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Gillian Shields - Die Schwestern der Dunkelheit - 02

Gillian Shields - Die Schwestern der Dunkelheit - 02

Titel: Gillian Shields - Die Schwestern der Dunkelheit - 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das heilige Feuer
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mich durch das verworrene Unterholz und wand mich unter einem überhängenden Zweig hindurch. Die dunkle Öffnung der Grotte gähnte wie ein geheimes Grab. Ich trat ins Innere, und der gleichmäßige Strahl meiner Taschenlampe wurde von schimmerndem Kerzenlicht beantwortet. Sarah und Helen waren bereits da und erschufen einen Kreis auf dem feuchten Steinboden.
    Während sie weiterarbeiteten, stand ich bei der Statue
und betrachtete den Bach, der von einer unterirdischen Quelle gespeist um ihren Fuß herumplätscherte. Das Wasser floss durch eine schmale Rinne auf dem Boden, verschwand dann wieder in irgendeinem raffiniert verborgenen Abfluss. Wasser … in ihm musste irgendwie die Antwort liegen … Wasser, endlose Bewegung, die Quelle allen Lebens. Ich folgte einem Impuls und kniete nieder, löste den Talisman und legte ihn in den eiskalten Bach. Der kristallene Kern schimmerte stark und glitzerte im Wasser wie ein strahlendes Auge. Ich spürte, dass Helen und Sarah mich beobachteten, und es war, als würden mich auch die leuchtenden Gestalten an der Mauer beobachten; Nymphen und Zentauren und Faune und fantastische Tiere, die alle zusahen und warteten. Ich schaufelte etwas Wasser in meine Hände und ließ es wie als Segnung wieder zurückfließen, dann beugte ich mich über den Schmuck im Wasser.
    »Sprich jetzt zu mir«, bat ich. »Zeig mir den Weg.« Das Amulett schien wie ein kostbarer Schatz zu glitzern, der auf ein Stück Ödland geworfen worden war. Dann wurde es matt, und ich sah stattdessen mein Spiegelbild im fließenden Wasser. Aber das war nicht ich; es war Agnes, die mich ansah. Sie wollte mir etwas sagen … Ihre grauen Augen schienen mir eine Nachricht zu übermitteln … Evie, folge meinem Weg ... Sie kommen näher ... Evie ... Evie ...
    »Evie!« Sarah rüttelte mich an der Schulter und riss mich in die Gegenwart zurück.
    »Was ist?«
    »Ich spüre etwas. Hör nur!« Sarah schlich lautlos zu dem am tiefsten im Inneren liegenden Teil der kleinen
Höhle, wo ein Felsvorsprung den Eingang zu einem Tunnel verbarg. Wir hatten den Tunnel gegen Ende des letzten Terms genutzt, als wir aus der Krypta unter der Kapelle geflohen waren. Sie legte die Hände an den Fels, während sich ein Ausdruck tiefer Konzentration auf ihrem Gesicht breitmachte, als könnte sie mit den Fingerspitzen hören.
    »Kannst du das hören?«, fragte sie leise, aber ich schüttelte den Kopf. Ich hörte nichts außer meinem eigenen hämmernden Herzen und dem Plätschern des eiskalten Baches. Ich nahm den Talisman wieder aus dem Wasser, ein bisschen verärgert über Sarah, weil sie mich gestört hatte. Agnes hatte mir etwas zu sagen versucht. Ihr folgen … Nun, das versuchte ich. Was auch sonst? Irgendetwas darüber, dass etwas näher kam …
    »Sie kommen näher!« Sarah wirbelte herum, und Panik glühte in ihren Augen. »Die Schwestern der Dunkelheit! Sie haben sich in der Krypta versammelt. Ich kann ihre Stimmen durch das Gestein und die Erde des Tunnels hören; ich kann ihre Schritte hören. Sie kommen hierher! «
    »Zurück zur Schule!«, rief ich. »Helen, du verschwindest auf deine Weise von hier. Wir werden sie aufhalten und durch die Gärten zurückkehren. Beeil dich!«
    Helen zögerte. »Ich kann euch nicht allein lassen.«
    »Doch! Nun geh schon!«
    Einen Moment später sah es so aus, als würde Helen die Luft um sich herum wie einen dicken Umhang zusammenziehen, und dann verschwand sie. Sarah sprach leise etwas und machte Zeichen über dem Tunneleingang. Er begann einzustürzen, und Steine fielen schwer
auf den Boden und versperrten den Weg. »Zurück, Evie«, rief sie. »Machen wir, dass wir wegkommen!«
    Wir bliesen die Kerzen aus, und ich folgte Sarah, als sie uns unbeirrbar durch die jetzt lichtlose Höhle führte. Ich konnte das Wasser um die Statue hinter uns plätschern hören, und jetzt glaubte ich auch, das Echo von stampfenden Schritten vernehmen zu können, als die Schwestern durch die langen, gewundenen Tunnel von der Krypta zur Grotte gingen. Aber sie würden nicht in der Lage sein, sie zu erreichen, jedenfalls nicht auf direktem Wege. Sarah hatte uns eine Möglichkeit verschafft zu entkommen.
    Im nächsten Augenblick waren wir draußen, krabbelten durch das Unterholz und liefen anschließend zur Schule. Wir rannten über die Wiesen, versuchten dabei, im Schutz der Trauerweiden zu bleiben, die an ihren Rändern wuchsen. Die Ruine der Kapelle sah inmitten der Schneelandschaft wie eine fantastische Silhouette

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