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Gillian Shields - Die Schwestern der Dunkelheit - 02

Gillian Shields - Die Schwestern der Dunkelheit - 02

Titel: Gillian Shields - Die Schwestern der Dunkelheit - 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das heilige Feuer
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Hartles Gesicht verzerrte sich vor Wut. »Wenn diese Nacht sich ihrem Ende zuneigt, wirst du mich sowohl als deine Mutter als auch als deine Herrin anerkennen, der du zu gehorchen und die du zu fürchten hast. Ich habe alles, was ich brauche. Das Einzige, was mir noch fehlt, ist mein Kreis von Schwestern der Dunkelheit. Ich möchte, dass sie diesen Moment miterleben und ihn mit mir teilen. Ihr alle werdet mich dorthin begleiten, wo meine Schwestern warten.« Sie sah sich hektisch um und rief dem Wind zu: »Ich komme, meine Schwestern, ich komme!«
    In diesem Moment hob Sebastian den Kopf und murmelte: »Meine Brüder … meine Brüder …«
    Er blickte mich geradewegs an, und ich sah, dass seine
Augen klar und blau waren und ein ganzer Ozean des Bedauerns in ihnen lag. Und dann lächelte er, und sein Lächeln war nicht mehr bitter oder spöttisch, sondern klar und ruhig wie ein Sommertag.
    »Sebastian!« Ich versuchte, zu ihm zu gelangen, aber die Oberste Mistress schrie und ließ das Messer durch die Luft blitzen, und dann wurden wir vom Friedhof weg und hinein in einen schrecklichen Strudel aus Lärm und Geschwindigkeit und schwarzen, wirbelnden Sternen gezerrt.

Fünfundvierzig

    A uf einem kahlen Hügel wurden wir vom Wirbelwind ausgespuckt. Eine feindselige, sturmgepeitschte Landschaft erstreckte sich rings um uns. Trotz Schmerz und Schock erkannte ich den Ort wieder. Dies war einmal eine Festung gewesen, die vor hunderten von Jahren von den Leuten des Tals gegen ihre Feinde errichtet worden war. Davor war es ein heidnischer Tempel gewesen, der dem Himmel so nahe gewesen war, wie es den alten Huldigern möglich war. Hier hatte ich einmal mit Sebastian unter einem unergründlichen mitternächtlichen Himmel gesessen, und hier, so schien es, würde die Oberste Mistress den Moment ihres Triumphes Wirklichkeit werden lassen.
    Der Wind pfiff über die Hügel und teilte die Wolken, so dass der hohe, reine Bogen des neuen Mondes auf uns herabschien. Eine Gruppe von in Kapuzenumhänge gehüllten Gestalten stand im Kreis um uns herum und sang wie ein sich sammelnder Schwarm. Sie schienen uns nicht sehen zu können; wir waren durch Mrs. Hartles lähmenden Willen verborgen und noch immer unfähig zu sprechen oder uns zu bewegen oder klar zu denken. Während sie in Nebelschwaden gehüllt dastand und ihre Schwestern betrachtete, verschwamm alles vor meinen Augen wie ein Spuktraum.

    »Dies ist die Stunde«, stimmte eine der Frauen an. Es war Miss Raglan. Sie trat vor die Reihen des Hexenzirkels und reckte ihre Arme dem Mond entgegen. »Der Augenblick unserer Bestimmung ist gekommen.«
    »Nur die Oberste Mistress kann den Hexenzirkel seiner Bestimmung entgegenführen«, erwiderte eine kühle, trockene Stimme, und ich erkannte Miss Scratton.
    »Zweifellos willst du diese Ehre für dich selbst beanspruchen«, schnappte Miss Raglan wütend. »Aber unsere Schwestern haben deine Intrigen durchschaut. Du wirst diesen Hexenzirkel niemals anführen. Hier und jetzt, beim Licht des Mondes, umgeben von den wilden Elementen, werde ich zur neuen Obersten Mistress werden und unsere lange Queste erfolgreich beenden.«
    Die Frauen hinter ihr schrien ihre Zustimmung heraus, und ein wahnsinniger Gesang setzte ein, gegen den Miss Scratton jedoch anschrie. »Du Närrin! Weißt du denn nicht, dass dieser Hexenzirkel noch immer eine Oberste Mistress hat? Und dass sie hier unter euch ist?«
    Der Gesang brach ab, und es gab einen weiteren gewaltigen Blitz. Er schien den Schleier wegzureißen, der uns vor den Blicken der Frauen verborgen hatte. Sie schrien auf, als sie sahen, dass Mrs. Hartle kalt und stolz und schrecklich in der Nacht vor ihnen stand.
    »Ich bin es«, sagte die Oberste Mistress. »Ich bin endlich zurückgekehrt.« Rufe wurden laut, und einen Moment lang herrschte Verwirrung. »Die Oberste Mistress! Sie ist zurückgekehrt!«
    »Wieso verbeugt ihr euch nicht vor mir? Wo ist eure Loyalität? Habt ihr eure wahre Mistress schon nach so kurzer Zeit vergessen?«

    »Willkommen, willkommen, wir haben uns nach diesem Augenblick gesehnt«, stieß eine der Frauen hervor, und ich erkannte die kriecherische Stimme von Miss Dalrymple, die sich von ihrer bisherigen Verbündeten blitzschnell abwandte und sich Mrs. Hartle zu Füßen warf.
    »Ich … wir …«, stammelte Miss Raglan, als die Schwestern der Dunkelheit sich vor ihrer Rivalin tief verbeugten. »Wir hatten dich für tot gehalten!«
    Die Oberste Mistress lachte wild, während Blitze über

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