Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Girl

Girl

Titel: Girl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Thomas
Vom Netzwerk:
zusätzlich bringen.«
    »Da bin ich mir nicht so sicher«, sagte ich, während ich einen Zweieinhalb-Meter-Putt versenkte. »Ich schlage den Ball nicht mehr so weit wie früher. Aber ich glaube, mein kurzes Spiel hat sich eindeutig verbessert. Ich habe mehr Geduld. Ich lasse mir mehr Zeit und werde nicht mehr so schnell wütend, wenn ich ein- oder zweimal danebenschlage. Im Großen und Ganzen würde ich sagen, ich spiele jetzt besser als vor einem Jahr.«
    »Sag denen das bloß nicht, du verrückte Gans, sonst musst du ihnen noch was zahlen.«
    »Ich zahl dir gleich die verrückte Gans heim«, lachte ich. Dann schlug ich Dad, ganz wie gehabt.
    Kate hatte ebenfalls eine Flut von Ratschlägen für mich: was ich anziehen sollte, wie ich mich bewegen sollte, was ich sagen bzw. nicht sagen sollte. Es war nett gemeint, aber ich hatte das alles schon tausendmal mit den Anwälten in London durchgekaut. Und mir lag vor allem daran, die ganze Geschichte für ein paar Tage zu vergessen. Bis Sonntagnachmittag hatte sich das Wetter zugezogen – es war kalt, nass und ungemütlich. Ingrid Bergman war als englische Missionarin in
Die Herberge zur 6. Glückseligkeit
im Fernsehen zu sehen.
    »Ihr zwei setzt euch schön vor den Fernseher«, sagte ich. »Den heißen Kakao besorge ich.«
    Die nächsten zwei Stunden verbrachte ich auf einem Kissen am Boden und mit dem Rücken an das Sofa angelehnt, auf dem Mum und Kate saßen. Während des Films redeten wir über Kates neuen Freund, der verheiratet war, und warum Kate immer nur Männer aufgabelte, die Größere Komplikationen mit sich brachten.
    »Du hast gut reden!« sagte sie. »Du fliegst gleich auf drei Männer. Einer davon ist ein Psychopath. Einer ist der Chirurg, den du auf zigtausend Pfund Schmerzensgeld verklagen wirst. Und der dritte lebt in Spanien. Eins muss man dir immerhin lassen – zumindest bist du nicht zurück zu dem Psychopathen gegangen, wie die meisten misshandelten Frauen, mit denen ich zu tun habe.«
    »Ich bin keine misshandelte Frau!«
    »Er hat dich geschlagen, oder?«
    »Ja, aber nur, weil er glaubte, ich sei ein Mann. Wenn er mich wie eine Frau behandelt hätte, wären wir inzwischen vermutlich verlobt.«
    »Oh, großartig«, sagte Kate. »Und was ist der zweite Preis?«
    »Mädchen, Mädchen«, sagte Mum beschwichtigend. »Ich will nichts weiter von euren Männerbekanntschaften hören, wenn ihr euch nur gegenseitig in den Haaren liegt.« Verzweifelt versuchte sie ein anderes Thema anzuschlagen, in dem sie uns von einem fantastischen neuen Rezept für baskisches Huhn erzählte, das sie kürzlich im letzten Delia-Smith-Kochbuch entdeckt hatte.
    »Ich kann es kaum glauben, dass ich hier sitze und mich ernstlich über die verschiedenen Arten, Hühnchen zu kochen, unterhalte.«
    »Ich weiß«, sagte Kate. »Unser harmloses Frauengeplauder muss ein ziemlicher Abstieg für dich sein, nach all den faszinierenden männlichen Fachsimpeleien, die du mit Dad über Nick Faldos sagenhaften Golfschwung geführt hast.«
    »Wir können uns auch gerne über das jüngste Beispiel schmutziger kapitalistischer Unterdrückung in Hottentottenland unterhalten, wenn dich das glücklicher macht.«
    »Mädchen!!« rief Mum. »Wenn ihr euch wirklich nichts Nettes zu sagen habt, dann haltet um Gottes willen den Mund und seht euch den Film an.«
    »Keine Sorge, Mum«, sagte ich. »In Wahrheit lieben wir uns.«
    »Hmmm …«, seufzte sie als eine Art Antwort.
    »Es ist schon komisch«, sagte Mum, als wir etwa eine Stunde später die Kakaotassen spülten, »aber ich betrachte dich und Kate inzwischen so… so selbstverständlich als meine Mädchen. Ich kann mir kaum vorstellen, dass du jemals mein Sohn warst.«
    »Scheint eine Ewigkeit her zu sein, wie?«
    Für einen Augenblick schwiegen wir beide. Dann fragte Mum: »Und du bist dir sicher, dass wir nicht beim Prozess erscheinen sollen?«
    »Ja, bin ich. Ich weiß, ihr wollt gern mit dabei sein, aber es würde mich nur ablenken. Ich würde mir Sorgen machen über das, was ihr zu hören bekommt, und darüber, in eurem Beisein das Falsche zu sagen.«
    Mum druckste vor sich hin. »Manches ändert sich eben nie. Als du noch ein kleiner Junge warst, durften wir auch nie bei deinen Fußballspielen zusehen.«
    »Ich erinnere mich.«
    »Und einmal sind wir dann doch gekommen …«
    … und ich schoss ein Eigentor. Siehst du, genau das würde wieder passieren. Ich würde mich sorgen, was ihr von mir denken könntet, und schon würde ich irgendwas

Weitere Kostenlose Bücher