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Gillian Shields - Die Schwestern der Dunkelheit - 02

Gillian Shields - Die Schwestern der Dunkelheit - 02

Titel: Gillian Shields - Die Schwestern der Dunkelheit - 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das heilige Feuer
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einer diebischen Elster glänzte.
    »Oh, vielen, vielen Dank! Ich dachte schon, ich hätte es verloren! Wo hast du es gefunden?«
    »Auf dem Stallboden. Das Band war ausgefranst. Das
Medaillon muss runtergefallen sein, ohne dass du es bemerkt hast. Ich habe es für dich an einer Kette befestigt. «
    »Das ist sehr lieb. Aber du hättest das nicht tun müssen. «
    »Ich weiß«, sagte er weich. »Aber ich wollte es tun.«
    Josh nahm mir das Medaillon aus der Hand und drehte mich sanft um, so dass er die Kette um meinen Hals legen und zumachen konnte. Es fühlte sich ziemlich vertraulich an, und mir war nur zu deutlich bewusst, dass er groß und beschützend hinter mir stand. Er liebt dich, Evie. Ich weiß, dass er das tut ... Ich schob den Gedanken beiseite.
    »Nochmals vielen Dank«, plapperte ich drauflos. »Ich muss jetzt wirklich gehen, wenn wir keine Reitstunde haben. «
    »Warte noch einen Moment, Evie. Da ist noch etwas.« Er trat dichter an mich heran; sein Lächeln war warm und golden. »Machen wir einen kleinen Spaziergang.«
    »Oh, aber ich habe keine Zeit.«
    »Wieso nicht?«, fragte er. »Ich dachte, ihr hättet am Sonntagnachmittag frei.«
    »Ja, aber …«
    »Du kannst heute zwar keine Reitstunde haben, aber ich werde dir einen Vortrag über die edle Kunst des Reitens halten, während wir um den See gehen«, sagte er lachend. Dann wurde er wieder ernst. »Bitte, Evie, ich muss mit dir reden. Nur ein paar Minuten.«
    Ich konnte nicht nein sagen. Während wir gemeinsam über den vereisten Hof gingen, fürchtete ich mich vor dem, was er mir sagen wollte. Die Wintersonne hing tief
am klaren, kalten Himmel. Ein paar der jüngsten Mädchen veranstalteten eine Schneeballschlacht; ihre Wangen waren gerötet, und sie lachten. Sie wirkten so normal, wie sie vor Begeisterung quietschten und über den eisigen Boden schlitterten. Zweifellos würde sich jeden Moment eine der Lehrerinnen auf sie stürzen, weil sie so wild waren, aber in diesem Augenblick beneidete ich sie. Ich wünschte, ich könnte wieder elf sein und ebenfalls wie sie sorglos im Schnee spielen.
    Wir gingen an ihnen vorbei zum See hinunter. Jenseits der glatten, weißen Oberfläche erhob sich die Ruine in bleicher, eisiger Schönheit.
    »Also, worüber möchtest du mit mir sprechen?«
    Josh zog ein Stück Karton aus der Tasche und reichte es mir. Ich warf einen Blick darauf und sah, dass es sich um ein altes Foto handelte, um die Aufnahme einer stämmigen, nicht mehr ganz jungen Frau in einem langen Rock. Sie trug ein Spitzenhäubchen und hatte ein unscheinbares Gesicht, und sie schaute mit offenem Blick in die Kamera. Ein kleines Mädchen klammerte sich an den Rock der Frau; sie verbarg ihr Gesicht, so dass nur ihre üppigen, glänzenden Locken zu sehen waren. Sei jetzt brav, mein Küken ... Mein Lämmchen , hallte eine Stimme in meinem Kopf. Ich musterte das schwarzweiße Foto genauer und sah, dass die Frau ein kleines Medaillon um den Hals trug. Es war das gleiche, das Josh mir gerade eben wiedergegeben hatte. Ich hatte die Frau schon einmal gesehen. Ich wusste, wer sie war.
    »Martha!«, rief ich, ehe ich es verhindern konnte. Es war Martha, Agnes’ alte Zofe, die sich auf Uppercliffe um Effie gekümmert hatte, nachdem Agnes gestorben war.
Und das kleine Mädchen neben ihr auf dem Foto war Effie. »Woher hast du das?«
    »Woher kennst du Marthas Namen?«, fragte Josh schnell. »Und wieso hast du den gleichen Anhänger?«
    »Ich … äh …« Meine Gedanken rasten. Wie sollte ich es erklären? »Ich weiß es nicht. Ich habe den Anhänger in Uppercliffe gefunden, als wir dorthin geritten sind.« Das zumindest stimmte, aber ich wusste, dass es nicht ehrlich klang. Ich fühlte mich schuldig, als hätte man mich mit Diebesware erwischt.
    »Also ist es das gleiche«, sagte er. »Martha hat in Uppercliffe gelebt. Sie war eine entfernte Verwandte von mir, mütterlicherseits. Wir haben zu Hause etliche alte Fotos von dem Hof und den Leuten, die dort gelebt haben.« Er sah mich neugierig an. »Ich verstehe ja vielleicht noch, dass du den Anhänger tatsächlich dort gefunden hast, aber woher kennst du Marthas Namen?«
    »Ich … na ja, seit ich nach Wyldcliffe gekommen bin, habe ich mich für seine Geschichte interessiert. Ich habe alles mögliche über die Templetons gelesen, weißt du, über Lady Agnes und ihre Familie. Es gibt da ein Buch in der Schulbibliothek.« Die Worte sprudelten nur so aus mir heraus, und ich dachte mir mehr und mehr Einzelheiten

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