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Girl

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Titel: Girl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Thomas
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Roderick ließ es erst abklingen, bevor er mit seiner Rede fortfuhr: »Ich wage zu sagen, wir haben alle an ihrem persönlichen Schicksal in der Tagespresse Anteil genommen. Und wir haben Gerüchte vernommen – für die es keinerlei Belege gab –, nach denen sie nicht unerhebliche Geldbeträge im Austausch für persönliche Interviews bekommen haben soll.
    Aber wir wollen niemals vergessen, dass Miss Barretts gegenwärtige Situation sich allein der Tapferkeit verdankt, mit der sie ihrem Unglück entgegengetreten ist. Wenn sie den Mut und die Standhaftigkeit besitzt, das Beste aus ihrer Lage zu machen, wenn sie den Entschluss fasst, Kraft und Würde zu zeigen, anstatt sich in Selbstmitleid und Bitterkeit zu ergehen, so schwächt das in keinster Weise die Verantwortlichkeit der Mediziner, in deren Hände sie vertrauensvoll ihren Körper legte, der damals noch sein Körper war, nur um in ihrem Vertrauen auf die schrecklichste Weise getäuscht zu werden.
    Und wir wollen ebenso wenig vergessen, dass – wie viel an Einnahmen ihr auch zugeflossen sein mögen, und ich wiederhole: sein mögen; und was der Prozess auch für sie bringen mag – keine noch so hohe pekuniäre Begünstigung sie jemals für den Verlust ihrer Männlichkeit entschädigen kann, und für all die Hoffnungen und Versprechungen, die daran geknüpft sind. Sie kam nicht als Frau auf diese Welt. Und es ist allein einem höchst grausamen Winkelzug des Schicksals zuzuschreiben, dass ihr ein Leben als Frau aufgezwungen wurde.«
    Helen McGoldrick erhob sich nun von ihrem Platz. Eine kleine, dunkelhaarige Frau, die von einer rastlosen Energie getrieben zu sein schien und wie ein hungriger Raubvogel in ihren Papieren stöberte. Ihr Gesicht, das ohne jedes Makeup unter ihrer weißen Rosshaarperücke hervorschaute, verstärkte mit seinen hervorspringenden Wangenknochen und der gebogenen Nase noch diesen Eindruck. Niemand hätte sie als schön bezeichnet. Aber die schiere Intelligenz, die in ihren Augen aufblitzte, machte ihr äußeres Erscheinungsbild irrelevant.
    Ein Blick genügte, um zu wissen, dass Helen McGoldricks bloßer Verstand einen betören, verführen oder in Stücke reißen konnte. Gegen meinen Willen erkannte ich, dass ich es kaum erwarten konnte, was sie zu sagen hatte. Sie seufzte, sah sich in dem gefüllten Saal um und begann zu sprechen.
    »Nun«, sagte sie und hielt inne, um diese eine Silbe durch den Gerichtssaal klingen zu lassen, »eine Frau zu werden ist also …« (und hier gab sie vor, ihre Aufzeichnungen zu Rate zu ziehen)»… ein grausamer Winkelzug des Schicksals, nicht wahr?«
    Sie blickte hinauf zur überfüllten Zuschauertribüne und wandte sich dann wieder dem Richter zu. »Mylord, ich hoffe, Sie erlauben mir, an all die hier im Saal versammelten Frauen eine Frage zu richten.
    Sagen Sie mir, meine Damen«, hob sie in ihrem trockenen, sarkastischen australischen Akzent an, »glauben auch Sie, dass Sie für die Ihnen vorenthaltenen Freuden der Männlichkeit eine Entschädigung erhalten sollten? Wenn Sie sich umsehen und all die großartigen Exemplare der männlichen Spezies betrachten, die hier unter uns sitzen, weinen auch Sie bei dem Gedanken, nicht zu ihnen zu gehören? Möchten auch Sie einen verschwitzten Nadelstreifenanzug besitzen? Sehnen Sie sich danach, eine Glatze zu bekommen? Wachen auch Sie morgens auf, werfen einen Blick auf die schnarchende Kreatur neben sich und denken, Himmel, ich wünschte, auch ich würde unter vorzeitiger Ejakulation leiden?«
    Der Richter schlug mit seinem Hammer heftig auf sein Pult. »Miss McGoldrick, das ist genug! Ich werde diese Ausdrucksweise hier vor Gericht nicht dulden.«
    Aber es war natürlich zu spät. Der ganze Saal war in Aufruhr. Sogar ich hatte am Ende ihrer Liste laut lachen müssen, was Sir Roderick mit einem wütenden Blick quittierte und bei der Reporterschar auf der Pressetribüne emsiges Gekritzel auslöste. Nach und nach legte sich der Tumult, und Helen McGoldrick fuhr fort.
    »Wir weisen den Vorwurf der Fahrlässigkeit gegen St. Swithin’s oder irgendeinen seiner Angestellten energisch zurück. Aber selbst wenn wir das nicht täten, würde das keinen Unterschied machen, weil die gesamten Vorwürfe von Seiten des Klägers auf reinem Sexismus beruhen. Wir haben hier einen Fall vor uns, der auf die Behauptung gegründet ist, ein menschliches Wesen habe katastrophalen Schaden erlitten, weil es, wie meine Landsleute zu sagen pflegen, Freund Percv nicht länger in die

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