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Girl

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Titel: Girl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Thomas
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Leichtmetallfelgen, dunkle Lederbezüge, Automatikschaltung, Sportlenkrad, alles dran.
    Ich warf mein Jackett nach hinten und schlüpfte auf den Beifahrersitz. Dann nahm ich die dunkle Brille aus meiner Umhängetasche, setzte sie auf und überprüfte meine Frisur im Spiegel. Da ich nicht völlig vom Wind zerzaust werden wollte, band ich meine Haare hinten zu einem Pferdeschwanz zusammen. Die blonde Maus mit Sonnenbrille – jedes Cabriolet sollte eine haben.
    »Und wo ist der Autosalon?« fragte er.
    »Parson’s Green, gleich gegenüber vom White Horse.«
    Jonathan fädelte sich in den Verkehr ein und fuhr die Old Brompton Road hinunter. »Autos und Parson’s Green«, sagte er lächelnd, »mein Gott, da werden Erinnerungen wach. Früher gab es da einen Mifune-Ausstellungsraum … ich glaube, es war der erste in ganz England. Außerhalb Japans kannte praktisch niemand den Wagen. Paul und ich haben stundenlang vor dem White Horse gesessen, unsere Pints getrunken und überlegt, wer von uns wohl als erster einen Mifune PL3 fahren würde. Das war ein fantastisches Auto.«
    »Ist es immer noch«, sagte ich. »Der neue PL3 GTX Turbo ist gerade raus. Da steht eine Cabriolet-Ausführung im Fenster. Umwerfend.«
    Er blickte mit einer Mischung aus Verwunderung und Respekt zu mir herüber. »Was machst du doch gleich?«
    »Ich arbeite in einer PR-Agentur.«
    »Alle Achtung, die müssen besser zahlen, als ich dachte.«
    »Weniger. Ich habe eigene Quellen.«
    Es war sofort klar, dass ich einen Fehler gemacht hatte. Jonathan sagte nichts, aber ich wusste, dass er, genau wie Mimi Hart, sämtliche Möglichkeiten durchging. Welche Sorte Mädchen kann sich schon eine Wohnung in South Ken und einen brandneuen Sportwagen leisten? Entweder hat sie einen reichen Daddy oder einen reichen Boyfriend oder jede Menge Boyfriend s. Er machte eine besorgte Miene. Es war besser, wenn ich ihn schleunigst aufklärte.
    »Entschuldigung«, sagte ich lachend, »ich wollte mich eigentlich nicht ganz so mysteriös geben. Ich habe ziemlich viel gemodelt, als ich um die neunzehn oder zwanzig war. Mein Ersatz für die Uni-Karriere, nehme ich an. Ich reiste viel herum, traf jede Menge interessanter Leute, hatte eine großartige Zeit und scheffelte dickes Geld …«
    »Klingt wie im Märchen. Und warum hast du aufgehört?«
    Gute Frage. Warum hört ein Model auf? Ich versuchte mich an alles zu erinnern, was mir bei der Foto-Session zu Ohren gekommen war. »Ach, weißt du, es hing mir einfach zum Hals raus, ständig zu fasten und der Jet-lag und so. Ich war dabei und habe mir alles angesehen, und irgendwann hatte ich mein Dasein als Model gründlich satt, weißt du, die Art, wie Männer einen behandeln, und dass alle Welt glaubt, man habe nichts als Haarspray im Hirn…«
    Er lachte, und ich atmete auf. »Ich glaube, gerade deshalb rede ich heute nicht mehr so gern darüber. Ich möchte lieber als das gesehen werden, was ich heute bin, und nicht als das, was ich früher war.«
    Das kam der Wahrheit sogar ziemlich nahe. Und Jonathan musste nicht weiter grübeln. Er saß entspannt hinterm Steuer, die eine Hand am Lenkrad, die andere schwebte über der Schaltkonsole und passte den rechten Moment ab, um in meine Richtung zu schlüpfen.
    Es war Samstagmorgen, und vor ihm lag ein ganzes Wochenende, prallvoll mit verlockenden Aussichten. Er fuhr ein BMW-Kabrio. Und die Braut neben ihm war ein Ex-Model. Kein Wunder also, dass er sich wie ein Schneekönig freute.
    Wir hielten vor dem Mifune-Schaufenster. Der Wagen, in den ich mich verguckt hatte, stand glänzend im Schaufenster, scharlachrot und verlockend wie ein Kuss von Marilyn Monroe. Als wir hineingingen, erhob sich ein Verkäufer im Zwei Reiher hinter seinem Schreibtisch und trat auf uns zu. Er lief geradewegs auf Jonathan zu und streckte ihm die Hand entgegen.
    »Barry Townshend. Was kann ich für Sie tun, Sir?«
    »Eigentlich können Sie nichts für mich tun, Barry, sondern eher etwas für meine Begleiterin.«
    Der Verkäufer blickte mich an und verzog eine Braue. Dann wandte er sich wieder an Jonathan. »Ich verstehe. Und womit kann ich ihr dienen?«
    »Das weiß ich nicht. Warum fragen Sie sie nicht selbst?«
    »Selbstverständlich«, sagte der Mann kriecherisch. Er war wie ein total verkalkter Butler, doof wie ein Stück Scheiße, aber krampfhaft um ein vornehmes Auftreten bemüht, um mit der edlen Technik um ihn herum mithalten zu können. »Was kann ich für Sie hm, Miss?«
    Okay, dachte ich, du sollst

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