Girl
halbe Dutzend schicken Sie dann zu mir.«
Herrgott, die Frau hatte wirklich eiserne Nerven. »Sie meinen, ich soll meine eigene Nachfolgerin interviewen?«
»Genau.«
»Wie können Sie so etwas tun?«
»Wie bitte?«
»Wie können Sie jemanden feuern, und dann von ihr verlangen, sie solle diejenige auswählen, die ihren Job übernimmt?«
»Habe ich gesagt, dass ich Sie feuern werde?«
»Nicht direkt, aber …«
»Aber gar nichts«, sagte Mimi durch ihren üblichen Zigaretten Nebel hindurch. »Sie werden nicht gefeuert. Ich gebe Ihnen für die Dauer des Prozesses frei, plus eine Woche Ferien, falls Ihnen danach ist. Und wenn Sie dann wiederkommen, übernehmen Sie Ihre beiden ersten Kunden. Außerdem bekommen Sie eine Gehaltserhöhung, Gott weiß warum, da ich mir ziemlich sicher bin, dass Sie bis dahin reich genug sind, um die ganze Firma zu kaufen.«
»Oh, vielen Dank!« sagte ich, obwohl ich der alten Hexe noch nicht ganz verziehen hatte, mir einen solchen Schrecken eingejagt zu haben. »Sie wissen gar nicht, wie viel mir das bedeutet. Ich rufe jetzt gleich bei den Vermittlungsagenturen an.«
»Und vergessen Sie nicht…«, sagte Mimi, als ich schon die Hand an der Türklinke hatte, »binnen zwei Wochen sitzt da eine Top-Sekretärin hinter Ihrem Schreibtisch, die Ihren Job besser macht als Sie. Wenn nicht, kehren Sie dorthin zurück. Habe ich mich verständlich ausgedrückt?«
»Mehr als verständlich.«
»Dann halten Sie mich nicht länger auf, und gehen Sie an die Arbeit.«
30. September
Gestern gab Melanie ihr Debüt bei den
Eastenders.
Wir veranstalteten ein spezielles Treffen des Carrie-Partridge-Klubs bei mir daheim, um dem Ereignis vor dem Fernseher beizuwohnen. Charmaine war auch mit von der Partie, in euphorischem Zustand, weil es vor einigen Monaten endlich mit ihrer Operation geklappt hatte. Sie erschien in hautengen Leggins, damit auch alle sahen, was man ihr weggenommen hatte, und verkündete: »Ich bin voll funktionstüchtig, und ich hole alles nach!«
»Also, hier wirst du wohl kaum auf deine Kosten kommen, Liebes«, sagte Carrie, die ihre Oberlehrerinnen-Haltung abgelegt hatte und fleißig Bacardi-Cola kippte. »Von mir kriegst du nicht mehr als eine Aubergine gestopft.«
Eine fantastisch aussehende Melanie erschien und nahm thronend auf dem Sofa Platz, eine Schar bewundernder Fans zu ihren Füssen. Ich erinnere mich noch, dass ich lachen musste, weil ich Clive Horrocks erzählt hatte, ich wollte ganz normal sein, und hier spielte ich nun die Gastgeberin für eine Horde betrunkener Transsexueller.
Heute Morgen wachte ich mit einem fürchterlichen Kater auf und schleppte mich mehr schlecht als recht durch den Tag im Büro. Glücklicherweise war meine Nachfolgerin für einen Tag da, um sich mit ihrem Job vertraut zu machen. Sie ist ein braves Mädchen aus dem Norden und heisst Karen Oldthwaite. Sie ist mit vollem Ernst bei der Sache und arbeitet präzise wie ein Uhrwerk. Bis zum Mittag verrichtete sie meine Aufgabe so, als hätte sie ihr Leben lang nichts anderes getan, und ich wette, in ein oder zwei Wochen läuft alles ganz nach ihrer Regie.
Zugegeben, sie entspricht nicht ganz dem üblichen Stil von Hart Associates. Mimi steht eher auf Mitarbeiterinnen, die angenehm klingen und dekorativ aussehen. Aber wie ich ihr schon einmal sagte: wenn sie etwas Dekoratives wolle, dann solle sie sich eine verdammte Topfpflanze besorgen. Wenn sie eine gute Sekretärin möchte, sei Karen genau die richtige.
Ich sitze gerade im Zug nach Hause, in einem Erster-Klasse-Abteil, im Designer-Kostüm, und spreche in mein Diktiergerät wie eine waschechte Geschäftsfrau. Es ist schon eine merkwürdige Welt, gar keine Frage.
2. Oktober
Es gibt Tage, da vermisse ich meinen früheren Bizeps. Am Wochenende habe ich mit Dad eine Runde Golf gespielt, und zuletzt musste ich vom Damenabschlag spielen, nicht weil ich mir irgendeinen Jux machen wollte, sondern weil es verdammt noch mal nicht anders ging. Ich habe einfach nicht mehr die Kraft in den Schultern wie vor der Operation.
Eigentlich nicht weiter verwunderlich. In den letzten Monaten habe ich gute zwölfeinhalb Kilo verloren – im Moment wiege ich knappe siebenundfünfzig –, und das meiste davon waren Muskeln an Schultern, Torso und Oberschenkeln. Großartig, um besser in Kleider zu passen, aber auf dem Fairway einfach mörderisch.
»Du solltest deinen Anwälten erklären, dass dein Golfspiel gelitten hat«, sagte Dad. »Dürfte noch ein paar Pfund
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