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Girl

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Titel: Girl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Thomas
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zu und setzte zurück auf die Straße. Und im nächsten Augenblick waren Barry und ich auf und davon.
    Der Wagen war natürlich unbeschreiblich. Er schnurrte nur so durch die Gänge, klebte auf dem Asphalt wie ein Magnet an Stahlblech und schien ohne Ende beschleunigen zu können. Ich ließ das Verdeck herunter (Barry hatte recht, für meine Nägel bestand keine Gefahr), löste meinen Pferdeschwanz und ließ meine Haare im Wind wehen, während das Röhren des Motors meinen Ohren schmeichelte. Als Barry sah, dass ich mit seinem PL 3 sehr wohl umzugehen verstand, entspannte er sich.
    »Einfach fantastisch«, sagte ich zu ihm. »Vielen Dank, dass Sie ihn den ganzen weiten Weg bis hierher gebracht haben.« Ich machte eine kleine Pause. »Ich weiß, ich habe mich heute Morgen im Salon ziemlich zickig verhalten … Freunde?«
    Barry blickte mich an und seufzte. »Yeah, sicher. Warum nicht?«
    Doch wie viel Spaß mir die Fahrt auch machte, ich wusste genau, dass mich bei meiner Rückkehr in Frickley Ärger erwartete. »Würden Sie bitte eine Sekunde hier warten?« fragte ich Barry, als wir wieder neben Jonathans BMW hielten.
    Ich hatte kaum die Zeit, aus dem Wagen zu steigen, als Jonathan auch schon mit zornrotem Gesicht auf mich zukam. Er packte meinen Arm so grob, dass es wehtat, und zerrte mich an den Straßenrand. »Du Fotze!« brüllte er. »Du billige, abgehackte Tunte. Wie konntest du so was tun? Wie konntest du so einen Idioten aus mir machen, du spastische kleine Schwuchtel? Glaubst du etwa, ich wäre einer von diesen Perversen?«
    Er schlug mir so hart ins Gesicht, dass mein Kopf nach hinten flog und meine Sonnenbrille durch die Luft segelte.
    »Aber, aber … Sir«, sagte Barry Townshend in diesem Moment hinter Jonathans Rücken. »Es ist nicht die feine Art, eine Dame auf offener Straße zu verprügeln. So etwas läuft nicht. Der Herr sollte wissen, dass manche Leute an derartigem Verhalten durchaus Anstoß nehmen.« Und dabei bog er einen von Jonathans Armen bis hoch zum Schulterblatt, so dass der vor Schmerz aufschrie.
    »Sie ist überhaupt keine Dame, du Stumpfkopf. Sie ist ein Kerl, war zumindest einer, bis man ihr den Schwanz abgeschnitten hat. Und mich wollte sie dazu bringen, sie … ihn … zu vögeln, diese dreckige, kleine Schwuchtel.«
    Barry sah mich an, während ich einfach nur dastand, mit Mascaraströmen im Gesicht und einem großen rot anschwellenden Striemen, wo Jonathan mich geschlagen hatte. Ein Träger war mir von der Schulter gerutscht, so dass mein Kleid schief hing und mein halber BH zu sehen war.
    »Was mich betrifft«, sagte Barry, »ist das eine Frau. Sie haben sie geschlagen, und Sie sind ein Dreckskerl.« Er schob Jonathan zur Seite, blickte ihn eine halbe Sekunde an und boxte ihm dann ins Gesicht. Aus Jonathans Nase spritzte Blut, während Barry indigniert seine rechte Hand ansah. »Scheiße! Das tat weh! Ich habe mir fast meine verdammten Knöchel gebrochen.« Er legte einen Arm um meine Schulter.
    »Kommen Sie, meine Liebe«, sagte er. »Ich denke, ich fahre Sie jetzt besser nach Hause. Wir sind hier beide nicht mehr gern gesehen.«
    Eine Stunde später setzte er mich vor der Haustür ab und schlug meine Einladung zu einer Tasse Tee aus. »Ich nehme an, Sie wollen den Wagen nun doch nicht haben, oder?« sagte er, als er gerade losfahren wollte.
    »Aber natürlich will ich ihn, und jedes Mal, wenn ich ihn fahre, werde ich ganz bestimmt an Sie denken.«
    15. August
    Paul hat Lorraine endlich einen Heiratsantrag gemacht. Die Hochzeit soll im Dezember sein. Ich denke, ich freue mich für sie, auch wenn ich nicht umhin kann, auf Lorraine neidisch zu sein. Wie sagte doch Melanie immer: Du musst nur einen guten Kerl finden und nicht mehr lockerlassen. Nicht, dass das die Sache für mich einfacher machte.
    Erst recht nicht bei der Art, wie ich mich momentan aufführe. Ich habe mich ganz in meine Arbeit vergraben, bleibe, solange ich kann, im Büro, schlage jede Verabredung aus und benehme mich wie eine Furie jedem Mann gegenüber, der mir beim Essen im Restaurant oder in einer Bar zufällig über den Weg läuft. Es ist die schnellste Art, seine Freunde zu vergraulen, aber wen kümmert das?
    »Ich gebe dir noch eine letzte Chance«, sagte Lorraine heute zu mir. »Du hast dich seit der Geschichte mit Jonathan wie eine blöde Kuh benommen. Er hat übrigens, nebenbei gesagt, ungefähr einhundertfünfzigmal bei Paul angerufen und ihn angefleht, ein zweites Dinner zu verabreden, damit er sich

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