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Gillian Shields - Die Schwestern der Dunkelheit - 02

Gillian Shields - Die Schwestern der Dunkelheit - 02

Titel: Gillian Shields - Die Schwestern der Dunkelheit - 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das heilige Feuer
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den Himmel zuckten und Regentropfen auf die Erde trommelten. »Celia Hartle wird niemals den Tod schmecken! Nach unserer Niederlage in der Krypta war ich verwundet, das stimmt. Die elementaren Kräfte, die gegen uns eingesetzt worden waren, hatten mich meiner Kraft beraubt. Daher habe ich mich verborgen und mich entschieden, mich in meinem geschwächten Zustand nicht zu zeigen. Aber ich habe nicht umsonst all die Jahre die geheimen Riten studiert. Und hier bin ich. Ich kehre zurück, um den Augenblick des Triumphs mit euch zu teilen. « Mrs. Hartle trat dichter an Miss Raglan heran, und ihre Stimme wurde zu einem honigsüßen Strom der Bedrohung. »Aber nicht du wirst es sein, die uns zum Ziel unserer Träume führt. Oh, ich habe dich beobachtet. Ich habe deinen Mangel an Vertrauen in mich gesehen. Die Treuen werde ich belohnen; die Verräterinnen – verfluchen. « Sie schnippte mit den Fingern, und Miss Raglan taumelte zurück und wimmerte, als würde sie sich unter einem heftigen Schlag winden.
    Mrs. Hartle wandte sich an Miss Scratton. »Du hast es besser gemacht. Ich bin angenehm überrascht. Dein Lohn wird von anderer Art sein.« Miss Scratton rührte
sich nicht, abgesehen davon, dass sie den Kopf neigte und den Blick senkte.
    »Aber all diese Urteile haben Zeit bis später«, sprach Mrs. Hartle weiter. »Die Nacht nähert sich ihrem dunkelsten Punkt. Um Mitternacht wird alles vollendet sein. Diese dummen Mädchen, die es gewagt haben, sich gegen mich aufzulehnen, sind jetzt meine Gefangenen. Sie liegen zu meinen Füßen. Und ich bringe noch eine andere Beute mit – unseren ehemaligen Herrn. Er wird jetzt tun, was wir verlangen.« Sie versetzte Sebastian einen bösartigen Tritt und zwang ihn auf die Knie. Der Talisman schwang an seinem Hals schwerfällig hin und her, wie eine große Bürde. »Bereitet das Mädchen vor.«
    Die verhüllten Frauen zerrten Helen und Sarah beiseite. Miss Scratton trat rasch zu mir und brachte mich dazu, mich gegenüber von Sebastian hinzuknien. Nun sahen wir uns an, als sollten wir gleich durch ein mystisches Ritual miteinander verlobt werden. Evie und Sebastian, endlich vereint. Allerdings würde nur einer von uns diese Zeremonie überleben. Der Regen strömte auf uns herab, als würde er Tränen unseretwegen vergießen. Die letzten Minuten des Tages verstrichen. Schon bald würde die Glocke verkünden, dass es Mitternacht war. Sebastian ließ den Kopf hängen, und er schwankte leicht. Ich konnte sein Gesicht nicht mehr sehen. Es war vielleicht auch besser so, dachte ich. Besser, das Ende nicht zu sehen.
    Mein Geist arbeitete langsam und trüb, als wäre ich durch den überwältigenden Willen der Obersten Mistress meines eigenen Selbsts beraubt worden. Ich war hilflos. Celia Hartle hatte gewonnen, und ich hatte verloren, und es gab nichts, das ich dagegen tun konnte. Sie drückte
Sebastian den silbernen Dolch in die Hand, umklammerte seine geschwächten Hände mit ihren eigenen und hob den Dolch über mich. »Wenn diese Klinge in dein Herz eindringt, gehört der Talisman ihm, und wir werden die Unsterblichkeit erlangen!« Dann wandte sie sich mit einem letzten Befehl an Miss Scratton. »Schwester, mach sie für das Ende bereit.«
    Miss Scratton beugte sich zu mir herunter und riss mir die Bluse auf, so dass mein Hals sich der Klinge bloß und offen darbot. Als sie sich über mich beugte, glaubte ich, sie etwas flüstern zu hören: »Dein Anhänger, Evie, gib ihr deinen Anhänger …«
    Ich sah zu ihr auf, plötzlich aus meiner Lethargie und Verzweiflung wachgerüttelt. Mein Anhänger … das hübsche Medaillon. Es hing immer noch klein und unbedeutend um meinen Hals. Ich starrte Miss Scratton in die Augen. Ich kann es nicht glauben , hatte Sarah gesagt. Alle anderen, ja, aber nicht Miss Scratton . Als ich in diese kühlen, barmherzigen Augen blickte, erkannte ich sie endlich. Eine weise Frau, eine heilige Schwester, eine Heilerin …
    »Los! Aus dem Weg!«, sagte Miss Hartle ungeduldig. »Möge die Klinge ihr Ziel finden!«
    »Dein Anhänger, Evie, dein Anhänger«, flüsterte Miss Scratton noch einmal.
    Ohne nachzudenken packte ich die kleine Kette und zerrte daran, bis sie riss, und dann warf ich das Medaillon in Mrs. Hartles Richtung.
    Es flog in hohem Bogen durch die Luft und entflammte, loderte in blendend hellem Licht auf. Mrs. Hartle schrie, und ihr Wille und ihre Konzentration wankten
für einen Moment. Die Seile um unsere Handgelenke schmolzen, und Sebastian kämpfte sich

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