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Girl

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Titel: Girl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Thomas
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darauf achtete, dass meine Arme fest durchgedrückt waren.
    Die anderen Mädchen gerieten natürlich total aus dem Häuschen, und sie brüllten: »Ich glaube, er steht auf dich, Jackie!« und »Alter Grapscher!« und »Heute ist dein Glückstag!« In der Zwischenzeit versuchte ich mich verzweifelt auf meine Körperhaltung zu konzentrieren und war wenig erfreut darüber, dass irgendein wildfremder Spanier an mir herumfummelte. Aber er war ein ziemlich ansehnlicher Bursche, auch wenn er sich dessen eine Spur zu sicher war. Und es wäre gelogen, wenn ich nicht zugäbe, dass mir zumindest teilweise die Tatsache gefiel, dass ich der Wölbung in seiner Badehose nach zu urteilen sein Interesse erweckt hatte.
    Das Boot fuhr wieder an, und diesmal war ich aus dem Wasser und spürte den Zug des Bootes, aber ich hielt meine Arme felsenfest ausgestreckt, so dass die Kraft durch meine Schenkel hindurch auf die Skier übertragen wurde. Ich sauste durch die Bucht, spürte den Wind in meinen Haaren und die Gischt gegen meinen Körper spritzen.
    Als das Boot schließlich stoppte, brachen alle in Applaus aus. Ich kletterte hinein und war rundum mit mir zufrieden. Romeo warf mir ein breites Grinsen zu, wobei seine Zähne hell gegen seine gebräunte Haut aufblitzten – mein Gott, wie abgedroschen das klingt! –, und dann sagte er: »Glückwunsch, Senorita… ole, que chica!« und gab mir einen dicken Kuss direkt auf den Mund.
    »Ooh«, sagte Judy, »jemand hat unsere Nonne geküsst.«
    »Das wird eine Ferienromanze«, sagte Lorraine. »Nur weiter, Darling.« Sie warf dem Einheimischen einen verschwörerischen Blick zu. »Verabrede dich mit der jungen Dame. Sieh zu, dass du unseren Eisklotz auftaust.«
    Er blickte mich aus großen, schmachtenden, dunkelbraunen Augen an. Dann sagte er mit todernster Stimme: »Möchten Sie das, Senorita? Möchten Sie heute Abend mit mir essen gehen?«
    Mein Verstand sagte mir, dass da ein beschränkter, muskelbepackter Scheißkerl vor mir stand, der Touristinnen aufriss und für jede eine Kerbe in sein Bett ritzte. Wenn ich noch ganz bei Trost war, musste ich ihn abblitzen lassen. Doch dann dachte ich, was soll’s? In drei Tagen bin ich hier weg. Was gibt es da groß zu verlieren? Mein Bauch war voller Schmetterlinge, meine Kehle verkrampfte sich. »Ja«, sagte ich, »ich denke, das würde mir sehr gefallen.«
    Wir redeten noch eine Weile am Kai, nachdem er das Boot festgemacht hatte. Wie sich herausstellte, hatte ich meinen Romeo unterschätzt. Zunächst einmal war er kein Muskelpaket, sondern einfach nur athletisch und durchtrainiert. Und dumm war er auch nicht. Die Art, wie er seine Augen zusammenkniff und mich mit kühlem, ironischem Lächeln ansah, verriet mir, dass sich hinter der Sonnenbräune ein weitaus regerer Geist versteckte. Eins war jedoch ganz sicher. Wenn er nicht zur Beglückung giggelnder junger Touristinnen seine Standardnummer als mediterraner Frauenheld durchzog, sprach er ein beinah perfektes Englisch – besser jedenfalls als so mancher britische Kerl, der mir über den Weg gelaufen ist.
    Sein richtiger Name war Antonio, und er studierte Architektur in Barcelona, w7obei er seine Semesterferien damit verbrachte, Ausländern Wasserski beizubringen, um damit sein Studium zu finanzieren. Er war zweiundzwanzig, also einerseits jünger als ich, aber da man mir immer eingeredet hatte, psychologisch auf dem Stand einer Fünfzehnjährigen zu stehen, war er vielleicht auch älter.
    Als ich am Nachmittag mit Lorraine redete, wurde mir bewusst, dass Antonio mich in gewisser Weise an Jonathan Roland erinnerte. Er hatte die gleiche Art von Reserviertheit. Man hatte das Gefühl, dass er nicht alles in Bewegung setzen würde, um einen herumzukriegen. Wenn man auf ihn flog, prima. Wenn nicht, tja, dann würde er darüber keine schlaflose Nacht verbringen.
    Auf der einen Seite war das wirklich beleidigend. Ich wusste, dass er mich mochte, und ich wollte, dass er sich dazu bekannte. Ich wollte, dass er sich für all das anstrengte, was ich ihm geben würde. Andererseits war er es, der mich anzog, ob ich wollte oder nicht.
    »Es ist einfach lächerlich, da gehe ich gerade einmal seit ein paar Wochen mit Männern aus, und schon falle ich zum zweiten Mal auf die gleiche Type herein.«
    »Wir wollen bloß hoffen, dass er nicht so ein Scheißkerl wie beim letzten Mal ist.«
    »Ich weiß auch nicht wieso, aber irgendwie bin ich mir sicher, dass er nicht so ist.«
    »Ganz wie du meinst«, sagte Lol.
    Ich

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