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Gillian Shields - Die Schwestern der Dunkelheit - 02

Gillian Shields - Die Schwestern der Dunkelheit - 02

Titel: Gillian Shields - Die Schwestern der Dunkelheit - 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das heilige Feuer
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war Macht, sagte ich mir immer wieder, und es schien, als würde das Wissen, das ich suchte, überall zu finden sein: in einem unbekannten Gedicht, einer wissenschaftlichen Formel, einem uralten Bannspruch. In diesem Term würde ich in jeder Klasse die Beste und den anderen immer um eine Nasenlänge voraus sein.
    Die ganze Woche lag um das Kloster herum Schnee, weiß und leer und kalt. Jede noch nachklingende Hoffnung, dass Sebastian Kontakt mit mir aufnehmen würde, welkte wie ein grüner Schössling im bitterkalten Frost dahin. Aber ich weigerte mich zu verzweifeln. Ich war jung und stark, ich würde den Hexenzirkel austricksen; und ich würde Sebastian finden. Bald schon würde ich jedes Geheimnis des Mystischen Weges kennen.
    Wo immer Dunkelheit herrschte, würde ich Licht hinbringen, und das Licht würde niemals ausgelöscht werden.

Elf

    Aus den persönlichen Unterlagen
von Sebastian James Fairfax
     
    Es ist so dunkel hier, Evie.
    Ich zünde eine Kerze an, aber sie scheint die Dunkel─ heit meines Geistes nicht durchdringen zu können.
    Ich sagte, ich würde geduldig sein und warten, ohne zu klagen, aber es ist so schwer, wenn in jeder Stunde, in jeder Minute ein Teil meiner Kraft versickert.
    Hast du mich vergessen?
    Ich sollte dir keine Vorwürfe machen, auch wenn dem so ist. Ich habe dir nichts zu bieten. Meine Kräfte ver─ siegen. Ich bin ein Gefangener. Ich sitze in der Falle.
    Manchmal scheint ein schwaches, graues Leuchten durch die Lücken und Spalten dieses staubigen Raumes, und ich vermute, dass es irgendwo Licht und Freiheit gibt. Aber das hat jetzt nichts mit mir zu tun. Ich habe die Außenwelt vergessen. Ich habe gestern vergessen. Nur die alten Erinnerungen bleiben.
    Ich erinnere mich an den grauhaarigen Pastor in der Kirche von Wyldcliffe, als die Welt noch jünger war und ich von ihren Gefahren nichts wusste. Was hat er noch gesagt? »Ich gehe dorthin, von wo ich nicht zurückkeh─
ren werde, mitten hinein in das Land der Dunkelheit und der Schatten des Todes . . . wo das Licht wie Dunkelheit ist.« Es kommt mir vor, als wäre es eine Ewigkeit her, seit ich in der kleinen Steinkirche des Dorfes gesessen und den Staubkörnchen beim Tanzen in einem Lichtstrahl zugeschaut habe. Ich versuchte, nicht zu gähnen, während der Pastor weiterschwafelte und Agnes mich mit leichtem Tadel kopfschüttelnd ansah, halb missbilligend und halb lachend.
    Wäre ich vor all diesen Jahren nur nicht so stolz und dickköpfig gewesen! Hätte ich bloß auf Agnes gehört und mich niemals mit verbotenem Wissen eingelassen! Ich war so blind und verrückt, von Anfang an …
    Und doch, wenn ich diesen Weg nicht beschritten hätte, hätte ich mein Leben gelebt und wäre gestorben und aus dieser Welt verschwunden, bevor du auch nur geboren wurdest. Ich wäre dir nie begegnet, hätte nie deine Stimme gehört, deine Hand berührt oder deine Lippen auf meinen gespürt. Das wäre die größte aller Strafen gewesen.
    Da ist etwas, das ich dir sagen muss.
    Ich muss dich warnen.
    Sie kommen näher.
    Oh, Evie, da ist so viel Angst! Ich sehe ihre unbarmherzigen, untoten Gesichter. Ich sehe ihren König, aus dessen Eisenkrone rote Flammen flackern, während er mir seine stählerne Faust entgegenstreckt und mich tiefer in seine Falle zieht. Ich höre das Heulen und Geschnatter der Dämonen und fühle, wie ich in dieser endlosen Nacht verschwinde …
    Und doch werde ich diesem Entsetzen mit offenen Au─
gen entgegensehen, statt dir auch nur ein einziges deiner leuchtenden Haare zu krümmen.
    Sie haben schon vorher versucht, mich dazu zu bringen, dich zu verraten, aber sie haben es nicht geschafft. Sie werden es niemals schaffen. Ich mag zu einem Geschöpf der Dunkelheit werden, aber ich werde niemals, niemals vergessen, dass ich dich liebe.

Zwölf

    I ch konnte Sebastian nicht vergessen, nicht für einen Moment. Er war in meinen Gedanken und in meinen Träumen und in der Luft, die ich atmete. Manchmal kam es mir so vor, als könnte ich die Berührung seiner Hand auf meiner spüren oder das Echo seiner Stimme in den düsteren Korridoren von Wyldcliffe hören. Ein Teil von mir hätte die Unterrichtsstunden am liebsten geschwänzt und ihn in den Moors gesucht, aber ich wusste, dass das hoffnungslos war. Er konnte überall sein, verborgen von den Resten seiner Macht. Nein, ich musste mich an meinen Plan halten, den Talisman zu öffnen. Hatte ich das erst geschafft, würde er mich — dessen war ich sicher — zu ihm führen. Ich

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