Gillian Shields - Die Schwestern der Dunkelheit - 02
einfach zulassen, dass er zu einem Dämon verblasst, ich kann es einfach nicht!«
»Wir wissen, dass du das nicht kannst«, sagte Sarah leise. »Und wir können dich das auch nicht allein machen lassen. Du musst uns nicht um unsere Hilfe bitten. Wir werden dir folgen, wohin du auch gehst, und tun, was wir für dich tun müssen.«
»Sarah hat recht«, sagte Helen, deren klare Augen im Kerzenlicht glänzten. »Es wird gefährlich sein, Sebastian zu helfen, aber es ist genauso gefährlich, nichts zu tun und darauf zu warten, dass der Hexenzirkel angreift. Ich bin bei dir, Evie. Wann fangen wir an?«
Ich umarmte sie beide, unfähig, etwas zu sagen. »Ihr seid die besten Freundinnen, die ich jemals haben könnte«, murmelte ich zusammenhanglos.
»Freundinnen?« Sarah lächelte. »Ich dachte, wir wären Schwestern?«
Ich lachte plötzlich, als könnte nichts das Gefühl von Kraft und Leben zerstören, das durch mich hindurchwogte. Wir waren verbunden. Während wir einander umarmten und lachten und weinten, erklang ein Echo von Agnes’ Stimme durch die Höhle: Meine Schwestern ... meine Schwestern ...
Vier Schwestern, vier Elemente, ein Ziel. Und in mir brannte die Hoffnung wie eine reine, weiße Flamme.
Zehn
A lso, womit sollen wir anfangen?«, fragte Helen.
»Ich habe versucht, meine Kräfte besser zu verstehen«, sagte ich eifrig. »Ich habe noch nicht alles begriffen, aber zu Hause in den Ferien habe ich Stunden damit verbracht, neue Dinge auszuprobieren, morgens oben auf den Klippen, bevor irgendwelche anderen Leute aufgetaucht sind, oder spätnachts in meinem Zimmer. Ich lerne immer mehr; ich möchte euch etwas zeigen. Seht euch das hier an.«
Ich streckte die Hände aus und schloss die Augen. Dann zog ich mich tief in mich selbst zurück, tiefer und tiefer. Alles um mich herum wurde still, und doch konnte ich wie aus weiter Ferne das Geräusch der heimatlichen Wellen hören, wie sie gegen das Ufer brandeten. Mein Körper begann zu kribbeln, und ich spürte das Blut durch meine Adern rauschen. Das Wasser des Lebens ... das Blut meiner Adern ... erwache in mir ... Ich fühlte eine unsichtbare Woge aus Energie durch mich hindurchströmen. Schließlich öffnete ich die Augen und kniete mich hin, hielt die Finger in den Bach, der um den Fuß der Statue floss. Im nächsten Augenblick hörte ich Eis knacken. Der Bach war zugefroren, so reglos wie die Statue, die über ihm stand. Ich schnippte mit den Fingern, und er floss wieder.
»Das ist fantastisch, Evie«, sagte Sarah. Wir sahen uns an und grinsten aufgeregt, noch immer ganz beeindruckt von dieser neuen Welt, die wir da entdeckten.
»Was ist mit dir?«, fragte ich sie. »Hast du irgendetwas Neues getan?« Im letzten Term hatte ich gesehen, wie Sarah ihre Erdkraft dazu benutzt hatte, vor meinen Augen einen Samen ins Leben zu rufen und den Boden unter unseren Füßen erzittern zu lassen.
»Ja, ich glaube schon«, sagte sie etwas schüchtern. »Ja, das habe ich.« Sie sah sich in der dämmrigen Höhle um, dann bückte sie sich und hob einen kleinen Stein auf, der im Bachbett lag. Sie nahm ihn in die eine Hand und bedeckte ihn mit der anderen, während sie vor Konzentration die Stirn runzelte. Als sie die Hand wieder wegnahm, hatte sich der Stein in Staub verwandelt.
»Wow! Das beweist, dass das, was im letzten Term passiert ist, nicht nur ein Zufall war. Helen, versuchen wir herauszufinden, ob wir den Talisman erwecken können. Jetzt sofort«, bat ich. »Zu Hause habe ich versucht, ihn anzurufen und ihn zu besingen und alles Mögliche sonst, das mir einfiel, aber es ist nichts passiert. Aber hier in Wyldcliffe, in Agnes’ Heimat, könnte er reagieren, wenn wir alle zusammenarbeiten.«
»Ich habe das Gefühl, dass du das allein machen musst, Evie«, antwortete Helen. »Hat Lady Agnes in ihrem Tagebuch nicht gesagt, dass sie dir den Talisman überlässt? Dass sie ihre Kräfte in dem Anhänger versiegelt, damit sie geschützt sind, bis du sie benutzen kannst? Ich weiß nicht, ob sie gemeint hat, dass wir ein Teil davon sind.«
»Aber wir könnten es trotzdem versuchen, oder?«, fragte Sarah.
»Na ja, wir haben nichts zu verlieren. Versuchen wir es.« Helen schenkte mir ein ermutigendes Lächeln und nahm einige Kerzenstücke aus der Nische in der Felsmauer, die sie auf dem Boden aufstellte. Während sie sie nacheinander anzündete, sang sie: »Möge dieses Licht unsere Schritte leiten, möge es unseren Geist erleuchten, möge es unsere Herzen reinigen
Weitere Kostenlose Bücher