Girl
für sein Verhalten entschuldigen kann. Du könntest ihm jederzeit eine neue Chance geben, weißt du …«
»Vorbei und vergessen.«
»Wie du meinst, jedenfalls wollte ich dir sagen, dass ich eine Woche Ferien auf Ibiza organisiere. Nur Frauen. Es gibt im Augenblick ein paar wirklich günstige Angebote zur Nachsaison, und ich will noch ein wenig Spaß haben, bevor es mit meiner Freiheit vorbei ist. Wir werden uns Hautkrebs holen, Lungenkrebs, Leberversagen und ein ganzes Handbuch voller ekliger Geschlechtskrankheiten. Judy ist dabei, und auch Sylvie, eine Kollegin. Es wird ein echter Heuler. Was sagst du dazu?«
Ich sagte überhaupt nichts, so dass Lorraine einen letzten verzweifelten Versuch unternahm.
»Ich habe es Paul erzählt, und er meint, er habe nichts dagegen, solange er nie auch nur ein Wort davon zu hören bekommt, was wir angestellt haben, und er sich nachher nichts bei mir holt. Ich werde mich bestimmt nicht völlig gehen lassen … nie mehr als drei Männer auf einmal. Und wenn du nichts unternimmst, um aus diesem Loch, indem du seit Wochen hockst, wieder herauszukommen, verspreche ich dir, dass ich hier weg bin …«
Ihr war damit ernst, das spürte ich deutlich. Und ich konnte mich unmöglich von Lorraine abwenden, nach allem, was sie für mich getan hatte. »Okay«, sagte ich. »Setz mich auf die Liste. Aber erwarte nicht von mir, dass ich die große Stimmungskanone bin.«
»O ich weiß«, sagte sie. »Du wirst in Nonnentracht am Swimmingpool sitzen, alte Leonard-Cohen-Scheiben hören und die gesammelten Werke von Kurt Cobain lesen.«
Ich musste lächeln. »Pass auf«, sagte Lorraine, als sie es bemerkte, »oder du findest auf einmal deine gute Laune wieder, und dann wären wir alle ganz schön angeschmiert.«
1. September
Es wurde ein fantastischer Urlaub. Wir jetteten von Gatwick aus los, vier Frauen auf der Suche nach Sonne, Sand, Salzwasser und Sex. In den folgenden sieben Tagen lernte ich Wasserski und wie man Männer anmacht, wobei zwischen beiden gar nicht mal ein so großer Unterschied bestand.
Die ersten vier Tage spielte ich ganz das brave unschuldige Mädchen. Die anderen standen zum Mittagessen auf, verbrachten den Nachmittag am Strand und zogen bis in die frühen Morgenstunden durch die Clubs. Ich schloss mich ihnen an und tanzte sogar mit ein paar Jungs, die wir kennengelernt hatten, obwohl wir meistens in der Gruppe zusammenblieben. Aber Punkt zwölf verließ ich wie Aschenputtel das Fest – rein ins Taxi und ab nach Hause, bevor sich irgendwas Ernsteres ergab.
Am nächsten Morgen war ich Stunden vor den anderen aus dem Bett, um später, wenn sie die Treppe heruntergeschlurft kamen, ihren Kriegsberichten zuzuhören, in denen sie ihre sexuellen Abenteuer in allen Details ausbreiteten und miteinander verglichen. Sie glaubten vermutlich, ich würde wegen ihrer Rumhurerei auf sie herabblicken.
Nun, halb lagen sie damit richtig. Wenn ich Frauen vor einem Jahr so hätte reden hören, hätte ich sie ganz bestimmt für Nutten gehalten, obwohl ich natürlich selbst genügend Bums-Urlaube hinter mir hatte. Aber jetzt blickte ich nicht im Geringsten auf sie herab. Ich beneidete sie um ihren Spaß und wünschte mir halb, mitzuziehen. Was ich zum Schluss auch tat.
Am fünften Tag gingen wir alle zum Wasserski. Nun habe ich aber diese völlig irrationale Angst vor Haien – vermutlich habe ich
Der weiße Hai
in zu jungen Jahren gesehen, oder sonst was –, und als ich zum ersten Mal vom Rand des Motorboots sprang und zu den Skiern hinausschwamm, die im Wasser trieben, hatte ich lähmende Angst. Ich lachte und kreischte zu den anderen Mädchen rüber und machte ein Heidentheater, wie das ebenso ist, wenn man mit einer Gruppe unterwegs ist und seinen Spaß haben möchte.
Schließlich gelang es mir doch, in die Skier zu kommen, ohne gefressen zu werden. Dann griff ich nach der kleinen Haltestange am Ende des Seils, gab dem Mann ein Zeichen durchzustarten … und wurde geradewegs nach vorn und aus den Skiern heraus ins Wasser katapultiert.
Also sah Romeo, oder Pedro, oder wie immer der Name des Wasserski-Lehrers lautete, sich gedrängt, ins Wasser zu springen und der armen englischen Miss persönliche Hilfestellung zukommen zu lassen. Er schwamm neben mich, half mir zurück in die Skier und zeigte mir die korrekte Körperhaltung, wobei er, welch wundersame Fügung, mir eine Hand unter den Po schob, während er mit der anderen meinen Rücken gerade und meine Brust nach vorn drückte und
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