie sehr es mir leid tut. Ich dachte, ich hätte dich verloren, und das hätte mich fast umgebracht.«
»Ich hasse Streit ebenso wie du.«
Cal kam näher und flüsterte: »Sarah, ich muss dir etwas erklären. Den wahren Grund, warum ich nach Wyldcliffe gekommen bin.«
»Warum? Cal, was ist los?«
Er sah mir jetzt direkt ins Gesicht. »Ich liebe dich! Ich liebe Sarah Venetia Rosamund Fitzalan. Wenn du mich willst, natürlich.«
Ich blieb stumm. Ich hatte keine Worte für das, was soeben geschehen war. Wir küssten uns, und dieser Kuss besiegelte einen Bund für die Ewigkeit, den weder Streit noch Missverständnisse jemals würden brechen können. Fest, ewig und unzerstörbar wie ein Stein in meiner Tasche.
»Lass uns gehen, Sarah«, sagte Helen, »es ist Zeit.«
Dann stiegen wir auf die Pferde und ritten wie vier Racheengel durch das immer dunkler werdende Land. Wir bewegten uns vorsichtig immer am Rand des Sumpfes entlang, dann noch höher zum White Tor und zu den Tropfsteinhöhlen. Als wir ankamen, glitten wir von den Pferden und banden sie an einen Akazienbaum.
»Hab keine Angst«, flüsterte Cal, als er sah, dass ich mich angstvoll nach unseren Pferden umdrehte. »Ich kümmere mich später um sie, was immer auch passiert. Ich verspreche es.«
Ich lächelte ihn kurz an, seine Fürsorge rührte mich. Doch dann schaute ich mich um. Es war das erste Mal, dass ich am White Tor war, aber ich erkannte den Eingang zur größten Höhle sofort. Alles war genauso, wie Maria es in ihrem Tagebuch beschrieben hatte. In Gedanken dankte ich ihr.
Josh führte uns voller Ungeduld in die Höhle, er wollte so schnell wie möglich zu Evie. Er hatte bereits zuvor einige der Höhlensysteme in Wyldcliffe erkundet und wusste, wie gefährlich unterirdische Hohlräume waren. Enge Stollen ohne Atemluft, tiefe Spalten, Steinschläge und Wassereinbrüche – dagegen war er gewappnet. Aber gegen die bösen Geister, die diese geheimen Orte der Unterwelt bevölkerten, war auch Josh hilflos. Wir konnten nur zwei Dinge tun: einander vertrauen und auf das Schicksal hoffen.
Josh schritt voran, und wir folgten ihm in den ersten Tunnelgang. Schon bald erreichten wir den Ort, den Maria erwähnt hatte, eine Erweiterung, als hätte jemand ein Zimmer in die Felsen gehauen. Damals auf ihrem Weg war der Raum verschlossen gewesen, und Sebastian hatte seine magischen Kräfte benutzt, um den Zugang in das unterirdische Königreich frei zu machen. Aber heute brauchten wir das nicht. In der Felswand war eine Öffnung wie ein Rundbogenfenster, in die elegant geschwungenen Ränder waren Runen und Beschwörungen eingeritzt, seltsame Zeichen aus einer anderen Welt. Diese einladend geöffnete Tür war mir unheimlich. War das etwa eine Falle?
Wir mussten hier durch, wir hatten keine andere Wahl. Cal drückte kurz meine Hand, als wir in einen noch engeren und niedrigeren Tunnelgang kamen. Der Schein unserer Taschenlampen zauberte bizarre Schattenbilder auf die bedrohlich nahen Felswände.
Ganz vorne konnte ich Josh sehen, tief gebückt, dahinter Helen mit gebeugtem Kopf und eng angelegten Armen. Helen, die Verkörperung der Luft und des Lichts, musste in dieser Enge wohl am meisten leiden. Ich hatte
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