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Girl

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Titel: Girl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Thomas
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zurück und träumte von einem langen Nachmittag der Lust und der Erwartung, dem am Abend die Erfüllung folgen sollte. Ich überhörte beinahe, dass Jonathan mit mir sprach. Ich bekam gerade noch mit, dass er mir eine Frage gestellt hatte. Ich lächelte entschuldigend. »Sorry, was hast du gesagt?«
    »Ich sagte, was meintest du vorhin, als du sagtest, du sähest zwar aus wie Nicole, aber du wärst früher ihr Papa gewesen? Was sollte die Bemerkung?«
    »War nur ein Scherz aus einer Werbekampagne für Renault. Du kennst sie vermutlich nicht. Glaub mir, die ist zu blöd gemacht, als dass ich sie dir jetzt lang und breit erklären sollte.« Ich sah, dass er damit nicht ganz zufrieden war. Bestimmt überlegte er, wie ich meine Stimme so tief verstellen konnte. Ich presste noch einmal seine Hand zwischen meine Schenkel, streichelte ihm übers Handgelenk und beugte mich zu ihm herüber. »Erzähl mir was von Thailand«, murmelte ich. »Das ist soo faszinierend.«
    Etwa vierzig Minuten später erreichten wir das Cricket-Feld in Frickley. Es lag in einem klassisch englischen Ambiente. Zur einen Seite der Straße war ein Pub, der selbstverständlich ›The Cricketer’s Arms‹ hiess. Auf der anderen Seite parkten eine Reihe schicker neuer Wagen in einer Linie entlang der Rasenfläche. Der Platzwart schob gerade eine schwere Walze über das Spielfeld. Auf der anderen Seite des Platzes standen ein von Wind und Wetter ausgebleichter hölzerner Pavillon und eine Punktetafel. Für einen Augenblick hatte ich Jonathan völlig vergessen. Ich wollte nur meine Schienbeinschoner umschnallen und mich an die Schlag Position begeben.
    Wir parkten am Ende der Schlange und Barry daneben. Jonathan sprang aus dem Wagen, öffnete meine Tür mit ritterlichem Schwung und winkte einer Traube von Cricketspielern und ihren Freundinnen, die etwa zwanzig Meter entfernt um einen Range-Rover herumstanden, der vorübergehend als Bar funktionierte. Auf dem Weg dorthin ertönten Rufe wie »Jonty!«, »Endlich wieder daheim!« und »Hey, Jonners!« Nachdem er seinen sämtlichen alten Teamgefährten die Hände geschüttelt und auf den Rücken geklopft und an die Frauen Umarmungen und Küsse verteilt hatte, stellte Jonathan mich vor.
    Ich spürte, wie ich von einem Dutzend Augenpaaren gemustert wurde. Die Männer wollten sehen, wen ihr Kumpel diesmal an Land gezogen hatte. Die Frauen hatten wie üblich etwas kompliziertere Absichten. Sie gehörten nur am Rande zu dieser Veranstaltung, bei der sie emotional wie physisch an der Außenlinie Platz zu nehmen hatten. Die Jungs und ihr Team waren der eigentliche Mittelpunkt, um den sich alles drehte. Gerade so, als waren sie der Kuchen und wir der Zuckerguss – dekorativ, süß und außen herum verteilt.
    Die Blicke der fünf oder sechs Frauen sagten mir, dass ich meine Leggings besser anbehalten hätte. Einige sahen zwar ziemlich gut aus, aber alle waren sie im unscheinbaren County-Look gekleidet – entweder Jeans, Männerhemden und Perlenketten oder lange Monsoon-Kleider. Ich brachte das ganze Gruppengefüge durcheinander, indem ich zu viel Aufmerksamkeit auf mich lenkte und so etwas wie einen sexuellen Wettstreit einführte.
    »Und das da drüben«, sagte Jonathan, »ist Barry. Er ist den ganzen Weg aus dem sonnigen SW6 hinter uns hergefahren, damit Jackie uns mit unserem Spiel alleinlassen und eine Probefahrt in ihrem brandneuen Mifune PL 3 unternehmen kann.«
    Die Frauen blieben zurück, während die Männer sich um den Wagen drängten, über seine scharlachroten Flanken strichen, das Armaturenbrett inspizierten und fachkundige, typisch männliche Kommentare über sein Fahrverhalten abgaben.
    »Hallo, Jackie«, sagte eine der Frauen, eine rosige Brünette. »Ich bin Ginny Langton-Green. Der große Schnösel da drüben ist mein Mann Bobby. Der Kapitän der Mannschaft.«
    Sie machte eine Pause und bedachte mich mit einem giftig süßen Lächeln. »Tut mir leid«, sagte sie, »aber wie war noch Ihr Nachname?«
    Sie kannte meinen Nachnamen nur allzu gut. Ich konnte ihren Blicken ablesen, dass sie mich erkannt hatte. Mein Magen krampfte sich zusammen, und meine Handflächen begannen zu prickeln. Ich tat mein Bestes, das Lachen dieses Miststücks zu erwidern und überging scheinbar arglos ihre Frage. »Entschuldigung, meine Liebe, aber ich sehe, Barry wird langsam nervös. Ich beeile mich besser. Wir sehen uns später!«
    Ich drängte mich an den Männern vorbei, sprang in den Wagen, warf Jonathan eine Kusshand

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